Wurzbach [2]

[792] Wurzbach, 1) Konstant, Ritter von, Edler von Tannenberg, österreich. Dichter und Schriftsteller, geb. 11. April 1818 in Laibach, gest. 19. Aug. 1893 in Berchtesgaden, studierte in Graz die Rechte, trat dann in ein Infanterieregiment in Krakau, schied aber, nachdem er 1843 die philosophische Doktorwürde erworben, 1844 wieder aus dem Offizierstand, ward Skriptor bei der Lemberger Universitätsbibliothek, 1849 Bibliothekar im k. k. Ministerium des Innern, dann Ministerialsekretär im Staatsministerium und 1874 unter Erhebung in den österreichischen Ritterstand pensioniert. W. lebte seitdem in Berchtesgaden. Unter dem Pseudonym W. Constant hat er mehrere Bände Dichtungen (namentlich epische) veröffentlicht, darunter: »Mosaik« (Krak. 1841); »Parallelen« (2. Aufl., Leipz. 1852); »Gemmen« (Hamb. 1855); »Kameen« (Düsseld. 1856); »Zyklamen« (Wien 1873) und »Aus dem Psalter eines Poeten« (Darmst. 1874). Von seinen wissenschaftlichen Arbeiten sind anzuführen: »Die Sprichwörter der Polen« (2. Ausg., Wien 1852); »Die Volkslieder der Polen und Ruthenen« (2. Aufl., das. 1852); »Historische Wörter, Sprichwörter und Redensarten« (2. Aufl., Hamb. 1866); »Glimpf und Schimpf in Spruch und Wort« (Wien 1864); »Die Kirchen der Stadt Krakau« (das. 1853); »Bibliographisch-statistische Übersicht der Literatur des österreichischen Kaiserstaats« (2. Aufl., das. 1856); »Das Schillerbuch« (das. 1859); »Joseph Haydn und sein Bruder Michael« (das. 1862); »Mozartbuch« (das. 1868); »Franz Grillparzer« (das. 1871); »Ein Madonnenmaler unsrer Zeit: E. Steinle« (das. 1879) etc. Sein Hauptwerk, dem er seine letzten Jahre völlig widmete, ist das »Biographische Lexikon des Kaisertums Österreich« in 60 Bänden (Wien 1855–91).

2) Alfred von W., Ritter von Tannenberg, Schriftsteller und Kunsthistoriker, Sohn des vorigen, geb. 22. Juli 1846 in Lemberg, studierte in Wien die Rechte, erhielt dann eine Anstellung bei der niederösterreichischen Statthalterei, verließ aber 1876 den Staatsdienst, machte größere Reisen und widmete sich vorwiegend der Kunstgeschichte; als Kunstkritiker war er 1880–83 im Verbande der »Wiener Allgemeinen Zeitung«. Er veröffentlichte: »Zeitgenossen«, biographische Skizzen (Wien 1870–71,12 Hefte); »Laura«, Novelle in Versen (2. Aufl., das. 1873); »Lieder an eine Frau« (Stuttg. 1881); die Biographie »Martin Schongauer« (Wien 1880); »Geschichte der holländischen Malerei« (Prag 1885); »Niederländisches Künstlerlexikon« (Wien 1904 ff.); Beiträge über D. Teniers und andre niederländische Maler in Dohmes »Kunst und Künstler« und mehrere Prachtwerke: »Die französischen Maler des 18. Jahrhunderts« (Stuttg. 1880,[792] 2. Aufl. 1901); »Die goldene Bibel« (das. 1881) und »Rembrandt-Galerie« (das. 1886). Für die »Quellenschriften für Kunstgeschichte« lieferte er eine Übersetzung von Houbrakens »Großer Schonbourgh der niederländischen Maler etc.« (Wien 1879).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 792-793.
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