Tschetschener

[776] Tschetschener, die russ. Bezeichnung für die zum kaukasischen Stamme gehörigen, von den Georgiern Khisten (Kisten), von den Lesghiern Mizdscheghen genannten Völkerschaften, die sich selber Nachtschuoi nennen und in der russ. Provinz Terek in Ziskaukasien (240,000) sowie in den Provinzen Tiflis (2500) und Daghestan (900) wohnen und im ganzen 243,400 Köpfe zählen. Zu ihnen gehören namentlich die Inguschen, Karabulaken und die T. im engern Sinne zwischen den Karabulaken und dem Aksaifluß. Die Männer zeichnen sich durch schlanken Wuchs und Körpergewandtheit aus; den Frauen ist natürliche Anmut eigen. Die Wohnorte, Aul genannt, sind befestigte Dörfer unter Ältesten; Fürsten gibt es nicht. Die T. sind Mohammedaner. Ihre Sprachen, grammatisch bearbeitet von Schiefner (Petersb. 1864), sind mit keinem andern Sprachstamm verwandt (s. Kaukausische Sprachen). Sie treiben etwas Feldbau und Viehzucht. Die eigentlichen T. in der ehemaligen Landschaft Tschetschna (Tschetschnja) in der Provinz Terek, die durch den Gojfafluß in die Große Tschetschna im SO. und die Kleine Tschetschna im NW. geteilt wurde, mußten sich 1818 Rußland unterwerfen; ein 1827 ausgebrochener Aufstand wurde unterdrückt, doch machten die T. sich 1848 frei und schlossen sich Schamyl (s. d.) an, der die Tschetschna zu einer Statthalterschaft erhob. Ein Aufstand 1877 während des orientalischen Krieges wurde, wie die vorigen, bald unterdrückt. S. Kaukasien (Geschichte und Karte). Vgl. A. Bergé, Tschetschna und die T. (Tiflis 1850).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 19. Leipzig 1909, S. 776.
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