Verzinnen

[124] Verzinnen, Überziehen metallener Gegenstände mit Zinn. Man benutzt zum V. oft eine Legierung aus 5 Teilen Zinn mit 3–5 Teilen Blei. Wismut macht die Verzinnung weißer und glänzender, aber auch sehr leicht schmelzbar. Dagegen ist eine Legierung aus 8 Teilen Zinn und 1 Teil Eisen härter und dauerhafter, und eine Zinnzinklegierung schützt das Eisen besser vor Rost als reines Zinn. Um kupferne, messingene oder eiserne Kessel innen zu verzinnen, beizt man sie mit verdünnter Schwefelsäure, spült, trocknet, erhitzt sie und verreibt das geschmolzene Zinn unter Hinzufügen von Kolophonium, Salmiak oder Chlorzink mit einem Wergbüschel. Gußeiserne Geschirre werden vor dem V. entkohlt, weil Zinn auf Gußeisen weniger gut haftet. Kleinere Gegenstände wirft man nach dem Beizen und Trocknen in das mit Talg bedeckte geschmolzene Zinn, nimmt sie mit einer mehrzinkigen Gabel wieder heraus und schleudert sie durch einen raschen Schlag einzeln ins Wasser.

Über die Herstellung von Weißblech (verzinntem Eisenblech) s. d. Beizt man Weißblech mit Salzsäure, so erhält es ein eisblumenartiges, perlmutterglänzendes Ansehen, indem das kristallinische Gefüge des Zinnüberzugs hervortritt (Metallmoor, Moiré métallique). Bleiplatten und Zinkblech verzinnt man durch Verreiben von geschmolzenem Zinn mit Kolophonium und Werg, Zinkblech auch in derselben Weise wie Schwarzblech, während Bleiröhren erhitzt, außen und innen mit Kolophonium versehen und durch geschmolzenes Zinn gezogen werden. Nasse Verzinnung (Weißsieden) gibt einen dünnen Zinnüberzug und wird besonders bei Stecknadeln, Ringen, Kettchen, Uhrschlüsseln, Pfeifenbeschlägen, Drahtsieben etc. angewendet. Man beizt die Gegenstände mit Weinstein oder verdünnter Schwefelsäure und erhitzt sie in einem messingenen oder verzinnten kupfernen Kessel unter Wasser mit Weinstein und gekörntem Zinn, bis sie schön weiß sind; dann spült man sie ab und trocknet sie in Sägespänen. Schneller verzinnt eine Lösung von Zinnasche in Kalilauge, in der man messingene oder kupferne Gegenstände mit granuliertem Zinn kocht. Eisen und Stahl muß vor dem V. verkupfert werden. Zink verzinnt man mit heiß bereiteter Lösung von Weinstein und Zinnchlorid, indem man die Flüssigkeit mit Sand vermischt und den Brei mit einem Schwamm aufreibt. Zum galvanischen V. benutzt man eine Lösung von Zinnoxyd in Kalilauge mit Cyankalium und pyrophosphorsaurem Natron. Weißzink ist galvanisch verzinntes und dann bis zum Anschmelzen des Zinnes erhitztes Zink, das dehnbarer ist als gewöhnliches Zink, sich bei gewöhnlicher Temperatur leichter auswalzen und prägen, auch leichter löten läßt. Das V. kupferner Gefäße mit geschmolzenem Zinn war schon im Altertum bekannt, die Verzinnung des Eisens erwähnt zuerst Agricola. Eisenblech wurde angeblich zuerst in Böhmen verzinnt. Von dort kam das Verfahren 1620 nach Sachsen und 1670 nach England. Gußeisernes Geschirr verzinnte man zuerst im ersten Viertel des 19. Jahrh. in England, 1831 in Schlesien. Das Weißsieden ist ein sehr altes Verfahren. Galvanische Verzinnung wurde von Roseleur und Boucher in Paris 1850 mit gutem Erfolg auf gußeisernem Geschirr angewendet. Vgl. Hartmann, Das V., Verzinken etc. (5. Aufl., Wien 1906); Gärtner, Über Weißblechfabrikation (Berl. 1888).

Quelle:
Meyers Großes Konversations-Lexikon, Band 20. Leipzig 1909, S. 124.
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