Trappe

[673] Trappe (Otis L.), Gattung der Watvögel aus der Familie der Trappen (Otididae), große oder mittelgroße Vögel mit mittellangem, dickem Hals, ziemlich großem Kopf, mittellangem, kräftigem Schnabel, großen, muldenförmigen Flügeln, mittellangem, breit abgerundetem Schwanz, mittelhohen, starken Beinen und dreizehigen Füßen. Sie fliegen schwerfällig, leben monogamisch in kleinen Trupps und nach der Brutzeit in Herden, am zahlreichsten in Steppen als Stand- oder Strichvögel, nähren sich von Körnern, Knospen und Blüten, in der Jugend auch von Insekten, und nisten in seichten Mulden. Der große T. (Großtrappe, Trappgans, O. tarda L., s. Tafel »Watvögel II«, Fig. 1), der größte europäische Landvogel, über 1 m lang, 2,4 m breit, am Kopf, Hals und dem obern Teil der Flügel hell aschgrau, auf dem Rücken rostgelb, schwarz gebändert, im Nacken rostfarbig, unterseits schmutzigweiß, der Schwanz rostrot und vor der weißen Spitze mit schwarzem Bande. Das Männchen hat etwa 30 lange, zerschlissene, grauweiße Kehlfedern, das Weibchen ist blässer gefärbt und um ein Drittel kleiner. Der Großtrappe lebt in den Ebenen Mittel- und Südeuropas u. Mittelasiens bis zum 55.° nördl. Br. und in Nordafrika, besonders in Ungarn, Rumänien, Südrußland und Asien, ist dagegen als Brutvogel im westlichen Deutschland ziemlich selten, zum Teil nur als Wintergast. Hier lebt er als Standvogel, in Rußland und Asien wandert oder streicht er. Sein Gang ist langsam, doch läuft er auch sehr schnell und fliegt ausdauernd. Er frißt am liebsten Kraut und Kohl, im Winter Raps und Getreide, nistet im Mai bis Juni gern im Getreide, und das Gelege besteht aus zwei, selten vier matt graugrünen, dunkel gefleckten und gewässerten Eiern (s. Tafel »Eier II«, Fig. 23), die vom Weibchen in etwa 30 Tagen ausgebrütet werden. Jung eingefangene oder von Putern ausgebrütete Trappen halten sich recht gut, schreiten aber nicht zur Fortpflanzung. Der T. gehört zur hohen Jagd; wo er in Menge vorkommt, richtet er auf den Getreide- und Rapsfeldern oft beträchtlichen Schaden an. Das Fleisch der Jungen ist schmackhaft. Der Zwergtrappe (O. tetrax L.), 50 cm lang und 95 cm breit, mit seitlich etwas verlängerten Oberhals- und Hinterkopffedern, am Halse schwarz, mit einem von den Ohren nach der Kehle herablaufenden weißen Ringband und einem breiten, über den Kropf sich hinziehenden weißen Querband; der Oberkopf ist hellgelblich, braun gefleckt, der Rücken hell rötlichgelb, schwarz gefleckt und gewellt; die Flügelränder, die Schwanzdeckfedern und die Unterseite sind weiß, die Schwingen dunkelbraun, die hinterste bis auf ein breites Band vor der Spitze weiß, die Schwanzfedern weiß mit zwei Binden. Der Zwergtrappe bewohnt das südöstliche Europa, namentlich Südungarn, Sardinien, die russischen und sibirischen Steppen, auch Südfrankreich und Spanien, Mittel- und Westasien und Nordwestafrika und brütet seit 1870 auch in Schlesien und Thüringen, wo er vom April bis Oktober weilt. In andern Teilen Mitteldeutschlands und in den angrenzenden Ländern erscheint er nur auf dem Zuge und im Winter. Auf seinem Zuge berührt er die Atlasländer. Er frißt besonders gern Klee und Esparsette, junges Getreide und Löwenzahn und brütet im Mai in Kleefeldern. Das Gelege besteht aus 3–4 dunkel olivengrünen, braun gefleckten Eiern (s. Tafel »Eier II«, Fig. 24). Sein Fleisch ist sehr schmackhaft; in der Gefangenschaft hält er sich sehr gut. Man erlegt die Trappen im Spätherbst und Winter besonders bei Nebel auf der Treibjagd. Junge Trappen schießt man wohl auch auf der Suche mit dem Vorstehhund in spät reisenden Hafer- und Gerstenfeldern.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 673.
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