Stargard

[857] Stargard, 1) (S. in Pommern) Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Stettin, an der Ihna, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Stettin-Belgard, Posen-S. u. a., 28 m ü. M., hat 4 evangelische und eine kath. Kirche, eine Synagoge u. (1905) mit der Garnison (ein Grenadierregiment Nr. 9) 26,907 Einw. (davon 1387 Katholiken u. 410 Juden), die Eisengießerei, Maschinen-, Geldschrank-, Schuhwaren-, Lack-, Filzwaren-, Dachpappen-, Seifen-, Bürsten-, Spiritus- und Zigarrenfabrikation, Gerberei, Bierbrauerei, Feilenhauerei und Dampfschleiferei betreiben.

Wappen von Stargard in Pommern.
Wappen von Stargard in Pommern.

S. hat außerdem eine Dampfmühle, 2 Dampfmolkereien und bedeutende Landwirtschaft. Der Handel, unterstützt durch eine Reichsbanknebenstelle, ist besonders lebhaft in Getreide, Vieh und Produkten. S. hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine landwirtschaftliche Winterschule, ein Zentralgefängnis, ein Waisenhaus etc. und ist Sitz eines Landgerichts, eines Landratsamts (für den Kreis Saatzig), eines Hauptsteueramts und einer Landschaftsdépartements-Direktion. Die städtischen Behörden zählen 14 Magistratsmitglieder und 36 Stadtverordnete. In der Nähe der Madüesee (s. Madüe). S. erhielt 1253 Stadtrecht und ward dann die Hauptstadt von Hinterpommern. Zum Landgerichtsbezirk S. gehören die 14 Amtsgerichte zu Dramburg, Falkenburg, Gollnow, Greifenberg in P., Jakobshagen, Kallies, Labes, Massow, Naugard, Nörenberg, Pyritz, Regenwalde, S. und Treptow a. R. Vgl. Petrich, Stargarder Skizzenbuch (Stargard 1877); Böhmer, Beiträge zur Geschichte der Stadt S. (das. 1902–04,6 Hefte); Zuck, Führer durch S. (das. 1900). – 2) (Stargardt, Preußisch-S.) Kreisstadt im preuß. Regbez. Danzig, an der Ferse, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Schneidemühl-Güldenboden, Schmentau-Preußisch-S. und Schöneck i. W.-Preußisch-S., hat eine evangelische und eine kath. Kirche, Synagoge, ein Denkmal Kaiser Wilhelms I., Gymnasium, Präparandenanstalt, Amtsgericht, Hauptsteueramt, Reichsbanknebenstelle, Eisengießerei, Kupferschmiederei, Schnupftabak-, Möbel-, Schuhwaren-, Spiritus- und Essigfabrikation, Holzbearbeitungsanstalt, große Mühlen, Bierbrauerei und (1905) mit der Garnison (eine Abteilung Feldartillerie Nr. 72) 10,485 Einw., davon 4252 Evangelische und 352 Juden. Dabei die Irrenanstalt Konradstein. Vgl. Stadie, Geschichte der Stadt S. (Starg. 1864). – 3) (S. an der Linde) Stadt im Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz, an der Staatsbahnlinie Berlin-Stralsund, hat eine evang. Kirche, Amtsgericht, Domanialamt, Furniertischlerei, Böttcherei, Wollspinnerei, Tuchmacherei, 5 Dampfschneidemühlen, eine Walkmühle u. (1905) 2328 evang. Einwohner. Dabei auf steiler Höhe die alte Burg S. mit Wartturm. Vgl. v. Örtzen, Geschichtliches von Burg und Amt S. (Rost. 1890). Nach S. wurde ehemals auch der Hauptteil des Großherzogtums Mecklenburg-Strelitz benannt (s. Strelitz, Herzogtum).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 18. Leipzig 1909, S. 857.
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