Zinnlegierungen

[946] Zinnlegierungen, Verbindungen und Mischungen von Zinn und andern Metallen. Außer den Zinnkupferlegierungen (Bronze, Kanonengut, Glockengut), denen sich häufig Zink beimischt, bis das Zinn auf wenige Prozente herabgedrückt ist (s. Bronze und Kupferlegierungen), sind namentlich die Zinnbleilegierungen von technischer Bedeutung. Sämtliche Zinnbleilegierungen sind härter als Blei, die mit mehr als 60 Proz. Zinngehalt auch etwas härter als Zinn; ihr spezifisches Gewicht ist geringer als das berechnete. Zinn wird durch Blei, wenn das Blei weniger als das Doppelte von der Menge des Zinns beträgt, zugleich schmelzbarer. Zinnbleilegierungen füllen die Formen besser aus als reines Zinn, sind aber weniger weiß, laufen an der Luft an, oxydieren sich leichter als die reinen Metalle, und eine Legierung aus 1 Teil Zinn und 4–5 Teilen Blei[946] verbrennt in der Glühhitze wie Kohle und glimmt von selbst fort. Die bleireichern Z. geben an Essig Blei ab. Der Essig löst stets beide Metalle und zwar annähernd in demselben Mengenverhältnis, in dem die Metalle in der Legierung enthalten sind. Die Menge des Gelösten wächst mit dem Bleigehalt der Legierung. Zutritt von Luft begünstigt die Lösung. Nach dem Gesetz vom 25. Juni 1887 dürfen zu Eß-, Trink- und Kochgeschirren nur Z. verarbeitet werden, die nicht mehr als 10 Proz. Blei enthalten. Auch das Lot darf nicht reicher an Blei sein. Zum Verzinnen darf nur Zinn mit höchstens 1 Proz. Blei genommen werden. Konservenbüchsen aus verzinntem Eisenblech sind alsbald nach der Öffnung zu entleeren, der Inhalt darf nicht bei ungehindertem Luftzutritt längere Zeit in der Büchse bleiben. Man unterscheidet und unterschied sonst vierstempeliges Zinn aus 32 Teilen Zinn und 1 Teil Blei, dreistempeliges aus 5 T. Zinn und 1 T. Blei, fünfpfündiges aus 4 T. Zinn und 1 T. Blei, vierpfündiges aus 3 T. Zinn und 1 D. Blei, dreipfündiges aus 2 T. Zinn und 1 T. Blei etc. Eine Legierung aus 10 T. Zinn und 4 T. Blei dient zu Orgelpfeifen, solche aus 4 T. Zinn und 3 D. Blei zu Spielwaren; leichtflüssige Zinnbleilegierungen dienen zum Löten. Stark bleihaltiges Zinn erhält durch Antimon, Kupfer, Zink, Wismut mehr Härte und Steifheit. Derartige Legierungen bilden das Britanniametall, Antifriktionsmetall und Lagermetall (Weißguß). Über Zinnbleiwismutlegierungen s. Wismutlegierungen. Zinn, mit kleinen Mengen Kupfer, Antimon, Wismut legiert, bildet das Kompositionsmetall, das zu Löffeln etc. verarbeitet wird. Eine Legierung aus 40 T. Zinn, 45 T. Blei und 15 T. Kupfer für Metallsärge verändert sich weder in feuchter Erde noch an der Luft. Auch das Kalain gehört hierher. Zinnzinklegierungen sind härter als Zinn, aber weicher als Zink. Zinkhaltiges Zinn wird zu sehr dünnen Blättchen ausgeschlagen (Schlagsilber, unechtes Blattsilber, Silberschaum). Eine Legierung aus 96,5 T. Zinn und 2,4 T. Zink bildet die weiße Bronze.

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 946-947.
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