Superphosphat

[209] Superphosphat, ein Düngerpräparat, das aus verschiedenen Rohmaterialien mit hohem Gehalt an unlöslichem basisch phosphorsauren Kalk (Tricalciumphosphat) dargestellt wird, indem man das letztere Salz durch Behandeln mit Schwefelsäure in löslichen sauren phosphorsauren Kalk (Monocalciumphosphat) überführt, wobei sich außerdem schwefelsaurer Kalk (Gips) bildet. Bleibt hierbei wegen unzureichender Schwefelsäure ein Teil des basischen Phosphats unzersetzt, so bildet dies mit dem sauren Phosphat unlösliches neutrales Phosphat (Dicalciumphosphat); ähnlich wird auch bei Gegenwart von mehr als etwa 3–4 Proz. Eisenoxyd ein Teil der Phosphorsäure wieder unlöslich (Zurückgehen des Superphosphats), und da nun das Präparat hauptsächlich durch seinen Gehalt an löslicher Phosphorsäure Werk erhält, so wird dieser durch das Zurückgehen wesentlich gemindert. Man verarbeitet auf S. namentlich Phosphorite, Koprolithen, Guano, Knochenasche, abgenutzte Knochenkohle etc. und benutzt zum Aufschließen derselben Kammersäure, Pfannensäure oder auch die Schwefelsäure, die bei der Bereitung des Nitrobenzols zurückbleibt, oder solche, die zum Reinigen des Solaröls gedient hat. 1 Teil Phosphorsäure erfordert zum Aufschließen 1,72 Teile Schwefelsäure von 60° B., und reiner basisch phosphorsaurer Kalk gibt, mit solcher Säure zersetzt, ein S. mit 25,6 Proz. löslicher Phosphorsäure. Zur Vermischung der nötigenfalls staubfein zerkleinerten Materialien mit der Säure benutzt man mit Blei ausgeschlagene hölzerne Kasten oder gemauerte Behälter, oft unter Anwendung eines mechanischen Rührwerkes, läßt dann das Präparat liegen, bis es zur Bindung des Wassers abgetrocknet ist, worauf es zerkleinert und gesiebt wird. Namentlich bei Verarbeitung von Phosphoriten müssen die Behälter mit einem hölzernen Mantel bedeckt werden, um Dämpfe von Chlor- und Fluorwasserstoffsäure in die Esse leiten zu können. Mineralische Phosphate werden viel leichter aufgeschlossen, wenn man 7–10 Proz. der Schwefelsäure durch Salzsäure ersetzt oder Kochsalz hinzufügt. Phosphorite, die ein stark zurückgehendes S. liefern, behandelt man mit so viel Schwefelsäure, daß alle Phosphorsäure frei wird, zieht diese mit Wasser aus, verdampft die Lösung und benutzt sie nun selbst zum Aufschließen von Phosphorit. So erhält man Doppelsuperphosphat mit 40–45 Proz. löslicher Phosphorsäure und als Nebenprodukt Superphosphatgips (mit 2 Proz. Phosphorsäure), der zum Konservieren von Stallmist dient.[209] Häufig mischt man auch das S. mit stickstoffhaltigen Substanzen, wie schwefelsaurem Ammoniak oder Chilisalpeter, Kalisalzen (Ammoniaksuperphosphat, Salpetermischung, Kaliammoniaksuperphosphat), ferner Horn, Leder, Lumpen, die gedämpft und dann gemahlen werden, auch mit Leimbrühe vom Dämpfen der Knochen etc. Liebig empfahl zuerst die Aufschließung von Knochenmehl mit Schwefelsäure, 1843 stellte Lawes in Deptford S. dar und seit 1850 wurde es auch in Deutschland dargestellt (vgl. Dünger, S. 278 f.). Vgl. Marek, Über den relativen Düngewert der Phosphate (Dresd. 1889); Schucht, Die Fabrikation des Superphosphats etc. (2. Aufl., Braunschw. 1903); v. Grueber, Die Superphosphatfabrikation (Halle 1907).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 209-210.
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