Wealdenformation

[437] Wealdenformation (Weald, spr. ŭīld, Wälderformation), Brack- und Süßwasserbildung zwischen Jura- und Kreideformation, bald der erstern, bald der letztern zugerechnet, bald in zwei Abteilungen, eine untere jurassische (untere W., Purbeck) und eine obere cretazeïsche (obere, eigentliche W.), zerspalten. Die Bezeichnung (1815 von Farrey) stammt von dem »Weald« genannten, früher aus Wald bestehenden, jetzt angebauten Teil der englischen Grafschaften Kent, Sussex und Essex (vgl. Downs). Die W. ist auf Südostengland, Nordfrankreich, Belgien und Nordwestdeutschland beschränkt und besteht in ihrer untern Abteilung in England aus etwa 50 m mächtigen Kalken und Mergeln, meist Brackwasser- und Süßwassergebilden mit Gastropoden (Paludina, Planorbis, Melania), Pelekypoden (Cyrena, Unio) und Schalenkrebsen (Cypris waldensis, vgl. Tafel »Juraformation II«, Fig. 5). Eine dünne Zwischenschicht ergab reiche Funde an Beuteltieren; andre Lagen (dirt beds) stellen vorweltliche Waldböden dar, voll von Zykadeen und Koniferen, deren Wurzelstöcke und Stämme oft noch in ursprünglicher Stellung gefunden werden. Mächtiger (bis 500 m) ist der Purbeck in Deutschland, wesentlich eine Brackwasserbildung, gebildet von roten und grünlichgrauen Mergeln (Münder Mergel) mit Gips- und Steinsalzeinlagerungen und einem Kalkstein, dem sogen. Serpulit, der von Röhren der Serpula coacervata ganz erfüllt ist. Die obere Abteilung der W. besteht unten aus Sandstein (Deistersandstein, Hastingssand) und oben aus Ton (Wealdclay, Wälderton). In ersterm treten Schiefertone und Steinkohlenflöze auf; letztere werden am Teutoburger Wald, am Wesergebirge, am Deister, Süntel und Osterwald gebaut. Die Flora dieser Flöze und der sie begleitenden Schiefertone zeigt vorwaltend Farne und Zykadeen, daneben Koniferen von tropischem Typus; Dikotyledonen fehlen. Der englische Hastingssand umschließt keine Kohlenflöze; dagegen enthält er häufiger als der Deistersandstein Fische, Schildkröten und Dinosaurier (Iguanodon etc.). Die jüngern Wealdentone, in England und in Deutschland reich an Melania, Cyrena, Cypris, in Belgien und England auch an Iguanodonresten, machen den Beschluß der Süß- und Brackwasserbildungen, denen rein marine Schichten der Kreideformation folgen.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 437.
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