Viollet-le-Duc

[180] Viollet-le-Duc (spr. wiolä-lö-dück), Eugène Emmanuel, franz. Architekt und Kunstschriftsteller, geb. 27. Jan. 1814 in Paris, gest. daselbst 17. Sept. 1879, war Schüler A. Leclères und studierte 1836–37 in Italien und Sizilien, insbes. in Rom und Taormina,[180] die Reste der antiken Kunst. Im Süden von Frankreich zeichnete er ebenfalls alle hervorragendern Monumente. 1840 ward er Inspektor der Restaurierungsarbeiten der Ste. – Chapelle in Paris, und in demselben Jahre ward ihm die Restaurierung der Kirche in Vézelay, dann in den Jahren 1840–48 auch diejenige der Kirchen von Montréal, Poissy, St.-Nazaire von Carcassonne, Semur sowie der Stadthäuser von St.-Antonin (Tarn-et-Garonne) und Narbonne übertragen. 1845 wurde er im Verein mit Lassus mit der Restauration von Notre-Dame von Paris und der Erbauung der neuen Sakristei beauftragt. 1846 wurde er Architekt der Abtei St.-Denis; 1849 restaurierte er die Festungswerke von Carcassonne, in den folgenden Jahren baute er an der Kathedrale in Amiens, an dem Synodalsaal in Sens, an der Kirche Notre-Dame in Châlons-sur-Marne, an dem Schloß von Pierrefonds, der Kathedrale von Laon etc. Daneben entfaltete er eine sehr umfangreiche schriftstellerische Tätigkeit, die besonders der Wiederbelebung des mittelalterlichen Stiles, aber auch der Verbreitung vernünftiger Anschauungen über Zweck, Material etc. der Bauten galt. Seine Hauptwerke sind: »Dictionnaire raisonné de l'architecture française du XI.-XVI. siècle« (Par. 1854–1868, 10 Bde.; dazu »Table analytique et synthétique« von Sabine, 1889); »Dictionnaire raisonné du mobilier français de l'époque carlovingienne à la Renaissance« (1854–75, 6 Bde.); »Entretiens sur l'architecture« (1858–72, 2 Bde.); »Cités et ruines américaines« (1862–63, mit Atlas); »Chapelles de Notre-Dame de Paris« (1869); »Habitations modernes« (1874–75, 2 Bde.); »Histoire de l'habitation humaine« (1875); »L'art russe« (1877); »De la décoration appliquée aux édifices« (3. Aufl. 1893). Seine Restaurierungsarbeiten wie seine Schriften fanden überall hohe Anerkennung, obwohl bei beiden manches Willkürliche und Phantastische unterläuft. 1870–71 half er als Ingenieur Paris mit verteidigen (vgl. sein »Mémoire sur la défense de Paris«) und spielte seitdem auch als eifriger Republikaner eine politische Rolle. »Lettres inédites de V.« gab sein Sohn heraus (Par. 1902). Vgl. Sauvageot, V. et son œuvre (Par. 1880); Saint-P am, V., ses travaux d'art, etc. (Tours 1881); Rouvet, V. et Alphand an siège de Paris (das. 1904).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 180-181.
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