Örtzen

[154] Örtzen, 1) Jasper von, mecklenburg. Minister, geb. 22. Nov. 1801 in Schwerin, gest. 20. Juli 1874 in Grandchamp bei Neuchâtel, trat 1822 in den mecklenburgischen Justizdienst, bereiste 1826 Holland, England und Frankreich, verließ 1839 den Staatsdienst und bewirtschaftete das angekaufte Gut Leppin. Während der Bewegung von 1848 an den Strelitzer Hof berufen, vertrat O. dessen Anschauungen bezüglich der mecklenburgischen Verfassungsstreitigkeiten in Berlin, war 1850–51 Bevollmächtigter bei den Dresdener Konferenzen, wirkte 1851–58 als Bundestagsgesandter beider Mecklenburg in Frankfurt a. M.,[154] 1858–69 als Staatsminister in Schwerin und war in diesen beiden Eigenschaften an der politischen Neugestaltung Deutschlands als Mithandelnder und unterrichteter Zuschauer beteiligt. Namentlich mit Bismarck hat O. häufig in Verkehr gestanden. Vgl. H. v. Örtzen, Das Leben und Wirken des Staatsministers Jasper von O. (Schwer. 1905).

2) Georg, Freiherr von, Dichter und Schriftsteller, geb. 2. Febr. 1829 zu Brunn in Mecklenburg-Strelitz, studierte die Rechte, trat 1850 als Offizier in ein preußisches Husarenregiment, ward 1855–57 der preußischen Bundestagsgesandtschaft attachiert, fungierte einige Jahre als Kammerherr der Prinzessin Friedrich Wilhelm von Hessen, ward 1879 beim deutschen Generalkonsulat in New York, 1880 beim Generalkonsulat in Konstantinopel angestellt, von wo er 1881 als Konsul nach Marseille und 1889 als Generalkonsul nach Christiania kam. 1892 trat er in den Ruhestand; er lebt in Freiburg i. Br. O. veröffentlichte: »Gedichte« (3. Aufl., Berl. 1861); »Heimgebrachtes«, Dichtungen (Hamb. 1866); »Im Sonnenschein und Wind«, neue Lieder (Heidelb. 1868); »Aus den Kämpfen des Lebens«, Aphorismen (das. 1868) und »Selbstgespräche«, neue Aphorismen (Stuttg. 1873); »Liebeslieder aus jungen Tagen« (Heidelb. 1875); »Stimmen des Lebens«, neue Gedichte (Wien 1876); »Deutsche Träume, deutsche Siege«, gesammelte vaterländische Dichtungen (Leipz. 1876); »Epigramme und Epiloge in Prosa« (Bresl. 1880); »Pera bei Poetenlicht« (das. 1883); »Lieder und Leute« (Wismar 1883); »Aus den Herbergen des Lebens« (Bresl. 1886); »Eines Lyrikers Chronik« (Leipz. 1888); »Sommerfahrt eines Junggebliebenen« (Berl. 1888); »Lieder im Widerhall« (Hamb. 1891); »Auf Schwarzwaldwegen« (Freiburg 1896); »Worte für Augenblicke«, ein Spruchbuch (Stuttg. 1898); »Unter uns gesagt« (Wien 1899); »Greift nur hinein«, neue Aphorismen (Heidelb. 1901); »Vom Heimwege«, Ritornelle (das. 1902); »Zwischen Runen und Rosen«, Lyrik (Metz 1902); »Es war ein Traum« (das. 1902). Unter dem Pseudonym Ludwig Robert erschienen von ihm »Erlebnisse und Studien in der Gegenwart« (Leipz. 1875), unter dem Pseudonym Stephan Ervésy eine Sonettensammlung »Nacht« (Stuttg. 1899), anonym: »Adam contra Eva, kurze Bemerkungen zu den Akten von einem Unparteiischen« (2. Aufl., Münch. 1878); »Schrullen« (Bresl. 1878); »Eigne Wege«, Gedichte (das. 1879) und »Randstriche und Nesselreime« (Leipz. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 15. Leipzig 1908, S. 154-155.
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