Sternberg [3]

[1] Sternberg, altes freiherrliches, seit 1661 reichsgräfliches Geschlecht aus Franken, das in Österreich, Böhmen und Mähren begütert ist, in Böhmen seit dem 13. Jahrh. urkundlich auftaucht. Die böhmische Linie teilte sich Anfang des 18. Jahrh. in eine ältere und eine jüngere. Jene erwarb durch Heirat 1762 die reichsunmittelbaren, in der Eifel gelegenen Herrschaften der Grafen Manderscheid mit Sitz und Stimme im westfälischen Grafenkollegium. nannte sich seitdem S.-Manderscheid und ward für den Verlust jener Besitzungen im Lüneviller Frieden mit den vormaligen Abteien Schussenried und Weißenau entschädigt, die jetzt eine Standesherrschaft unter württembergischer Oberhoheit bilden. Die Linie starb 1843 im Mannesstamm aus. Die jüngere Linie, S.-Serowitz, in Böhmen begütert, hat zum Haupte den Reichsgrafen Leopold von S., geb. 22. Okt. 1865 in Pohořelitz, erbliches Mitglied des Herrenhauses im Reichsrat. Aus dieser Linie stammte auch Kaspar Maria von S., geb. 6. Jan. 1761 in Prag, gest. 20. Dez. 1838 in Brzesina, war für den geistlichen Stand bestimmt, absolvierte auch das Collegium germanicum in Rom und trat 1785 in das Regensburger Domkapitel, legte 1806 seine amtliche Stellung nieder und widmete sich nunmehr vollends dem Studium der Kunst und der Naturwissenschaften und war für Böhmens geistige Kultur rastlos tätig. Er starb als Präsident des böhmischen Nationalmuseums in Prag, dem er seine sämtlichen reichen naturwissenschaftlichen Sammlungen und Bibliothek vermachte. Von seinen zahlreichen Veröffentlichungen sind die bedeutendsten: »Versuch einer geognostisch-botanischen Darstellung der Flora der Vorwelt« (Prag 1820–32, 2 Bde. mit 160 Tafeln), eine Monographie über die Saxifrageen und Arbeiten über die böhmische Flora sowie »Umriß einer Geschichte der böhmischen Bergwerke« (das. 1836 bis 1838, 2 Bde.). Seinen Briefwechsel mit Goethe aus den Jahren 1820–32 gab Bratranek (Leipz. 1866) heraus. Vgl. Palacky, Leben des Grafen Kaspar S., von ihm selbst beschrieben (Prag 1868). – Der jüngere Bruder des obengenannten Hauptes der Linie, Adalbert, geb. 14. Jan. 1868 in Pohořelitz, ging nach kurzer aktiver Dienstzeit (seit 1886) auf Reisen, begab sich 1896 nach Transvaal und wurde 1900 bei Paardeberg gefangen genommen (vgl. seine Schrift »Meine Erlebnisse und Erfahrungen im Boerenkriege«, Berl. 1901). Im Februar 1904 und wiederum 1907 wurde er in den Reichsrat gewählt. Er ist[1] tschechischer Gesinnung, gehört aber keiner der großen Parteien an. Er schrieb noch: »Militärische Federzeichnungen« (Berl. 1904); »Politische Federzeichnungen« (das. 1905); »Jenseits von Essen und Trinken«, Novellen und Gedichte (Wien 1905); »Konservative Kavallerieattacken« (Berl. 1906); »Der Christengott und der Judengott«, Roman (Wien 1907) u. a.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 1-2.
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