Zehntes Kapitel.

Reise nach Paris.

[264] (München – Augsburg – Mannheim).


September 1777 – März 1778.

Wir sind jetzt an einem der interessantesten Zeitabschnitte der Geschichte Mozart's angelangt; ich meine seine letzte Reist nach Frankreich, die den Anfang zahlloser Täuschungen mit sich brachte, welche das Geschick ihm bereitete. Bis jetzt haben wir ihn nur als Künstler kennen gelernt, der Mensch kam noch kaum zum Vorscheine. Mozart, der stets der festen und etwas rauhen Hand sich gehorsam gezeigt, welche seine Kindheit und erste Jugend geleitet, kannte keinen andern Willen und keine andere Thätigkeit,[264] als an seinem Claviere. Seine Willkür erstreckte sich nicht weiter, als auf die Wahl der Noten und Zeichen, welche er auf sein linirtes Papier machen wollte. Aber die Zeit war gekommen, in der die väterliche Ueberwachung bei dem geliebten Zöglinge ihr Ende nehmen mußte. Wolfgang war ein großer Junge geworden, L. Mozart dagegen fing an zu altern; es war daher nöthig, an eine Versorgung des jungen Mannes zu denken. Wo sollte diese aber gefunden werden? In Wien? Dort waren alle früheren Bemühungen gescheitert. In Salzburg bei dem Erzbischofe? Da hatte er schon eine Anstellung, aber was für eine, gerechter Himmel! und welchen Herrn! überdieß war Salzburg der Ort, an den man im schlimmsten Falle immer wieder zurückkehren konnte. Endlich wandte L. Mozart seine Blicke nach München und Paris – München, den Schauplatz der neuesten und verdientesten Triumphe seines Sohnes; Paris, den Hauptsammelplatz der Berühmtheiten jeder Art, das häufig ihr Adoptiv-Vaterland wurde, Paris, wo die Familie Mozart ein glänzendes Andenken hinterlassen hatte, und wo sie sich schmeichelte, mehr als einen Freund und Beschützer sich bewahrt zu haben. Es wurde daher beschlossen, daß Wolfgang in der einen oder der andern Hauptstadt sein Glück versuchen solle. So wehe es dem Vater that, sich von ihm zu trennen, so mußte er doch der Nothwendigkeit dieses schmerzliche Opfer bringen. Die Reise sollte lange Zeit dauern, und er hätte dieses Mal nicht wagen dürfen, dabei zu sein, ohne sich dem Zorne des Erzbischofes auszusetzen, der über seine häufige Abwesenheit sehr ungehalten war, und den Verlust seiner Anstellung zu riskiren, an der ihm sehr viel lag, seitdem er erkennen gelernt hatte, wie schwer es halte, eine andere zu bekommen. Er zitterte für sein Brod im Alter, das zwar mehr hingeworfen als gegeben war, das oft bitter schmeckte, auf [265] das er aber sicher rechnen durfte. Vorsichtiger Greis, hättest du vorausgesehen, daß dein Sohn, der Stolz seiner Nation, die unvergängliche Zierde der Musik, weniger glücklich als du werden sollte; daß er in diesem Deutschland, bei seinen vielen Fürsten vergebens um Arbeit und Nahrung nachsuchen würde!

Ein Künstler von zwanzig Jahren hätte eigentlich wohl allein nach Paris gehen können; aber der Vater befürchtete, daß der Uebergang von gänzlicher Abhängigkeit zu unumschränkter Freiheit seinem Sohne nicht taugen könne. Er meinte, derselbe müsse dadurch vorbereitet werden, wenn an die Stelle des väterlichen Ansehens eine weniger imponirende, weniger strenge, jedoch ebensosehr für das Wohl des Individuums sich interessirende Ueberwachung trete. Seine Mutter war der neue Mentor, den man Mozart gab, um in einer Stadt ihm zur Seite zu stehen, in welcher man bei jedem Schritte auf Fallen stößt. Man kann sich wohl von selbst denken, daß L. Mozart, als er im Begriffe stand, sich zum ersten Male von seinem geliebten Wolfgang zu trennen, diesem einen fortwährenden und möglichst ausführlichen Briefwechsel anempfahl. Er sollte die ganze Reiseroute seines Sohnes, die Erzählung selbst der unbedeutendsten Begebenheiten, eine genaue Auseinandersetzung seiner Beziehungen mit allen Personen, mit denen er zu thun bekomme, die Rechnungsablage aller seiner musikalischen Einnahmen und die Zechen der Gastwirthe enthalten; ferner sollte der Sohn in allen schwierigeren Fällen, welche Ueberlegung erforderten, und in welchen weder der Kopf einer Frau, noch der eines Genies sich zurechtfinden und möglicherweise eine andere Wahl treffen könnten, als die, welche dem berechnenden Kopfe des alten Diplomaten in Salzburg zusagen dürfte, sich Instructionen bei ihm einholen. Dieß war keine kleine Aufgabe für Mozart, dessen Feder zwischen den Fingern vertrocknete, [266] wenn sie Buchstaben statt Noten niederschreiben mußten; aber das Familienhaupt hatte seine Leute so gut gezogen, und, wie wir hinzusetzen dürfen, der Sohn war von dem, was er seinem Vater verdankte, so tief durchdrungen, daß er die Befehle desselben buchstäblich befolgte. Diesem Gehorsame verdankt man das Vorhandensein kostbarer Documente, deren Veröffentlichung sämmtliche Musiker für immer zum lebhaftesten Danke verpflichtet. Zu glücklich, meiner Erzählung den höchsten Grad von Interesse verleihen zu können, deren sie fähig ist, indem ich den Heros selbst an die Stelle des Biographen treten lasse, werde ich Mozart selbst redend einführen, so oft seine eigenen Worte ein neues Licht auf feinen Charakter als Mensch werfen und analytische Aufschlüsse über den Componisten Mozart geben39.

Wolfgang und seine Mutter machten sich gegen Ende des Septembers 1777 auf den Weg. Gleich nach ihrer Ankunft in München eilte Mozart zu dem Hofintendanten, Grafen von Seau. Mozart, der keine lange Umschweife zu machen verstand, sagte ihm gerade heraus, »daß er gekommen sei, um dem Kurfürsten seine Dienste anzubieten, weil er wisse, daß es der Münchener Capelle an einem guten Componisten fehle.« Wenn sein ehemaliger Führer bei ihm gewesen wäre, hätte Wolfgang allerdings sein Gesuch besser vorgebracht. Der Herr Intendant gab die Wahrheit dieser für ihn nicht sehr schmeichelhaften Behauptung zu, und ertheilte Mozart den Rath, sich direct an den [267] Kurfürsten selbst zu wenden, und, im Falle, daß er keine Audienz zu erlangen vermöge, sein Gesuch schriftlich einzureichen. Andere einflußreiche Personen versprachen, sich bei der Kurfürstin zu seinen Gunsten zu verwenden.

Ein Graf Schönborn und seine Gemahlin, eine Schwester des Erzbischofs von Salzburg, reisten um diese Zeit gerade durch München. Man hatte ihnen gesagt, daß Mozart den Dienst bei dem geistlichen Fürsten verlassen habe. Sie waren darüber verwundert, aber sie staunten noch mehr, drückt sich Mozart aus, »als sie erfuhren, daß ich nur 12 Gulden 30 Kreuzer seligen Andenkens habe.« Das war sein Jahresgehalt als Concertmeister des Fürst-Bischofs von Salzburg.

Die Schritte, welche die Hofleute thaten, die den jungen Musiker mit ihrer vorgeblichen oder wirklichen Protection beehrten, förderten aber seine Angelegenheit nicht sonderlich. Einer dieser Mäcene, der Fürst von Zeil, sagte endlich zu Mozart: »ich glaube, hier werden wir nicht viel ausrichten. Ich habe allein mit dem Kurfürsten gesprochen, und er erwiderte mir: jetzt ist es noch zu früh. Er soll gehen, nach Italien reisen, sich berühmt machen. Ich versage ihm Nichts, aber jetzt ist es noch zu früh.« So wußte also Maximilian Joseph, dieser wahrhaft aufgeklärte, patriotisch gesinnte, und, was in diesem Falle noch mehr ist, Musik verständige Fürst, Nichts von den europäischen Triumphen eines Deutschen; er forderte von diesem eine Berühmtheit, die dieser in eben jenem Italien schon längst erworben hatte, wohin man ihn, wie einen Schüler, wies; so groß waren damals die National-Vorurtheile, welche einem fremden Volke den ausschließlichen und niemals bestreitbaren Vorzug in diesem oder jenem Zweige des menschlichen Wissens eiräumten. Zu den Zeiten eines Klopstock, Lessing, Herder [268] und Goethe, Gluck, Haydn und Mozart, glaubte das aristokratische und modische Deutschland die wahre Literatur und Poesie nur in französischen Büchern finden zu können, und ein Italiener schien demselben zur Leitung einer Oper eben so nothwendig, als ein Schweizer, um seine Paläste zu bewachen. Nur konnte der Schweizer aus Franken, Schwaben oder Bayern stammen; was aber den Italiener anbelangte, der mußte durchaus aus Italien sein.

Die Antwort des Kurfürsten schreckte aber Mozart durchaus nicht ab. Er sah nichts als einen Irrthum darin, den er leicht aufklären zu können meinte. Besaß er denn nicht die Diplome von Bologna und Verona, das Certificat des Pater Martini und die Partituren zweier Opern, über deren glänzende Erfolge die Mailänder Blätter sich ausgesprochen hatten.

»Der Kurfürst kennt mich nicht,« sagte er zu einem Herrn am Hofe. »Er weiß nicht, was ich kann. Er mag alle Componisten von München versammeln; er soll welche aus Italien, Frankreich, Deutschland, England und Spanien kommen lassen, ich stelle mich allen gegenüber.« An einer andern Stelle desselben Briefes, aus dem Obiges entnommen ist, sagt er: »Ich bin hier sehr beliebt, und würde es noch mehr sein, wenn es mir gelänge, das lyrische Theater meines Volkes so zu heben, wie ich die Ueberzeugung habe, es zu können.« Diese Stellen sind bemerkenswerth. Der Componist der Oper »die Entführung,« spricht hier im Vorgefühle, daß er es ist, welcher die dramatische Musik seines Landes gründen muß; er spürt die Kraft in sich, gegen alle lebenden Musiker in die Schranken zu treten, und erklärt sich mit eben so wenig Umschweifen für den ersten Musiker in der Welt, als wenn er zu sagen gehabt hätte, daß er den Schnupfen habe. Sämmtliche Belege des Aufenthaltes in Italien, und was er dort Großes geleistet, wurden Mozart von seinem [269] Vater zugeschickt. Nachdem der Graf von Seau Einsicht davon genommen hatte, sprach er sein Entzücken darüber aus, daß ein Künstler von so anerkanntem Talente München die Ehre widerfahren lassen wolle, sich daselbst niederzulassen, und als er den Bittsteller verabschiedete, »rückte Se. Excellenz sogar seine Schlafmütze.« Einige Tage nachher wurde Mozart mitgetheilt, daß keine Stelle vacant sei. Dieser sah nun endlich ein, daß, um in München Capellmeister zu werden, es anderer Dinge als eines von ganz Europa anerkannten Talents und vielen Freimuthes bedürfe, und setzte seine Weiterreise nach Augsburg fort. Sein Vater hatte ihm anempfohlen, zu dem Syndicus dieser Stadt zu gehen, den er in früheren Zeiten kennen zu lernen Gelegenheit gehabt hatte. Ein Vetter Mozart's, ein ehrbarer Bürger, führte ihn bei Herrn Langenmantel, so hieß dieser vornehme Mann, ein, oder besser gesagt, bis an die Hausthüre, und erwartete ihn auf der Treppe. »Ich ermangelte nicht,« sagt Mozart, »dem Herrn Erz-Stadtpfleger gleich Anfangs die unterthänigste Empfehlung vom Papa auszurichten. Er erinnerte sich allergnädigst auf Alles, und fragte mich: ›Wie ist's dem Herrn immer gegangen?‹ Ich sagte gleich darauf: ›Gott Lob und Dank, recht gut, und Ihnen, hoffe ich, wird es auch ganz gut gegangen sein?‹ Er wurde noch höflicher und sagte ›Sie‹ und ich sagte ›Euer Gnaden‹, wie ich es gleich von Anfang gethan hatte. – Meine Gewohnheit ist, mit den Leuten so zu sein, wie sie sind, so kommt man am besten hinaus.« – Als die Familie Langenmantel, die trotz ihrer Schwächen doch die Musik sehr liebte, Mozart phantasiren und Alles, was ihm unter die Hände kam, vom Blatte spielen hörte, benahm sie sich außerordentlich höflich gegen ihn. Der Sohn des Hauses erbot sich, ihn selbst zu dem berühmten Clavier- und Orgelmacher Stein zu führen, an den[270] unser Reisender ein Empfehlungsschreiben hatte. Mozart kam der Gedanke, sich unter dem Namen Trazom, Schüler des Pianisten Sigl in München, dem Herrn Stein vorstellen zu lassen. Dieser nahm den Empfehlungsbrief, welchen er ihm zugleich überreichte, und wollte ihn erbrechen, um zu sehen, welchen Empfang er ihm angedeihen zu lassen habe; aber Mozart hielt ihn mit den Worten davon ab: »Was wollen Sie denn jetzt da den Brief lesen? Machen Sie dafür auf, daß wir in den Saal hinein können, ich bin so begierig, Ihre Pianofortes zu sehen.« – »Nun, meinetwegen, es sei, wie Sie es wollen.« Und damit öffnete er die Thüre. Ich lief sogleich auf eines der drei Instrumente zu, die in dem Zimmer waren und spielte. Er konnte kaum den Brief aufmachen, vor Begierde überwiesen zu sein; er las nur die Unterschrift. »O!« rief er aus und umarmte mich und war sehr erfreut. Mozart war mit Stein's Pianos eben so zufrieden, wie dieser mit seinem Spiele. Die Beschreibung, welche er davon macht, hat immer noch Interesse (s. die Correspondenz), da man daraus ersehen kann, welche ungeheuren Fortschritte man seither in der Fabrikation dieser Instrumente gemacht hat. Hinauf wollte Mozart auch auf der berühmten Orgel mit 43 Registern spielen, welche Stein für die Carmeliterkirche angefertigt hatte. »Was, ein solcher Mann wie Sie, ein solcher Clavierist will auf einem Instrumente spielen, wo keine Douceur, keine Expression, kein Piano noch Forte stattfindet, sondern Alles immer gleich fortgehet?« – »Das hat Alles nichts zu bedeuten. Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren der König aller Instrumente.« – »Nun, meinetwegen.« Wir gingen nun zusammen in die Kirche. Ich merkte schon an seinem Discours, daß er glaubte, ich würde nicht viel auf seiner Orgel machen; ich würde bloß völlig Claviermäßig spielen. Er erzählte mir, er[271] hätte auch Chobert auf sein Verlangen auf die Orgel geführt, und es war mir schon bange (sagte er), denn Chobert sagte es allen Leuten, und die Kirche war ziemlich voll; denn ich glaubte halt, der Mensch wird voll Geist, Feuer und Geschwindigkeit sein, und das nimmt sich nicht aus auf der Orgel, aber wie er anfing, war ich gleich anderer Meinung. – Ich sagte nichts als: »Was glauben Sie, Herr Stein, werde ich herumlaufen auf der Orgel!« – »Ach, Sie! das ist ganz was Anderes.« Wir kamen auf den Chor, ich fing zu präludiren an, da lachte er schon; dann eine Fuge. »Das glaube ich,« sagte er, »daß Sie gern Orgel spielen, wenn man so spielt.«

Aus den weiteren Berichten Mozart's an seinen Vater ersehen wir, daß er einen Tag bei frommen Musikfreunden im Kloster zum heiligen Kreuze zubrachte, wie sehr er die Gastfreundschaft der guten Väter rühmte und auf's Neue sein ungemeines Talent als Improvisator bewährte. Nachdem eine Symphonie von seiner Composition von dem Orchester des Klosters ziemlich schlecht gespielt worden war, ließ sich Mozart in zwei Violinconcerten hören, wovon das eine von ihm, das andere von Vanhall war. Hierauf brachte man ein kleines Clavier. »Ich präludirte und spielte eine Sonate und Variationen von Fischer. Dann flüsterten die übrigen dem Herrn Dechanten in's Ohr, er solle mich erst orgelmäßig spielen hören. Ich sagte, er möchte mir ein Thema geben, und da er nicht wollte, gab mir einer aus den Geistlichen eines an. Ich führte es spazieren, und mitten darin (die Fuge ging aus G minor) fing ich major an, und ganz etwas Scherzhaftes, aber im nämlichen Tempo, dann endlich wieder das Thema, aber umgekehrt; endlich fiel mir ein, ob ich das scherzhafte Wesen nicht auch zum Thema der Fuge brauchen könnte? – Ich fragte nicht lange, sondern machte es gleich, und es ging [272] so accurat, als wenn es ihm der Daser40 angemessen hätte.« Der Herr Dechant war ganz außer sich vor Freude. »Das ist vorbei, das nützt nichts,« sagte er, »das habe ich nicht geglaubt, was ich da gehört habe! Sie sind ein ganzer Mann!« Ohne Zweifel wird der Leser die contrapunctistische Extase des guten Mönches von Herzen gern theilen; aber vielleicht gelingt es ihm nicht ganz, zu begreifen, wie zwei Themas, das eine in majore, das andere in minore harmonisch vereinigt werden, und sich in einer Reihenfolge von Accorden entwickeln können. Eine genaue Auseinandersetzung wurde zu vielen Raum wegnehmen, und am Ende den, welcher eine Erklärung bedarf, doch nicht völlig in's Klare setzen. Es genüge daher die Versicherung, daß die Sache möglich ist, wenn die Themas in wechselseitiger oder wenigstens nahe verwandter Weise gegeben sind, wobei noch zu beobachten ist, daß die aus ihrer Vermischung entstehende Harmonie ganz verschieden von der sein muß, die man vereinzelt von jedem derselben gehört hat. Aber etwas durch bloße Inspiration, gleichsam wie spielend herauszufinden, was dem scharfsinnigsten Contrapunctisten eine Arbeit einer ganzen Nacht gekostet, und den folgenden Tag Kopfschmerzen eingetragen hätte, zeugt von einer unglaublichen, übermenschlichen, wunderbaren Ueberlegenheit und freien Willenskraft. Die Gefälligkeit Mozart's gegen seine Zuhörer oder selbst auch nur gegen einen Einzelnen derselben, war, wie wir weiter unten sehen werden, unermüdlich. Es brachte Jemand eine Sonate, die sehr schwierig war. Mozart sagte: »Meine Herren, das ist zu viel, die Sonate werde ich nicht gleich so spielen können.« – »Ja, das glaube ich auch,« sagte der Dechant mit vielem Eifer, aus dem die wohlwollende Befürchtung sprach, sein Gast möchte seine [273] seitherigen Leistungen dadurch in Schatten stellen, »das ist zu viel, da gibt es Keinen, dem das möglich wäre.« – »Uebrigens,« sagte ich, »will ich es doch einmal probiren.« Er theilt uns nicht mit, wie er es machte, sondern wir erfahren blos, daß der Dechant, der hinter ihm stand, immerhin ausgerufen habe: »O Du Erzschufti! O Du Spitzbube!«

Mozart gab in Augsburg ein öffentliches Concert und reiste Ende Octobers nach Mannheim ab.

In vieler Beziehung wiederholte sich für ihn in Mannheim dasselbe, was ihm in München begegnet war. Schmeichelhafte Aufnahme bei Hofe, glänzender Beifall, zahlreiche Protectionen, Versprechungen und geschmeidige Redensarten von Seiten des Hof-Intendanten, Gesuch um eine Anstellung und Verweigerung derselben rund heraus; mit einem Worte, er hatte in dieser Komödie nichts als den Schauplatz und die handelnden Personen geändert. Der einzige Unterschied bestand darin, daß er bei Hofe etwas mehr Weihrauch zu kosten bekam. Das Andenken, welches er in dieser Hauptstadt zurückgelassen, als er vierzehn Jahre früher sie berührt hatte, lebte noch unter den Liebhabern der Musik. Man drängte sich um das kleine Wunder. Cannabich stellte ihn den Musikern der Capelle, die er dirigirte, vor. »Ich glaubte mich des Lachens nicht enthalten zu können,« sagt Mozart. »Einige, die mich par renommée gekannt haben, waren sehr höflich und voll Achtung; Einige aber, die weiter nichts von mir wissen, haben mich groß angesehen, aber auch so gewiß lächerlich. Sie denken sich halt, weil ich klein und jung bin, so kann nichts Großes und Altes hinter mir stecken; sie werden es aber bald erfahren.« Nachdem Mozart dem Intendanten, Grafen Saviola, einen Besuch gemacht hatte, ward es ihm vergönnt, bei Hofe zu spielen. Der Kurfürst von der Pfalz, Karl Theodor[274] (später Kurfürst von Bayern), geruhte, ihn auf eine für jene Zeit sehr huldreiche Art mit den Worten anzureden: »Es ist jetzt, glaube ich, fünfzehn Jahre, daß Er nicht hier war?« – »Ja, Euer Durchlaucht, fünfzehn Jahre, daß ich nicht die Gnade gehabt habe.« – »Er spielt unvergleichlich.« Der Kurfürst bewies, wie sehr er in Wahrheit zufrieden war. Er hatte vier natürliche Kinder, einen Sohn und drei Töchter, welche Musik lernten. Der Intendant erhielt sogleich den Befehl, Mozart zu ihnen zu führen. Mozart begab sich zu ihnen, kam den nächsten und die folgenden Tage wieder, so daß seine Besuche sich nach und nach in förmliche Unterrichtsstunden verwandelten. Der Kurfürst wohnte denselben bei und unterhielt sich über mancherlei Dinge mit dem neuen Lehrer. Variationen, die er für den jungen Grafen, und ein Rondo, das er der kleinen Gräfin componirte, wurden ganz entzückend gefunden. »Apropos, Sie bleiben den Winter in Mannheim?« sagte die Gouvernante in dem Tone, welcher in dem Munde unserer Beschützer oder Vorgesetzten eine angenehme Nachricht unter der Form einer Frage errathen läßt. Mozart erwiederte, daß ihm noch nichts davon bekannt sei. – »Das wundert mich. Mir sagte es neulich der Kurfürst selbst. Apropos, sagte er, der Mozart bleibt den Winter hier.« Voll der glänzendsten Hoffnungen eilte Mozart sogleich zu dem Grafen Saviola. Da der Kurfürst ihn zurückhalten wollte, so konnte es gewiß nicht in der Absicht geschehen, daß er sein Geld im Gasthofe verzehre, sondern daß er den Unterricht fortsetze, den er seither aus freien Stücken ertheilt hatte. Der Intendant schätzte sich glücklich, seinen ganzen Einfluß zu Gunsten des Schützlings der Frau Gouvernante in Bewegung zu setzen. Von anderer Seite ließ man Mozart hoffen, daß er leicht den Titel und die Anstellung als Kammer-Componist erhalten könnte, da die beiden [275] Capellmeisterstellen schon besetzt seien. Seine Angelegenheit stand also ganz nach Wunsche. Es handelte sich jetzt nur noch um die Unterschrift des Kurfürsten, der sicher vor Begierde brannte, dieselbe unter ein Decret zu setzen, welches ihm die Acquisition des unvergleichlichen Künstlers sichern sollte. Zuerst traten aber einige Gallatage hindernd in den Weg, an denen es dem Intendanten unmöglich wurde, mit Sr. Durchlaucht zu sprechen. Nach diesen verzögerte eine Jagd zur ungelegenen Zeit den Abschluß der Sache. Die Zeit verfloß und Mozart verlor die Geduld. Ach! während er sich die Sohlen ablief, um eine seit zwei Monaten erbetene entscheidende Antwort zu erhalten, hatten seine Kunstgenossen, die zwar den Contrapunct nicht wie er verstanden, dafür aber den Hof besser kannten, die Gunst, welche sich immer mehr ihm zuzuwenden schien, zu unterminiren gewußt. Man hatte Karl Theodor's väterliche Liebe zu beunruhigen gesucht, indem man auf die ungünstigen Folgen aufmerksam machte, welche die Veränderung des Lehrers auf die Schüler stets hervorzubringen pflege. Weiter setzte man hinzu, wer ist denn dieser Mozart, dem man den seitherigen Lehrer, der ein alter erprobter Diener ist, opfern will? Ein kleiner Abenteurer, ein Charlatan, mit zwölf Gulden Gehalt, den der Erzbischof von Salzburg aus seinem Dienste gejagt hat, weil er nichts kann, und den er hätte nach Neapel schicken sollen, um in dem Conservatorium daselbst die Musik zu erlernen41. Und ein solches Subject sollte Kammer-Componist werden! Er sollte, was er selbst nicht versteht, die Kinder Sr. Durchlaucht lehren! Diese und ähnliche Redensarten erreichten vollkommen den Zweck, den man beabsichtigte. [276] Mozart bemerkte, daß der Graf Saviola ihm auszuweichen anfing; er verlangte daher kategorisch eine Antwort. Der Graf zuckte die Achseln. »Was, noch keine Antwort?« – »Bitte um Vergebung, aber leider Nichts.« – »Eh bien, das hätte mir der Kurfürst eher sagen können. Uebrigens bitte ich Sie, Herr Graf, im Namen meiner bei'm Kurfürsten zu bedanken, für die zwar späte, doch gnädige Nachricht.«

Unter denen, welche den Boden des Hofes unter den Schritten des jungen Mannes zu unterminiren gesucht hatten, scheint der Abt Vogler, Vice-Capellmeister in Mannheim, der thätigste und gehässigste gewesen zu sein. L. Mozart spricht dieß wenigstens in einem seiner Briefe ganz bestimmt aus. Weil aber diese Behauptung sich durchaus durch keine Thatsache erweisen läßt, so konnte sie auch wohl nur auf einer Vermuthung beruhen; aber eine Thatsache steht fest, nämlich der tiefliegende Widerwille Mozart's gegen eben diesen Abt Vogler. Er traf in Mannheim häufig mit ihm zusammen und beurtheilte ihn sowohl hinsichtlich seines Spieles, sowie als Compositeur, Theoretiker und Mensch mit gleicher Strenge. Wir müssen uns etwas dabei verweilen, und zwar aus zwei Gründen. Erstens genießt der Abt Vogler in der musikalisch gebildeten Welt ein dreifaches Renommée, in seiner Eigenschaft als Componist, Theoretiker und ausgezeichneter Orgelspieler, während Mozart ihm in jeder Beziehung förmlich Alles abspricht. Der andere, aber viel wichtigere Grund ist der, daß, wenn es einen Menschen auf der Welt gab, der die Musiker, gestorbene sowohl wie lebende, mit höchster Unparteilichkeit und einer Einsicht, die unveränderlich über den Ideen und Vorurtheilen seiner Zeit stand, beurtheilte, dieser Mensch Mozart war, wie wir an seinem Orte sehen werden. Wir stoßen also hier auf einen Widerspruch, oder wenigstens auf eine scheinbare [277] Ungerechtigkeit, zu welcher ihn persönliche Gründe verleiteten, und der er sich doch ein Mal in seinem Leben schuldig gemacht hätte. Und doch täuschte sich Mozart in Vogler nicht, auch war er eben so wenig ungerecht gegen ihn. Hören wir ihn selbst, was er ihm sagt: »Der Vice-Capellmeister Vogler ist ein musikalischer Spaßmacher, ein Mensch, der sich recht viel einbildet und nichts kann. Das ganze Orchester mag ihn nicht. Seine Historie ist kurz die: Er kam miserabel nach Mannheim, producirte sich auf dem Claviere und machte ein Ballet. Mann hatte Mitleiden, und der Kurfürst schickte ihn nach Italien. Als der Kurfürst nach Bologna kam, fragte er den Pater Martini wegen dem Vogler.« »Durchlaucht, er ist gut, aber nach und nach, wenn er erst noch ein wenig älter und gesetzter geworden sein wird, kann er sich noch machen. Er muß sich aber noch gewaltig ändern.« Als Vogler zurückkam, wurde er geistlich und gleich Hofcaplan. Er producirte ein Miserere, welches, wie mir Jedermann sagt, nicht zu hören ist, denn es gehe Alles falsch. Er hörte, daß man es nicht viel lobte, und ging also zum Kurfürsten und beklagte sich, daß das Orchester ihm zum Fleiß und Trotz schlecht spielte; mit einem Worte, er wußte es so gut herum zu drehen (spielte auch so kleine, ihm nutzbare Schlechtigkeiten mit Weibern), daß er Vice-Capellmeister geworden ist. Er ist ein Narr, der sich einbildet, daß nichts Besseres und Vollkommeneres sei, als er. Sein Buch dient mehr zum Rechnen, als zum Componiren lernen. Er sagt, er mache in drei Wochen einen Compositeur, und in sechs Monaten einen Sänger. Man hat es aber noch nicht gesehen. Er verachtet die größten Meister; gegen mich selbst hat er den Bach verachtet! »Ich habe geglaubt, ich müßte ihn bei'm Schopfe nehmen; ich that aber, als wenn ich es nicht gehört hätte, sagte nichts und ging weg.« Mit folgenden Worten [278] spricht sich Mozart über eine Messe Vogler's aus: »So etwas habe ich mein Lebetag nicht gehört, denn es stimmt oft gar nicht. Er geht in die Töne, daß man glaubt, er wolle Einen bei den Haaren hineinreißen, aber nicht, daß es der Mühe werth wäre, etwa auf eine besondere Art, nein, sondern ganz plump. Von der Ausführung der Ideen will ich gar nichts sagen. Denn jetzt höre ich einen Gedanken, der nicht übel ist, – ja, er bleibt gewiß nicht lange nicht übel, – sondern er wird bald – schön? – Gott behüte! – übel und sehr übel, und das auf zwei oder dreierlei Manieren, nämlich, daß kaum dieser Gedanke angefangen, kommt gleich etwas Anderes und verdirbt ihn, oder er schließt den Gedanken nicht so natürlich, daß er gut bleiben könnte, oder er steht nicht am rechten Orte, oder er ist endlich durch den Satz der Instrumente verdorben.« Nicht weniger streng als seine Composition beurtheilt Mozart sein Orgelspiel. »Er ist, so zu sagen, nichts als ein Hexenmeister; denn sobald er etwas majestätisch spielen will, so verfällt er in's Trockene, und man ist ordentlich froh, daß ihm die Zeit gleich lang wird und ei mithin nicht lange dauert; allein was folgt hernach! – Ein unverständliches Gewäsch. Ich habe ihm von ferne zugehört. Hernach fing er eine Fuge an, wo sechs Noten aus einen Ton waren, und Presto42. Da ging ich hinauf zu ihm, denn ich will ihm in der That lieber zusehen, als zuhören.« Der Abt Vogler hatte Mozart mehrmals eingeladen, ihn zu besuchen. Da dieser aber nie kam, so entschloß sich der Capellmeister, ihm den ersten Besuch zu machen, so viel lag ihm daran, die Stärke des jungen Mannes auf dem Claviere kennen zu lernen; namentlich [279] aber auch zugleich, um ihm die seinige zu zeigen. Er spielte ein Concert Mozart's vom Blatte. »Das erste Stück ging Presto; das zweite Allegro und das Rondo wahrlich Prestissimo. Den Baß spielte er meistens anders als er stand, und bisweilen machte er eine ganz andere Harmonie und auch Melodie. So ein Prima vista spielen, und – – ist bei mir einerlei. Die Zuhörer (ich meine Diejenigen, die würdig sind, so genannt zu werden) können nichts sagen, als daß sie Musik und Clavier spielen – gesehen haben. Sie hören, denken und – empfinden so wenig dabei – als er. Sie können sich leicht vorstellen, daß es nicht zum Ausstehen war, weil ich nicht umhin konnte, ihm zu sagen: › Viel zu geschwind.‹ Uebrigens ist es auch viel leichter, eine Sache geschwind, als langsam zu spielen43. Man kann in Passagen etliche Noten im Stiche lassen, ohne daß es Jemand merkt; ist es aber schön? Man kann in der Geschwindigkeit mit der rechten und linken Hand verändern, ohne daß es Jemand sieht und hört; ist es aber schön? – Und in was besteht die Kunst, Prima vista zu lesen? In diesem: das Stück im rechten Tempo, wie es sein soll, zu spielen, alle Noten, Vorschläge etc. mit der gehörigen Expression und Gusto, wie es steht, auszudrücken, so daß man glaubt, Derjenige hätte es selbst componirt, der es spielt. Seine Applicatur ist auch miserabel. Er spielt alle Läufe herab mit der rechten Hand, mit dem ersten Finger und Daumen.«

Vor Allem springt in die Augen, daß sämmtliche Kritiken Mozart's, so weit sie das Spiel Vogler's betreffen, genügend mit Gründen belegt sind, und daß sie sich auf ein Hervorheben anstößiger, und jedem Musiker auffallender Fehler gründen; und [280] diese Kritiken schreibt er seinem Vater, also an den Mann, den er am wenigsten täuschen wollte, und den er auch nur sehr schwer hätte täuschen können. Ohne aber Mozart die innere Ueberzeugung seiner Urtheile bestreiten zu wollen, könnte man vielleicht einwenden, daß er sie hier mit einiger Härte ausgesprochen habe. Allein er verstand es eben so wenig, die Wahrheit zurückzuhalten als sie zu versüßen. Dieß war stets sein größter Fehler und sein größtes Unglück. Da er immer die Sprache des Mannes redete, der stets Recht hatte, so darf man sich nicht wundern, daß es ihm in der Welt nicht besser erging als diesem. Es fragt sich nun aber, ob sich diese Sprache hinsichtlich Vogler's als Theoretiker und Componist keine Blöße gegeben hat? Ehe wir diesen Punct untersuchen, müssen wir uns über die Zeit verständigen, in der diese Urtheile gefällt wurden. Im Jahre 1777 war der Abt Vogler noch nicht der Mann, welcher er später wurde; erst nach Mozart's Tode, der sieben Jahre jünger wie er war, erlangte er in Deutschland seinen Ruf. Damals kannte man noch nichts von ihm, als seine ersten Compositionen und sein Buch. Ueberdieß liegt, so viel ich glaube, das, was Vogler in der Musik auszeichnete, nicht sowohl in seinem überlegenen Genie als Künstler, sondern in dem Zusammentreffen mehrerer, dem Musiker unentbehrlicher Talente, die diesen originellen und forschenden Geist besonders heben; ein spekulativer Kopf und eine Masse verschiedenartiger Kenntnisse, von denen einige nicht gerade in das Gebiet der Musik gehörten, aber doch als Hilfswissenschaften sich an diese knüpften. Wenn er wirklich Genie hatte, so war es für die Musik und Mechanik, was sein System der Vereinfachung der Orgel und das schöne, Orchestrion genannte, Instrument beweisen, das von ihm erfunden wurde. Es konnte also Mozart zu einer Zeit, in der man von all' diesem[281] noch nichts oder wenig wußte, diesen Mann nur nach seinen damaligen Leistungen beurtheilen. Mozart war Musiker in des Wortes weitester Bedeutung, aber er war auch nichts als dieses. Er hatte es mit dem Componisten, dem ausübenden Künstler und dem Verfasser einer musikalischen Theorie zu thun; als letzterer fiel er noch viel weniger in seine Competenz, als in den beiden ersteren Beziehungen. Unser Heros verachtete alle Theorie, und vielleicht, wenn man die prüft, die zu seiner Zeit Geltung hatte, mag man seine Geringschätzung ziemlich gerechtfertigt finden. Angenommen, dieß verhalte sich so, so dürfen wir glauben, daß der Abt Vogler später Fortschritte in der Composition machte; wir dürfen auch annehmen, daß er sich auf der Orgel mehr mäßigte und die Claviermusik auf eine, die Eigenliebe des Compositeurs weniger verletzende Art vortrug. Es ist also sehr wahrscheinlich, daß Mozart später sein Urtheil gemildert hätte; aber hatte er schwarz in weiß verwandelt? Daran zweifle ich sehr, und zwar aus folgenden Gründen. Wenn man die biographischen Notizen und Zeugnisse der Schüler Vogler's zu Rathe zieht, unter welche namentlich Gottfried Weber gehört, so findet man, daß die Originalität des gelehrten Abtes bis zur Bizarrerie ging, und daß seine Entwürfe leicht an das Paradoxe streiften. Sehr oft aber, und das ist das Schlimmste, verbergen Bizarrerie und Paradoxen bei ihm nichts als reinen Charlatanism' und zwar ziemlich schlecht. So kündigte er zum Beispiel, um eine sogenannte Anwendung seiner Theorie der nachahmenden Musik zu machen, auf den Programmen seiner Conzerte ein Seegefecht, den Fall der Mauern von Jericho, das Ausstampfen des Reises in Afrika, und andere Ton-Malereien dieser Art an, deren Aehnlichkeit das Publicum, ohne die Ankündigungen mit großen Buchstaben, nie errathen hätte. Vogler besaß auch die Sucht, die Musik der [282] Alten wieder aufleben zu machen. Er wußte davon so viel, als wir Alle, das heißt wenig oder gar nichts. Gleichviel, er kündigte der Kunstwelt seine Absicht an, die Vortrefflichkeit dieser Musik zu beweisen. Wie benahm er sich aber dabei? Er suchte einige Choralmelodien aus, die im alten Kirchenstyl geschrieben waren, den man den griechischen zu nennen beliebt hat, und weil die Steifheit und außerordentliche Armuth dieser Melodieen, welche aus Tonleitern zusammengefügt sind, welchen alle systematische Verbindung und Grundlage fehlt, sich den üblichen Ausweichungen nicht fügten, so mußte man, um sie anderen Theilen anzupassen, zu einer ganz eigenthümlichen Combination von Accorden und den ungewöhnlichsten Uebergängen seine Zuflucht nehmen; man mußte sogar etwas finden, was man noch gar nicht versucht hatte. Leute vom Fache wissen nun wohl, daß mit solchen Mitteln es keine Melodie gibt, mag sie auch noch so abgeschmackt sein, aus der man mit Hilfe des Genies nicht etwas Schönes, ja sogar etwas sehr Schönes machen kann. Was wäre z. B, die Partie des Geistes im Don Juan, wenn man ihr die Begleitung nähme? Man würde durchaus keinen musikalischen Sinn darin finden. Auf diese Weise brachte der Abt Vogler, vermittelst einer gelehrten und ausgesuchten Harmonie, den Effect hervor, welchen die Melodieen des Chorals an und für sich nicht haben konnten; wogegen die so eingekleideten eben so überraschend als majestätisch klangen. Vogler aber sprach: »Sehen Sie, meine Herren, das war die griechische Musik;« die Getäuschten erstaunten über die unvergleichliche Schönheit derselben, und die Kritiker nahmen Veranlassung, über die moderne Musik zu schreien, die in ihrer Armuth nichts aufzuweisen habe, als die fortwährenden Uebergänge zweier Tonarten in einander, von Dur in Moll, während die Alten, die weder das eine noch das andere gehabt, auf jede Tonleiter [283] ein anderes tonisches System gebaut hätten, wovon jedes in das authentische und feierliche Gebiet getheilt gewesen, und daß sie endlich außer der diatonischen und chromatischen Tonart das wunderbare Geheimniß der enharmonischen Tonart besessen haben, die seitdem unseren plumpen Ohren unzugänglich geworden sei, weil sie durch Vierteltöne fortschreitet! Die Mystification ist zu belustigend, so daß man Vogler zu verzeihen geneigt ist, in dieser Hinsicht ein Taschenspieler gewesen zu sein. Mystification ist aber der bezeichnende Ausdruck. Vogler wußte besser als Jemand, daß ein undurchdringliches Dunkel über der Musik der Alten ruht; es konnte ihm eben so wenig unbekannt sein, daß unter dem Chaos von Ungewißheit und unerklärlichen Widersprüchen, die unser ganzes Wissen hinsichtlich der antiken Musik ausmachen, eine Thatsache feststeht, nämlich, daß die Griechen die Harmonie gar nicht gekannt haben. Um uns also Geschmack an diesen sogenannten griechischen Melodieen beizubringen, zwingt er sie in die Regeln des vielstimmigen Gesanges hinein, bereichert sie mit den raffinirtesten Zugaben der modernen Kunst, welche die Alten entfernt nicht kannten, weil es scheint, daß sie nur Unisono und in der Octave gesungen haben.

Dieser Hang zum Charlatanism' mag sich bei Vogler in seiner Jugend, namentlich so lange seine wirklichen Ansprüche auf die Achtung der musikalischen und gelehrten Welt noch nicht so anerkannt waren, wie später, noch weit bemerklicher gemacht haben. Man sieht ihn daher nach Effecten haschen, die den wahren Grundsätzen zuwiderlaufen und die nur Unwissende blenden können. Als Kirchencomponist bringt er Alles bunt durch einander vor, und wirft seine Ideen eine nach der andern hin, ohne sie zu entwickeln. Als Organist verzerrt er durch einen übertriebenen Vortrag das erhabenste und feierlichste Instrument. Als Dolmetscher der Gedanken [284] Anderer verändert er sie willkürlich, verwechselt und verwirrt sie durch übertriebene Schnelligkeit, und zwar unter den Augen des Componisten, den er im juridischen Sinn des Wortes executirt. Als Lehrer der Composition stellte er allgemeine Regeln auf, welche das Componiren unmöglich machen. Ist das nicht genug, um den Widerwillen Mozart's zu rechtfertigen, den ihm Vogler einflößte; ihm, dem Feinde aller Charlatanerie, unter welcher Gestalt sie sich zeigte. Mozart errieth die Charlatanerie aus Instinct, er verachtete sie bis an sein Ende; ja seine Verachtung für jede Art von Berechnung, die sich auf die Unwissenheit der Zuhörer gründete, so wie für jedes Hervorbringen eines Effects, den ein strenger Geschmack nicht hatte gelten lassen, ging so weit, daß er selbst sein eigenes Wohlergehen und seine Popularität lieber zum Opfer zu bringen im Stande war, als daß er sein Interesse über seine musikalische Ueberzeugung hätte Herr werden lassen. Ein Mensch, der Bach44 zu verachten sich anstellte, und der sich rühmte, in drei Wochen einen Compositeur zu bilden, konnte kein Mann nach Mozart's Herzen sein. Er mußte seinen Antipoden in ihm erblicken. »Vogler ist ein musikalischer Spaßmacher,« sagte er in seiner etwas derben Sprache, und dieses Wort drückt auf die kräftigste Art den feindlichen Gegensatz, die gänzliche Unverträglichkeit der beiden Naturen aus.


Correspondenz.

[285] München, den 26. September 1777.


Der Sohn an den Vater.


Wir sind den 24. Abends um halb fünf Uhr glücklich in München angelangt. Was mir gleich das Neueste war, daß wir zur Mauth fahren mußten, begleitet von einem Grenadier mit aufgepflanztem Bajonette. Die erste bekannte Person, die uns im Fahren begegnete, war Sign. Consoli, welcher mich gleich kannte, und eine unbeschreibliche Freude hatte, mich zu sehen. Er war den andern Tag gleich bei mir. Die Freude von Herrn Albert kann ich nicht genug ausdrücken; er ist in der That ein grundehrlicher Mann und unser sehr guter Freund. Nach meiner Ankunft war ich bis zur Essenzeit immer beim Claviere. Als Herr Albert kam, gingen wir mitsammen herab zum Tische, wo ich den Mr. Sfeer und einen gewissen Secretär, seinen recht guten Freund, antraf. Beide lassen sich empfehlen. Wir kamen spät in's Bett und waren müde von der Reise.

Den 25. ging ich gegen 11 Uhr zum Grafen Seau. Allein, als ich hinkam, hieß es, er sei schon auf die Jagd gefahren. Geduld! ich wollte unterdessen zum Chorherrn Bernard gehen; er ist aber mit dem Baron Schmid auf die Güter gereis't. Herrn Bellval traf ich voll in Geschäften an. Er gab mir tausend Complimente auf. Unter dem Mittagsessen kam Rossi, um zwei Uhr Consoli, und um drei Uhr Becche und Herr von Bellval. – –

Es gibt hier einen gewissen Herrn Professor Huber; vielleicht erinnern Sie sich besser als ich. Er sagt, er hat mich das letzte Mal zu Wien beim jungen Herrn von Mesmer gesehen [286] und gehört. Er ist nicht zu groß, nicht zu klein, bleich, hat weißgraue Haare, und sieht in der Physiognomie dem Herrn Unterbereiter nicht ungleich. Dieser ist auch ein Vice-Intendant du théâtre. Seine Arbeit ist, die Comödieen, die man aufführen will, durchzulesen, zu verbessern, zu verderben, hinzu zu thun, hinweg zu nehmen. Er kömmt alle Abende zum Albert. Er spricht sehr oft mit mir.

Heute, den 26. d.M., Freitags, war ich um halb neun Uhr beim Grafen Seau. Es war so: als ich in's Haus hinein ging und die Madame N., die Comödiantin, just heraus ging, fragte mich diese: »Sie wollen gewiß zum Grafen?« Ja. »Er ist noch in seinem Garten; Gott weiß, wenn er kömmt.« Ich fragte sie, wo sein Garten sei. »Ja,« sagte sie, »ich habe auch mit ihm zu sprechen; wir wollen mitsammen gehen.« Kaum kamen wir vor's Thor hinaus, so kam uns der Graf entgegen, und war etwa zwölf Schritte von mir, so erkannte er mich und nannte mich beim Namen. Er war sehr höflich und wußte schon, was mit mir vorgegangen ist. Wir gingen ganz allein und langsam die Treppen hinauf; ich entdeckte mich ihm ganz kurz. Er sagte, ich sollte nur schnurgerade bei Sr. Churfürstl. Durchlaucht Audienz begehren. Sollte ich aber im Falle nicht zukommen können, so sollte ich meine Sache nur schriftlich vorbringen. Ich bat ihn sehr, dieses Alles still zu halten; er versprach es mir. Als ich ihm sagte, es ginge hier wirklich ein rechter Compositeur ab, so sagte er: »Das weiß ich wohl!« Nach diesem ging ich zum Bischof von Chiemsee, und war eine halbe Stunde bei ihm. Ich erzählte ihm Alles. Er versprach mir, sein Möglichstes in dieser Sache zu thun. Er fuhr um 1 Uhr nach Nymphenburg, und versprach mir, mit Ihrer Churfürstlichen Durchlaucht der Churfürstin gewiß zu sprechen.

[287] Sonntag Abends kommt der Hof herein. –

Herr Johannes Krönner ist zum Vice-Concert meister declarirt worden, und das durch eine grobe Rede. Er hat zwei Symphonieen (Dio mene liberi) von seiner Composition producirt. Der Churfürst fragte ihn: »Hast Du das wirklich componirt?« – Ja, Ew. Durchlaucht. – »Von wem hast Du's gelernt?« – Von einem Schulmeister in der Schweiz. – »Man macht so viel aus der Composition« – – Dieser Schulmeister hat mir doch mehr gesagt, als alle unsere Compositeurs hier mir sagen könnten.

Heute ist der Graf Schönborn und seine Gemahlin, die Schwester des Erzbischofs, angelangt. Ich war gerade in der Comödie. Herr Albert sagte im Discours, daß ich hier sei, und erzählte ihm, daß ich aus den Diensten bin. Er und sie haben sich verwundert. Sie haben ihm absolument nicht glauben wollen, daß ich 12 fl. 30 kr. seligen Angedenkens gehabt habe. Sie wechselten nur die Post, und hätten mich gerne gesprochen. Ich traf sie aber nicht mehr an.

Jetzt aber bitte ich, daß ich nach Ihren Umständen und Ihrer Gesundheit mich erkundigen darf. Ich hoffe, wie auch meine Mama, daß sich Beide recht wohl befinden. Ich bin immer in meinem schönsten Humor. Mir ist so federleicht, seitdem ich von dieser Chicane weg bin! – –

[Wolfgang Mozart.]


[288] Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 28. September 1777.


– – – – – Nun auf die Sache von München zu kommen, so würde es vielleicht gehen, wenn Du nur Gelegenheit bekommen kannst, daß der Churfürst Alles hört, was Du kannst, und sonderheitlich Fugen-, Canons- und Contrapuncts-Compositionen zu machen im Stande bist. Dem Grafen Seau mußt Du erschrecklich das Maul machen, was Du ihm für sein Theater in Arien und Ballets, ohne eine Bezahlung zu verlangen, Alles machen willst. Mit den Cavalieren mußt Du erstaunlich höflich sein, denn ein Jeder hat sein Maul darin. Consoli könnte die neue Scene für die Mad. Duscheck singen. Von der Madame Duschek kannst Du mit dem Grafen Seau im Vorbeigehen sprechen. Vielleicht könntet Ihr beim Grafen Seau im Garten eine Musik machen. Wenn die Sache einiges Ansehen der Hoffnung gewinnt, so wird Euer Aufenthalt in München länger nothwendig sein. Mache Dir den Herrn Moschitka recht zum Freunde; er hat immer Gelegenheit, mit dem Churfürsten zu sprechen, und hat allen Credit. Solltest du für den Churfürsten auf die Gamba Etwas machen müssen, so kann Dir derselbe sagen, wie es sein muß, und die Stücke zeigen, die der Churfürst am meisten liebt, um dessen Geschmack einzusehen. Solltest Du mit dem Churfürsten nicht gesprochen haben, oder nicht sprechen können, und gezwungen sein, ihn schriftlich anzugehen, so wird Herr von Bellval Dir rathen, wer die Schrift verfassen soll. Du kannst Dich sowohl schriftlich als mündlich beim Churfürsten und Grafen Seau herauslassen, daß Se. Durchlaucht sich in Betreff Deiner Contrapuncts-Wissenschaft nur an den P. Maestro Martini [289] in Bologna, auch an den Herrn Hasse nach Venedig wenden möchten, um dieser Herren Urtheil von Dir zu hören, und findest Du es nothwendig, so will ich Dir die zwei Diplomata schicken, wo du schon im vierzehnten Jahre Deines Alters als Maestro di Capella der Akademien zu Bologna und Verona erklärt bist. – – –

Nachschrift. Ich schicke Dir hier die zwei Diplomata und die Attestation des P. Martini; mache, daß es der Churfürst zu lesen bekommt, auch Graf Seau muß es lesen und den Churfürsten lesen lassen. Das macht großes Aufsehen, daß Du schon vor sieben Jahren Maestro di Capella von den Akademieen geworden.

Der Sohn an den Vater.


München, den 29. September 1777.


– – – – Ich war heute beim Fürsten Zeil und der hat mir Folgendes mit aller Höflichkeit gesagt: »ich glaube, hier werden wir nicht viel ausrichten. Ich habe bei der Tafel zu Nymphenburg heimlich mit dem Churfürsten gesprochen. Er sagte mir: jetzt ist es noch zu früh, er soll gehen, nach Italien reisen, sich berühmt machen. Ich versage ihm Nichts, aber jetzt ist es noch zu früh.« Da haben wir's! Die meisten großen Herren haben einen so entsetzlichen Welschlands-Paroxismus. –

Der Bischof von Chiemsee sprach auch ganz allein mit der Churfürstin. Diese schupfte die Achseln und sagte: sie wird ihr Möglichstes thun, allein sie zweifelt sehr. Graf Seau fragte den Fürsten Zeil, welcher ihm Alles erzählt hatte: »Wissen Sie [290] nicht, hat denn der Mozart nicht so viel vom Hause, daß er mit ein wenig Beihülfe hier bleiben könnte? Ich hätte Lust ihn zu behalten.« Der Bischof gab ihm zur Antwort: »Ich weiß es nicht; aber ich zweifle sehr. Doch dürfen Sie ihn ja nur darüber sprechen.« Dieß war also die Ursache, warum er folgenden Tag so gedankenvoll war. Hier bin ich gern, und ich bin der Meinung, wie Viele meiner guten Freunde, daß, wenn ich nur ein Jahr oder zwei hier bliebe, ich mir durch meine Arbeit Verdienst und Meriten machen könnte, und folglich ehender vom Hofe gesucht würde, als suchen sollte. –

Heute, als den 30., ging ich nach Abrede mit Wotschika um neun Uhr nach Hofe. Da war Alles in Jagd-Uniform. –

– – – Als der Churfürst an mich kam, so sagte ich: »Ew. Churfürstl. Durchlaucht erlauben, daß ich mich unterthänigst zu Füßen legen und meine Dienste antragen darf. –«

Der Churfürst antwortete mehrmals: »Ja, mein liebes Kind, es ist keine Vacatur vorhanden!« –

Herr Wotschika rieth mir, ich sollte mich öfters beim Churfürsten sehen lassen.


Der Sohn an den Vater.


München, den 2. Oktober 1777.


– – – – Beim Grafen Salern spielte ich die drei Tage hindurch viele Sachen von Kopf, dann die zwei Cassationen für die Gräfin, und dann die Final-Musik mit dem Rondo auf die letzt auswendig. Sie können sich nicht einbilden, was der Graf Salern für eine Freude hatte: er versteht doch die Musik, [291] denn er sagte allezeit Bravo, wo andere Cavaliers eine Prise Tabak nehmen – sich schneuzen, räuspern – – oder einen Discours anfangen. – – – Ich sagte ihm, ich wünschte nur, daß der Churfürst da wäre, so könne er doch was hören – er weiß nichts von mir, er weiß nicht, was ich kann. Ich lasse es auf eine Probe ankommen; er soll alle Componisten von München herkommen lassen, er kann auch einige von Italien und Frankreich, Deutschland, England und Spanien verschreiben. Ich traue mir mit einem Jeden zu schreiben. Ich erzählte ihm, was in Italien mit mir vorgegangen ist; ich bat ihn, wenn ein Discours von mir wäre, diese Sachen anzubringen. Er sagte: »Ich bin der Wenigste, aber was bei mir steht, von ganzem Herzen.« Er ist halt auch der Meinung, daß, wenn ich unterdessen so hier bleiben könnte, die Sache hernach von sich selbst ginge. Für mich allein wäre es nicht unmöglich, mich durchzubringen; denn vom Grafen Seau wollte ich wenigstens 300 fl. bekommen, und für das Essen dürfte ich nicht sorgen; denn ich wäre immer eingeladen, und wenn nicht, so machte sich Albert eine Freude, mich bei sich zu Tische zu haben. Ich esse wenig, trinke Wasser und zuletzt zum Obst ein Gläschen Wein. Ich würde mit Graf Seau den Contract so machen (Alles auf Einrathen meiner guten Freunde), alle Jahre vier deutsche Opern, theils buffe, theils serie zu liefern. Ich hätte dann von einer jeden eine Sera oder Einnahme für mich, welches schon so gebräuchlich ist, und dieses würde mir allein wenigstens 500 fl. tragen, welches mit meinem Gehalte schon 800 fl. wäre, wo nicht mehr; denn der Reiner, Schauspieler und Sänger, nahm in seiner Sera 200 fl. ein, und ich bin hier sehr beliebt; und wie würde ich erst beliebt werden, wenn ich der deutschen Nationalbühne in der Musik emporhelfen würde? – Und das würde durch mich [292] gewiß geschehen; denn ich war schon voll Begierde, zu schreiben, als ich das deutsche Singspiel hörte. Die erste Sängerin, von hier gebürtig, mit Namen Keiserin, ist eine Kochstochter von einem hiesigen Grafen, ein sehr angenehmes Mädel auf dem Theater: in der Nähe sah ich sie noch niemals. Wie ich sie hörte, war es erst das dritte Mal, daß sie agirte. Sie hat eine schöne Stimme, nicht stark, doch auch nicht schwach, sehr rein und gute Intonation. Ihr Lehrmeister ist Valesi, und aus ihrem Singen erkennt man, daß ihr Meister sowohl das Singen, als das Singenlehren versteht, wenn sie ein paar Takte aushält, so habe ich mich sehr verwundert, wie schön sie das Crescendo und Decrescendo macht. Den Triller schlägt sie noch langsam, und das freut mich recht, denn er wird nur desto reiner und klarer, wenn sie ihn einmal geschwinder machen will. Geschwind ist er ohnehin leichter. Die Leute haben hier eine rechte Freude mit ihr – – und ich mit ihnen. Meine Mama war im Parterre; sie ging schon um halb 5 Uhr hinein, um Platz zu bekommen; ich ging aber erst um halb 7 Uhr, denn ich kann überall in die Logen gehen, weil ich bekannt genug bin. Ich war in der Loge vom Hause Branca. Ich betrachtete die Keiserin mit meinem Fernglase, und sie lockte mir öfters eine Zähre ab; ich sagte oft Brava, bravissima; denn ich dachte mir, daß sie erst das dritte Mal auf dem Theater ist. Das Stück hieß das Fischermädchen, eine nach der Musik des Piccini sehr gute Uebersetzung. Originalstücke haben sie noch nicht. Eine deutsche Opera seria möchten sie auch bald geben – – und man wünschte, daß ich sie componirte. Der schon genannte Professor Huber ist auch von den wünschenden Personen. –

Baron Rumling machte mir neulich das Compliment: »Spektakel sind meine Freude: gute Akteurs und Aktrices, gute [293] Sänger und Sängerinnen, und dann einen so braven Componisten dazu, wie Sie.« – – – Das ist freilich nur geredet – – und reden läßt sich viel – –; doch hat er niemals mit mir so geredet. –

Heute früh um acht Uhr war ich beim Grafen Seau; ich machte es ganz kurz und sagte nur: »Ich bin nur da, Ew. Excellenz mich und meine Sache recht zu erklären. Es ist mir bei Vorwurf gemacht worden, ich sollte nach Italien reisen. Ich war 16 Monate in Italien, habe drei Opern geschrieben, das ist genug bekannt. Was weiter vorgegangen, werden Ew. Excellenz aus diesen Papieren sehen.« Ich zeigte ihm die Diplomata mit den Worten: »Ich zeige und sage Ew. Excellenz dieses Alles nur, damit, wenn eine Rede von mir ist, und mir etwa Unrecht gethan würde, sich Ew. Excellenz mit Grund meiner annehmen können.« Er fragte mich, ob ich jetzt nach Frankreich ginge? Ich sagte, ich würde noch in Deutschland bleiben. Er verstand aber in München, und sagte, vor Freude lachend: »So, hier bleiben Sie noch?« Ich sagte: »Nein, ich wäre gern geblieben; und die Wahrheit zu gestehen, hätte ich nur deßwegen gern vom Churfürsten Etwas gehabt, damit ich Ew. Excellenz hernach hätte nur mit meiner Composition bedienen können, und zwar ohne alles Interesse. Ich hätte mir ein Vergnügen daraus gemacht.« Bei diesen Worten rückte er gar seine Schlafhaube. – – –


[294] Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 6. Oktober 1777.


– Daß Du allein in München leben könntest, hat seine Richtigkeit: allein was würde Dir dieses für eine Ehre machen? wie würde der Erzbischof darüber spotten? Das kannst Du aller Orten, nicht nur in München. Man muß sich nicht so klein machen, und nicht so hinwerfen. Dazu ist gewiß noch keine Noth.


Der Sohn an den Vater.


Augsburg, den 14. Oktober 1777.


Wir sind den 11. d.M. Mittags 12 Uhr von München abgereis't, und Abends um 9 Uhr glücklich hier angelangt, und wir werden, glaube ich, künftigen Freitag, als übermorgen, wieder wegreisen. Denn hören Sie nur, wie schön generos die Herren Augsburger sind! Ich bin noch in keinem Orte mit so vielen Ehrenbezeugungen überhäuft worden, wie hier. Mein erster Gang war zum Herrn Stadtpfleger ...; mein Herr Vetter, der ein rechter braver, lieber Mann und ein ehrlicher Bürger ist, hat mich hin begleitet, und hatte die Ehre, oben im Vorhause wie ein Lakai zu warten, bis ich von dem Erzstadtpfleger heraus kommen würde. Ich ermangelte nicht, gleich anfangs die unterthänigste Empfehlung vom Papa auszurichten. Er erinnerte sich allergnädigst auf Alles, und fragte mich: »Wie ist's dem Herrn immer gegangen?« Ich sagte gleich darauf: »Gott Lob [295] und Dank, recht gut, und Ihnen, hoffe ich, wird es auch ganz gut gegangen sein?« – Er wurde hernach höflicher und sagte »Sie«, und ich sagte Euer Gnaden, wie ich es gleich am Anfange gethan hatte. Er gab nicht nach, ich mußte mit ihm hinauf zu seinem Schwiegersohn (im zweiten Stock), und mein Herr Vetter hatte die Ehre, unterdessen über eine Stiege im Vorhause zu warten. Ich mußte mich zurückhalten mit aller Gewalt, sonst hätte ich mit der größten Höflichkeit Etwas gesagt. Ich hatte oben die Ehre, in Gegenwart des gestarzten Herrn Sohnes, und der langhalsigten, gnädigen, jungen Frau und der einfältigen alten Frau so beiläufig drei Viertelstunden auf einem guten Clavicord von Stein zu spielen. Ich spielte Phantasieen und endlich Alles, was er hatte, prima vista, unter andern sehr hübsche Stücke von einem gewissen Edelmann. Da war Alles in der größten Höflichkeit, und ich war auch sehr höflich; denn meine Gewohnheit ist, mit den Leuten so zu sein, wie sie sind, so kömmt man am besten hinaus. Ich sagte, daß ich nach dem Essen zum Stein gehen würde. Der junge Herr trug sich also gleich selbst an, mich hinzuführen. Ich dankte ihm für seine Güte, und versprach Nachmittags zwei Uhr zu kommen. Ich kam, und wir gingen mit einander in Gesellschaft seines Herrn Schwagers, der einem völligen Studenten gleich sieht. Obwohl ich gebeten hatte, still zu halten, wer ich sei, so war Herr von Langenmantel doch so unvorsichtig, und sagte zum Herrn Stein: »Hier habe ich die Ehre, einen Virtuosen auf dem Claviere aufzuführen,« und schmutzte dazu. Ich protestirte gleich und sagte, ich wäre nur ein unwürdiger Schüler von Herrn Sigl aus München, von dem ich viele tausend Complimente ausgerichtet habe. Er sagte Nein mit dem Kopfe – und endlich – »sollte ich wohl die Ehre haben, den Herrn Mozart vor mir [296] zu haben?« – O nein, sprach ich, ich nenne mich Trazom, ich habe auch hier einen Brief an Sie. Er nahm den Brief und wollte ihn gleich erbrechen. Ich ließ ihm aber nicht Zeit, und sagte: Was wollen Sie denn jetzt da den Brief lesen? machen Sie dafür auf, daß wir in den Saal hinein können, ich bin so begierig, Ihre Pianofortes zu sehen. – – »Nun, meinetwegen, es sei, wie es wolle; ich glaube aber, ich betrüge mich nicht.« Er machte auf. Ich lief gleich zu einem von den drei Clavieren, die im Zimmer standen. Ich spielte; er konnte kaum den Brief aufmachen, vor Begierde überwiesen zu sein; er las nur die Unterschrift. O, schrie er und umarmte mich und war sehr erfreut. Wegen seinen Clavieren werde ich nachgehends sprechen. –

Der Sohn an den Vater.


Augsburg, den 17. Oktober 1777.


Nun muß ich gleich bei den Steinischen Pianoforte anfangen. Ehe ich noch von Stein seiner Arbeit etwas gesehen habe, waren mir die Spättischen Claviere die liebsten, nun aber muß ich den Steinischen den Vorzug lassen; denn sie dämpfen noch viel besser, als die Regensburger. Wenn ich stark anschlage, ich mag den Finger liegen lassen oder aufheben, so ist halt der Ton im Augenblicke vorbei, da ich ihn hören ließ. Ich mag auf die Claves kommen, wie ich will, so wird der Ton immer gleich sein, er wird nicht schleppen, er wird nicht schwächer, nicht stärker gehen, oder gar ausbleiben; mit einem Worte, es ist Alles gleich. Es ist wahr, er gibt so ein Pianoforte nicht unter 300 fl.; aber [297] seine Mühe und Fleiß, die er anwendet, ist nicht zu bezahlen. Seine Instrumente haben besonders das vor andern eigen, daß sie mit Auflösung gemacht sind, womit sich der Hunderste nicht abgibt; aber ohne Auflösung ist es halt nicht möglich, daß ein Pianoforte nicht schäppere oder nachklinge. Seine Hämmer, wenn man die Claves anspielt, fallen in dem Augenblicke, da sie an die Saiten hinaufspringen, wieder herab, man mag den Clavis liegen lassen, oder auslassen. Wenn er ein solch Clavier fertig hat, (wie er mir selbst sagt) so setzt er sich erst hin, und probirt allerlei Passagen, Läufe und Sprünge, und schabt und arbeitet so lange, bis das Clavier Alles thut; denn er arbeitet nur zum Nutzen der Musik, und nicht seines Nutzens wegen allein, sonst würde er gleich fertig sein. Er sagt oft: »Wenn ich nicht selbst ein so passionirter Liebhaber der Musik wäre, und nicht etwas Weniges auf dem Clavier könnte, so hätte ich gewiß längst schon die Geduld bei meiner Arbeit verloren: allein ich bin halt ein Liebhaber von Instrumenten, die den Spieler nicht ansetzen, und dauerhaft sind.« Seine Claviere sind auch wirklich von Dauer. Er steht gut dafür, daß der Resonanzboden nicht springt und nicht bricht. Wenn er einen Resonanzboden zu einem Claviere fertig hat, so stellt er ihn in die Luft, Regen, Schnee, Sonnenhitze und allen Teufel, damit er zerspringt, und dann legt er Späne ein und leimt sie hinein, damit er stark und recht fest wird. Er ist völlig froh, wenn er springt; man ist halt hernach versichert, daß ihm nichts mehr geschieht. Er schneidet gar oft selbst hinein, und leimt ihn wieder zu, und befestigt ihn recht. Er hat drei solche Pianoforte fertig und ich habe erst heute wieder darauf gespielt. – – – Die Maschine, wo man mit dem Knie drückt, ist auch bei ihm besser gemacht, als bei den Andern. Ich darf es kaum [298] anrühren, so geht es schon; und sobald man das Knie nur ein wenig wegthut, so hört man nicht den mindesten Nachklang. Nun, morgen komme ich vielleicht auf seine Orgel – d.h. ich komme darüber zu schreiben. Als ich Herrn Stein sagte, ich möchte gern auf seiner Orgel spielen, denn die Orgel sei meine Passion, so verwunderte er sich groß, und sagte: »Was, ein solcher Mann wie Sie, ein solcher Clavierist, will auf einem Instrumente spielen, wo keine Douceur, keine Expression, kein Piano noch Forte statt findet, sondern immer gleich fortgehet?« – Das hat Alles nichts zu bedeuten. Die Orgel ist doch in meinen Augen und Ohren der König aller Instrumente. Nun, meinetwegen. Wir gingen nun mit einander. Ich merkte schon aus seinem Discours, daß er glaubte, ich würde nicht viel auf seiner Orgel machen; ich würde blos völlig Claviermäßig spielen. Er erzählte mir, er hätte auch Chobert auf sein Verlangen auf die Orgel geführt, und es war mir schon bange (sagte er), denn Chobert sagte es allen Leuten, und die Kirche war ziemlich voll; denn ich glaubte halt, der Mensch wird voll Geist, Feuer und Geschwindigkeit sein, und das nimmt sich nicht aus auf der Orgel, aber wie er anfing, war ich gleich anderer Meinung. Ich sagte nichts als: Was glauben Sie, Herr Stein, werde ich herumlaufen auf der Orgel? – – Ach Sie! das ist ganz was Anderes. Wir kamen auf den Chor, ich fing zu präludiren an, da lachte er schon; dann eine Fuge. »Das glaube ich,« sagte er, »daß Sie gern Orgel spielen, wenn man so spielt.« – –

Anfangs war mir das Pedal etwas fremd, weil es nicht gebrochen war. Es fing C an, dann D, E u.s.f. in einer Reihe, Bei uns aber ist D und E oben, wie hierEs und Fis. Ich [299] kam aber gleich drein. Ich war auch zu St. Ulrich auf der alten Orgel. Die Stiege ist was Abscheuliches. Ich bat, es möchte mir auch wer darauf spielen, denn ich möchte hinabgehen und zuhören; denn oben macht die Orgel gar keinen Effekt. Ich nahm aber nichts aus, denn der junge Regens Chori, ein Geistlicher, machte Läufe auf der Orgel herum, daß man nichts verstand, und wenn er Harmonieen machen wollte, waren es lauter Disharmonieen, denn es stimmte nicht recht. – – –

Der Sohn an den Vater.


Augsburg, den 24. Oktober 1777.


Gestern, Mittwoch den 23. ist meine Akademie inScena gegangen. Graf Wolfegg war fleißig dabei und brachte etliche Stiftsdamen mit. Ich war schon gleich die ersten Tage in seinem Logement, um ihm aufzuwarten; er war aber nicht hier. Vor etlichen Tagen ist er angelangt, und da er erfahren, daß ich hier bin, so erwartet er nicht, daß ich zu ihm kam, sondern, da ich gerade Hut und Degen nahm, um ihm meine Visite zu machen, trat er eben zur Thüre herein. Nun muß ich eine Beschreibung von den vergangenen Tagen machen, ehe ich zum Concert komme. Vergangenen Samstag war ich zu St. Ulrich; etliche Tage zuvor im Kloster heil. Kreuz einige Male, wo ich auch vergangenen Sonntag, den 19. d.M. speiste, und unter Tafel wurde Musik gemacht. So schlecht als sie geigen, ist mir die Musik in dem Kloster doch lieber als das Orchester von Augsburg. Ich machte eine Symphonie, und spielte auf der Violine das Concert B dur von Wanhall mit allgemeinem Applaus. Der Herr Dechant [300] ist ein braver lustiger Mann; er ist ein Vetter von Eberlin, heißt Zeschinger, und kennt den Papa ganz gut. Auf die Nacht beim Souper spielte ich das Straßburger Violin-Concert. Es ging wie Oel. Alles lobte den schönen reinen Ton. Hernach brachte man ein kleines Clavicord. Ich präludirte und spielte eine Sonate und Variationen von Fischer. Dann flüsterten die übrigen dem Herrn Dechant in's Ohr, er sollte mich erst orgelmäßig spielen hören. Ich sagte, er möchte mir ein Thema geben, und da er nicht wollte, gab mir einer aus den Geistlichen Eines an. Ich führte es spazieren und mitten darin (die Fuge ging ex G minor) fing ich major an, und ganz etwas Scherzhaftes, aber im nämlichen Tempo, dann endlich wieder das Thema, aber umgekehrt; endlich fiel mir ein, ob ich das scherzhafte Wesen nicht auch zum Thema der Fuge brauchen könnte? – – Ich fragte nicht lange, sondern machte es gleich, und es ging so accurat, als wenn es ihm der Daser angemessen hätte. Der Herr Dechant war ganz außer sich vor Freude. »Das ist vorbei, da nützt nichts (sagte er), das habe ich nicht geglaubt, was ich da gehört habe, Sie sind ein ganzer Mann. Mir hat freilich mein Prälat gesagt, daß er sein Lebetag Niemand so bündig und ernsthaft die Orgel habe spielen hören.« Denn der Herr Prälat hat mich einige Tage vorher gehört, der Dechant aber war nicht hier. Endlich brachte Einer eine Sonate her, die fugirt war, und ich sollte sie spielen. Ich sagte aber: Meine Herren, das ist zu viel; das muß ich gestehen, die Sonate werde ich nicht gleich so spielen können. »Ja, das glaube ich auch (sprach der Dechant mit vielem Eifer, denn er war ganz für mich), das ist zu viel, da gibt's keinen, dem das möglich wäre.« Uebrigens aber, sagte ich, will ich es doch probiren. Da hörte ich aber immer hinter mir den Dechant [301] ausrufen. O Du Erzschufti! O Du Spitzbube! – – – Ich spielte bis 11 Uhr. Ich wurde mit lauter Fugenthema's bombardirt, so auch neulich beim Stein mit einer Sonate von Becché. – –

A propos, wegen Herrn Steins seinem Mädel. Wer sie spielen sieht und hört, und nicht lachen muß, der muß von Stein wie ihr Vater sein. Es wird völlig gegen den Discant hinauf gesessen, und in der Mitte, damit man mehr Gelegenheit hat, sich zu bewegen und Grimassen zu machen. Die Augen werden verdreht, es wird geschmutzt; wenn eine Sache zweimal kömmt, so wird sie das zweite Mal langsamer gespielt; kommt selbe drei Mal, wieder langsamer. Der Arm muß in aller Höhe, wenn man eine Passage macht, und wie die Passage markirt wird, so muß es der Arm, nicht die Finger, und das recht mit allem Fleiße schwer und ungeschickt thun. Das Schönste aber ist, daß, wenn in einer Passage, welche fortfließen soll wie Oel, nothwendiger Weise die Finger gewechselt werden müssen, so braucht's nicht viel Achtung zu geben, sondern wenn es Zeit ist, so läßt man aus, hebt die Hand auf und fängt ganz commode wieder an, wodurch man auch eher Hoffnung hat, einen falschen Ton zu erwischen, und das macht oft einen curiosen Effekt. Ich schreibe dieses nur, um dem Papa einen Begriff vom Clavierspielen und Instruiren zu geben, damit der Papa seiner Zeit einen Nutzen daraus ziehen kann.

Herr Stein ist völlig in seine Tochter vernarrt. Sie ist 81/2 Jahre alt; sie lernt nur noch Alles auswendig. Sie kann werden, sie hat Genie; aber auf diese Art wird sie nichts, sie wird niemals viel Geschwindigkeit bekommen, weil sich völlig befleißt, die Hand schwer zu machen. Sie wird das [302] Nothwendigste und Härteste und die Hauptsache in der Musik niemals bekommen, nämlich das Tempo, weil sie sich von Jugend auf völlig beflissen hat, nicht auf den Takt zu spielen. Herr Stein und ich haben gewiß zwei Stunden mit einander über diesen Punkt gesprochen. Ich habe ihn aber schon ziemlich bekehrt. Er fragt mich jetzt in Allem um Rath. Er war in den Becché völlig vernarrt. Nun sieht und hört er, daß ich mehr spiele als Becché, daß ich keine Grimassen mache und doch so expressive spiele, daß noch Keiner, nach seinem Bekenntnisse, seine Pianoforte so gut zu tractiren gewußt hat, daß ich immer accurat im Takte bleibe. Ueber das verwundern sich Alle. Das tempo rubato in einem Adagio, daß die linke Hand nichts darum weiß, können sie gar nicht begreifen; denn bei ihnen gibt die linke Hand nach. Graf Wolfegg und mehrere, die ganz passionirt für Becché sind, sagten neulich öffentlich im Concerte, daß ich den Becché in Sack schiebe. Graf Wolfegg lief immer im Saal herum und sagte: »so habe ich mein Lebetag nichts gehört.« Er sagte zu mir: »Ich muß Ihnen sagen, daß ich Sie niemals so spielen gehört, wie heute; ich werde es auch Ihrem Vater sagen, sobald ich nach Salzburg komme.«

Was meint der Papa, was das erste war nach der Symphonie? – Das Concert auf drei Clavieren. Herr Demler spielte das erste, ich das zweite, und Herr Stein das dritte. Dann spielte ich allein die letzte Sonate ex D für die Dürnitz, dann mein Concert ex B, dann wieder allein ganz regelmäßig eine Fuge C minor, und auf einmal eine prächtige Sonate ex C major so aus dem Kopfe mit einem Rondo am Ende. Es war ein rechtes Getöse und Lärmen. Herr Stein machte nichts als Gesichter und Grimassen für Bewunderung; Herr Demler mußte beständig lachen. Dieser ist ein so curioser Mensch, daß, [303] wenn ihm Etwas sehr gefällt, so muß er ganz entsetzlich lachen. Bei mir fing er gar zu fluchen an. – – – –

Das Concert hat 90 fl. getragen, ohne Abzug der Unkosten. Wir haben also nun mit den 2 Dukaten auf der Stube 100 fl. eingenommen. Die Unkosten vom Concerte haben nicht mehr als 16 fl. 30 kr. gemacht. Den Saal hatte ich frei, und von der Musik, glaube ich, werden halt Viele umsonst gegangen sein. –

Ich küsse dem Papa die Hand und danke gehorsamst für den Glückwunsch zu meinem Namenstage. Lebe der Papa unbesorgt; ich habe Gott immer vor Augen, ich erkenne seine Allmacht, ich fürchte seinen Zorn; ich erkenne aber auch seine Liebe, sein Mitleiden und seine Barmherzigkeit gegen seine Geschöpfe; er wird seine Diener niemals verlassen. Wenn es nach seinem Willen geht, so geht es auch nach meinem; mithin kann es nicht fehlen – ich muß glücklich und zufrieden sein. Ich werde auch ganz gewiß mich befleißigen, Ihrem Befehle und Rathe, den sie mir zu geben die Güte hatten, auf das Genaueste nachzuleben.

Den 26., als Uebermorgen, reisen wir schnurgerade nach Wallerstein.


Mannheim, den 4. November 1777.


Dieß ist der zweite Brief, den ich von Mannheim aus schreibe. Ich bin alle Tage bei Cannabich; heute ist auch meine Mama mit mir hingegangen. Er ist ganz ein anderer Mann, als er vorher war, welches auch das ganze Orchester sagt. Er ist sehr für mich eingenommen. Er hat eine Tochter, die ganz artig Clavier spielt, und damit ich ihn mir recht zum Freunde mache, so arbeite ich jetzt an einer Sonate für seine Mselle. Tochter. [304] Ich habe, wie ich das erste Allegro und Andante geendigt hatte, selbe hingebracht und gespielt. Der Papa kann sich nicht vorstellen, was die Sonata für einen Beifall hat. Es waren Einige von der Musik gerade dort, als der junge Danner, ein Waldhornist Lang und der Hautboist Ramm, welcher recht gut bläst und einen hübschen feinen Ton hat. Ich habe ihm ein Präsent mit dem Oboe-Concert gemacht, welches im Zimmer bei Cannabich abgeschrieben wird. Der Mensch ist närrisch vor Freude. Ich habe ihm das Concert heute auf dem Pianoforte bei Cannabich vorgespielt; und obwohl man wußte, daß es von mir ist, so gefiel es doch sehr. Kein Mensch sagte, daß es nicht gut gesetzt sei; weil es die Leute hier nicht verstehen45 – – Sie sollen nur den Erzbischof fragen, der wird sie gleich auf den rechten Weg bringen.

Heute habe ich alle meine sechs Sonaten beim Cannabich gespielt. Herr Capellmeister Holzbauer hat mich heute selbst zum Herrn Intendanten, Graf Savioli, geführt. Cannabich war just dort, Herr Holzbauer sagte auf welsch zum Grafen, daß ich möchte die Gnade haben, mich bei St. Churfürstl. Durchlaucht hören zu lassen, indem ich schon vor fünfzehn Iahrm hier gewesen bin, als ich sieben Jahre alt war; aber nun bin ich älter und großer geworden, und so auch in der Musik. Ja so, sagte der Graf, das ist der – –. Was weiß ich, für wen er mich hielt. Da nahm aber gleich der Cannabich das Wort. Ich stellte mich, als wenn ich nichts hörte, und ließ mich mit Andern in Discours ein, merkte aber, daß er mit einer ernsthaften Miene von mir sprach. Der Graf sagte dann zu mir: Ich höre, daß Sie so ganz passabel Clavier spielen. Ich machte eine [305] Verbeugung. Nun muß ich von der hiesigen Musik reden. Ich war Samstag am Allerheiligen-Tage in der Capelle im Hochamte. Das Orchester ist sehr gut und stark, auf jeder Seite zehn bis eilf Violinen, vier Bratschen, zwei Oboen, zwei Flauti, und zwei Clarinetti, zwei Corni, vier Violoncellos, vier Fagotti, vier Contrabassi und Trompeten und Pauken. Es läßt sich eine schöne Musik machen, aber ich getrauete mir keine Messe von mir hier zu produciren. Warum? – Wegen der Kürze? – Nein, hier muß auch Alles kurz sein. – Wegen des Kirchenstyls? – Nichts weniger, sondern weil man hier jetzt bei den dermaligen Umständen hauptsächlich für die Instrumente schreiben muß, weil man sich nichts Schlechteres denken kann, als die hiesigen Vocalstimmen. Sechs Soprani, sechs Alti, sechs Tenori und sechs Bassi zu zwanzig Violini und zwölf Bassi verhält sich just wie 0 zu 1. – – Dieß kommt daher, die Italiener sind hier jetzt miserabel angeschrieben. Sie haben nur zwei Castraten hier, und diese sind schon alt. Man läßt sie halt absterben. Der Sopranist möchte schon auch lieber den Alt singen, er kann nicht mehr hinauf. Die etliche Buben, die sie haben, sind elendig, und die Tenori und Bassi wie bei uns die Todtensänger46. Der Herr Vice-Capellmeister Vogler, der neulich das Amt machte, ist ein musikalischer Spaßmacher47, ein Mensch, der sich recht viel einbildet und nicht viel kann. Das ganze Orchester mag ihn nicht. Heute aber, als Sonntag, habe ich eine Messe von Holzbauer gehört, die schon 26 Jahre alt, aber recht gut ist. Er schreibt sehr gut, einen guten Kirchenstyl, einen guten Satz der Vocalstimmen und der Instrumente, und gute Fugen. Zwei Organisten haben sie [306] hier, wo es der Mühe werth wäre, eigends nach Mannheim zu reisen. Ich habe Gelegenheit gehabt, sie recht zu hören; denn hier ist es nicht üblich, daß man ein Benedictus macht, sondern der Organist muß dort allezeit spielen. Das erste Mal habe ich den Zweiten gehört, und das andere Mal den Ersten. Ich schätze aber nach meiner Meinung den Zweiten noch mehr als den Ersten; denn wie ich jenen gehört habe, so fragte ich, wer ist der, welcher die Orgel schlägt? Unser zweiter Organist. Er schlägt miserabel. Wie ich den Andern hörte, wer ist der? – Unser Erster. Der schlägt noch miserabler. Ich glaube, wenn man sie zusammenstöße, so würde noch etwas Schlechteres heraus kommen. Es ist zum Todtlachen, diese Herren zu sehen. Der Zweite ist bei der Orgel wie das Kind beim Drecke; man sieht ihm seine Kunst schon im Gesichte an. Der Erste hat doch Brillen auf. Ich bin zur Orgel hingestanden, und habe ihm zugesehen, in der Absicht, ihm Etwas abzulernen. Er hebt die Hände bei jeder Note in aller Höhe auf. Was aber seine Force ist, ist, daß er sechsstimmig spielt, meistens aber quintenstimmig und octavstimmig; er läßt auch oft für Spaß die rechte Hand aus und spielt mit der linken ganz allein. Mit einem Worte, er kann machen, was er will, er ist völlig Herr über seine Orgel.


Der Sohn an den Vater.


Mannheim, den 13. November 1777.


– – – – – Gestern habe ich mit Cannabich zum Intendanten, Grafen Savioli gehen müssen, um mein Präsent abzuholen. Es war so, wie ich es mir eingebildet: nichts in [307] Gelde, sondern eine schöne goldene Uhr. Mir wären aber 10 Carolin lieber gewesen als die Uhr, welche man mit Ketten und Devisen auf 20 Carolin schätzt; denn auf der Reise braucht man Geld. Nun habe ich mit Dero Erlaubniß 5 Uhren, und ich habe auch kräftig im Sinne, mir an jeder Hosen noch ein Uhrtaschel machen zu lassen, um, wenn ich zu einem großen Herrn komme, zwei Uhren zu tragen (wie es ohnehin jetzt Mode ist), damit nur keinem mehr einfällt, mir eine Uhr zu verehren. Ich sehe aus des Papa Schreiben, daß Sie des Voglers Buch nicht gelesen. Ich habe es von Cannabich entliehen und jetzt gelesen. Nun, seine Historie ist ganz kurz. Er kam miserabel her, producirte sich auf dem Clavier und machte ein Ballet. Man hatte Mitleiden, und der Churfürst schickte ihn nach Italien. Als der Churfürst nach Bologna kam, fragte er den Pater Valotti wegen dem Vogler: »O altezza, questo è un grand uomo!« etc. Er fragte auch den P. Martini: »Altezza, è buono, ma a poco a poco, quando sarà un poco più vecchio, più sodo, si farà, si farà. Ma bisogna che si cangi molto.« Als Vogler zurück kam, wurde er geistlich und gleich Hofkaplan. Er producirte ein Miserere, welches, wie Jedermann sagt, nicht zu hören ist, denn es geht Alles falsch. Er hörte, daß man es nicht viel lobte, und ging also zum Churfürsten und beklagte sich, daß das Orchester ihm zum Fleiß und Trotz schlecht spielte; mit einem Worte, er wußte es so gut herum zu drehen (spielte auch so kleine ihm nutzbare Schlechtigkeiten mit Weibern), daß er Vice-Capellmeister geworden ist. Er ist ein Narr, der sich einbildet, daß nichts Besseres und Vollkommneres sei als er. Das ganze Orchester von oben bis unten mag ihn nicht. Er hat dem Holzbauer viel Verdruß gemacht. Sein Buch dient mehr zum Rechnen als zum Componiren lernen. Er sagt, er macht in drei [308] Wochen einen Compositeur, und in sechs Monaten einen Sänger. Man hat es aber noch nicht gesehen. Er verachtet die größten Meister; mir selbst hat er den Bach verachtet. Bach hat hier zwei Opern geschrieben, wovon die erste besser gefallen, als die zweite, welche war Lucio Silla. Weil ich nun die nämliche zu Mailand geschrieben habe, so wollte ich selbe sehen. Ich mußte von Holzbauer, daß sie Vogler hat, und begehrte sie von ihm. Von Herzen gern, antwortete er mir; Morgen werde ich sie Ihnen schicken. Sie werden aber nicht viel Gescheites sehen. Etliche Tage darauf, als er mich sah, sagte er zu mir ganz spöttisch: Nun, haben Sie was Schönes gesehen? Haben Sie was daraus gelernt? – Eine Aria ist gar schön – wie heißt der Text? (fragte er einen, der neben ihm stand) – was für eine Aria? – Nun, die abscheuliche Aria von Bach, die Sauerei – ja, pupille amate, die hat er gewiß im Punschrausche geschrieben. Ich habe geglaubt, ich müßte ihn beim Schopf nehmen; ich that aber, als wenn ich es nicht gehört hätte, sagte nichts und ging weg. Er hat beim Churfürsten auch schon ausgedient.

Nun ist die Sonata für die Madselle. Cannabich auch schon fertig. Vergangenen Sonntag spielte ich aus Spaß die Orgel in der Capelle. Ich kam unter dem Kyrie, spielte das Ende davon, und nachdem der Priester das Gloria angestimmt, machte ich eine Cadenz. Weil sie aber gar so verschieden von den hier so gewöhnlichen war, so sah sich Alles um, und besonders gleich der Holzbauer. Er sagte zu mir: »Wenn ich das gewußt hätte, so hätte ich eine andere Messe aufgelegt.« Ja, sagte ich, damit sie mich angesetzt hätten! – Der alte Toeski und Wendling standen immer neben mir. Die [309] Leute hatten genug zu lachen, denn es stand dann und wann pizzicato, da gab ich allezeit den Tasten Bazzeln. Ich war in meinem besten Humor. Anstatt des Benedictus muß man hier allezeit spielen; ich nahm also den Gedanken vom Sanctus und führte ihn fugirt aus. Da standen sie Alle da und machten Gesichter. Zuletzt nach dem Ite missa est spielte ich eine Fuge. Das Pedal ist anders als bei uns, welches mich anfangs ein wenig irrig machte, aber ich kam gleich d'rein. –

Der Sohn an den Vater.


Mannheim, den 20. November 1777.


Gestern, als Mittwoch den 19. d.M. fing wieder die Galla an. Ich war im Amte, welches ganz funkelnagelneu von Vogler componirt war, und wovon schon vorgestern Nachmittags die Probe war, ich aber gleich nach geendigtem Kyrie davon ging. So etwas habe ich mein Lebetag nicht gehört, denn es stimmt oft gar nicht; er geht in die Töne, daß man glaubt, er wolle einen bei den Haaren hinein reißen, aber nicht, daß es der Mühe werth wäre, etwa auf eine besondere Art, nein, sondern ganz plump. Von der Ausführung der Ideen will ich gar Nichts sagen. Ich sage nur das, daß es unmöglich ist, daß ein Vogler'sches Amt einem Compositeur (der diesen Namen verdient) gefallen kann; denn kurz, jetzt höre ich einen Gedanken, der nicht übel ist – ja, er bleibt gewiß nicht lange nicht übel – sondern er wird bald – schön? – – Gott behüte! – übel und sehr übel, und das auf zwei- oder dreierlei Manieren, nämlich, daß kaum dieser Gedanke angefangen, kömmt gleich etwas Anderes [310] und verdirbt ihn, oder er schließt den Gedanken nicht so natürlich, daß er gut bleiben könnte, oder er steht nicht am rechten Orte, oder er ist endlich durch den Satz der Instrumente verdorben. So ist die Musik des Vogler. – – –


Mannheim, den 29. November 1777.


Den vergangenen Dienstag vor acht Tagen, den 18. d.M., nämlich den Tag vor Elisabeth, ging ich Vormittags zum Grafen Savioli, und fragte ihn, ob es nicht möglich wäre, daß mich der Churfürst diesen Winter hier behielte? Ich wollte die junge Herrschaft instruiren. Er sagte: Ja, ich will es dem Churfürsten proponiren, und wenn es bei mir steht, so geschieht es gewiß. Nachmittags war ich bei Cannabich, und weil ich auf sein Anrathen zum Grafen gegangen bin, so fragte er mich gleich, ob ich dort war? – Ich erzählte ihm Alles. Er sagte mir: Mir ist es sehr lieb, wenn Sie den Winter bei uns bleiben; aber noch lieber wäre es mir, wenn Sie immer und recht in Diensten wären. Ich sagte, ich wollte nichts mehr wünschen, als daß ich immer um Sie sein könnte, aber auf beständig wüßte ich wirklich nicht, wie das möglich wäre. Sie haben schon zwei Capellmeister, ich wüßte also nicht, was ich sein könnte, denn dem Vogler möchte ich nicht nachstehen! Das sollen Sie auch nicht, entgegnete er mir, denn hier steht kein Mensch von der Musik unter dem Capellmeister, nicht einmal unter dem Intendanten. Der Churfürst könnte Sie ja zum Kammer-Compositeur machen. Warten Sie, ich werde mit dem Grafen darüber sprechen. Donnerstag darauf war große Akademie; als mich der Graf gesehen hatte, bat er mich um Verzeihung, daß er noch nichts geredet habe, [311] indem jetzt die Gallatage sind; so bald aber die Galla vorbei sein wird, nämlich Montag, so wird er gewiß reden. Ich ließ drei Tage vorbei gehen, und als ich gar nichts hörte, so ging ich zu ihm, um mich zu erkundigen. Er sagte: Mein lieber Mozart (das war Freitag, nämlich gestern), heute war Jagd, mithin habe ich den Churfürsten unmöglich fragen können; aber morgen um diese Zeit werde ich Ihnen gewiß eine Antwort sagen können. Ich bat ihn, er möchte es doch nicht vergessen. Die Wahrheit zu gestehen, so war ich, als ich weg ging, ein wenig aufgebracht, und entschloß mich also, meine leichtesten sechs Variations über den Fischer-Menuett, die ich schon eigends wegen dieß hier aufgeschrieben habe, dem jungen Grafen zu bringen, um Gelegenheit zu haben, mit dem Churfürsten selbst zu reden. Als ich hin kam, so können Sie sich die Freude nicht vorstellen von der Gouvernante. Ich ward sehr höflich empfangen, und als ich die Variationen herauszog und sagte, daß sie für den Grafen gehören, sagte sie: O, das ist brav, aber Sie haben ja doch für die Comtesse auch was? – Jetzt noch nicht, sagte ich, wenn ich aber noch so lange hier bleibe, daß ich etwas zu schreiben Zeit habe, so werde ich – A propos, sagte sie, das freut mich, Sie bleiben den ganzen Winter hier. Ich? – da weiß ich nichts! – – Das wundert mich, das ist curios. Mir sagte es neulich der Churfürst selbst. A propos, sagte er, der Mozart bleibt den Winter hier. Nun, wenn er es gesagt hat, so hat es derjenige gesagt, der es sagen kam; denn ohne den Churfürsten kann ich natürlicher Weise nicht hier bleiben. Ich erzählte ihr nun die ganze Geschichte. Wir wurden einig daß ich morgen, als heute nach vier Uhr hinkomme und für die Comtesse etwas mitbringen würde. Sie werde, ehe ich komme, mit dem Churfürsten reden, und ich werde ihn noch antreffen. Ich [312] bin heute hingegangen, aber er ist nicht gekommen. Morgen werde ich aber hingehen. Ich habe für die Comtesse ein Rondo gemacht. Habe ich nun nicht Ursache genug, hier zu bleiben und das Ende abzuwarten? – Sollte ich etwa jetzt, wo der größte Schritt gethan ist, abreisen? – Jetzt habe ich Gelegenheit, mit dem Churfürsten selbst zu reden. Diesen Winter, glaube ich, werde ich wohl vermuthlich hier bleiben; denn der Churfürst hat mich lieb, hält viel auf mich, und weiß, was ich kann. Ich hoffe Ihnen im künftigen Briefe eine gute Nachricht geben zu können. Ich bitte Sie noch einmal, sich nicht zu früh zu freuen, oder zu sorgen, und die Geschichte keinem Menschen als Herrn Bullinger und meiner Schwester zu vertrauen. Hier schicke ich meiner Schwester das Allegro und Andante der Sonata für die Madselle. Cannabich48; das Rondo folgt nächstens. Es wäre zu dick gewesen, Alles zusammen zu schicken. Sie müssen schon mit dem Originale vorlieb nehmen. Sie können sich es leichter um 6 kr. den Bogen abschreiben lassen, als ich um 24 kr. Finden Sie das nicht theuer?

[Wolfgang Mozart.]


Mannheim, den 3. December 1777.


Noch kann ich gar nichts Gewisses schreiben wegen meinen Umständen hier. Vergangenen Montag hatte ich das Glück, nachdem ich drei Tage nach einander Vor- und Nachmittags zu den [313] Kindern hingegangen, den Churfürsten endlich anzutreffen. Wir haben zwar Alle geglaubt, es wird die Mühe wieder umsonst sein, weil es schon spät war. Doch endlich sahen wir ihn kommen. Die Gouvernante ließ gleich die Comtesse zum Claviere sitzen, und ich setzte mich neben ihr und gab ihr Lection, und so sah uns der Churfürst, als er herein kam. Wir standen auf; aber er sagte, wir sollten fortmachen. Als sie ausgespielt hatte, nahm die Gouvernante das Wort und sagte, daß ich ein schönes Rondo geschrieben hätte. Ich spielte es und es gefiel ihm sehr. Endlich fragte er: Wird sie es aber wohl lernen können? – O ja, ich wollte nur wünschen, daß ich das Glück hätte, ihr es selbst zu lehren. Er schmutzte und sagte: Mir wäre es auch lieb; aber würde sie sich nicht verderben, wenn sie zweierlei Meister hätte?– Ach nein, Ew. Durchlaucht, es kömmt nur darauf an, ob sie einen guten oder einen schlechten bekömmt. Ich hoffe, Ew. Durchlaucht würden nicht zweifeln – werden Vertrauen auf mich haben – – O das gewiß, sagte er. Hierauf sagte die Gouvernante: Hier hat Mr. Mozart Variations über den Menuett von Fischer für den jungen Grafen geschrieben. Ich spielte sie auch, und sie gefielen ihm sehr. Nun scherzte er mit der Comtesse, da bedankte ich mich für das Präsent. Er sagte: Nun, ich werde darüber denken; wie lange will Er denn hier bleiben? – So lange Ew. Durchlaucht befehlen, ich habe gar kein Engagement, ich kann bleiben, so lange Ew. Durchlaucht befehlen. Nun war Alles vorbei. Ich war heute Morgens wieder dort, da sagte man mir, daß der Churfürst gestern abermals gesagt hatte, der Mozart bleibt diesen Winter hier. Nun sind wir so weit gekommen, daß ich doch warten muß. Heute habe ich bei Wendling gespeis't. Vor dem Essen kam Graf Savioli mit [314] dem Capellmeister Schweitzer, der gestern Abends angekommen, hin. Savioli sagte zu mir: Ich habe gestern abermals mit dem Churfürsten gesprochen, er hat sich aber noch nicht resolvirt. Ich sagte zu ihm, ich muß mit Ihnen ein paar Worte sprechen. Wir gingen an's Fenster. Ich sagte ihm die Zweifel des Churfürsten, beklagte mich, daß es gar so lange hergeht, daß ich schon so viel hier ausgegeben, bat ihn, er möchte doch machen, daß mich der Churfürst auf beständig nehme, indem ich fürchte, daß er mir den Winter so wenig geben wird, daß ich etwa gar nicht hier bleiben kann. Er soll mir Arbeit geben, ich arbeite gern. Er sagte mir, er würde es ihm gewiß so proponiren. Heute Abends könnte es zwar nicht sein, indem er heute nicht nach Hofe kömmt; aber morgen verspricht er mir gewisse Antwort. Nun mag geschehen, was will. Behält er mich nicht, so dringe ich auf ein Reisegeld; denn das Rondo und die Variations schenke ich ihm nicht. Ich versichere Sie, daß ich so ruhig bei der Sache bin, weil ich gewiß weiß, daß es nicht anders als gut gehen kann, es mag geschehen was will. – – –

[Wolfgang Mozart.]


Der Vater an den Sohn.


Salzburg, den 18. December 1777.


– Nun muß ich Dir gründlich schreiben. Du weißt, wie viele Jahre man unsere Geduld in Salzburg auf die Probe gesetzt; Du weißt, wie oft Du und ich davon zu gehen Lust hatten. Es wird Dir noch erinnerlich sein, was ich für Einwendungen machte, die uns verhinderten, Salzburg Alle zu verlassen.[315] Du hast nun die Probe davon – große Unkosten auf den Reisen, und nicht viel oder wenigstens nicht hinlängliche Einnahme, solche mit einer ganzen Familie zu bestreiten. Dich allein reisen zu lassen, war damals nicht möglich; Du weißt, daß Du auf Alles allein Acht zu haben – Dir selbst ein und Anderes, ohne fremde Hülfe, zu thun nicht gewohnt – mit den Geldsorten wenig, mit auswärtigen aber gar nicht bekannt warst, vom Einpacken und derlei vielen auf Reisen vorkommenden Nothwendigkeiten nicht den mindesten Begriff hattest. Ich stellte Dir oft vor, daß Du (wenn Du auch bis ein paar Jahre über das Zwanzigste hinaus in Salzburg bleibst) nichts verlierst, da Du unterdessen Gelegenheit hast, Dich in andern nützlichen Wissenschaften in Etwas umzusehen, und durch Lesung guter Bücher in verschiedenen Sprachen die Vernunft mehr auszubilden, und Dich in Sprachen zu üben. Ich stellte Dir ferner vor, daß ein junger Mensch, wenn er auch vom Himmel gefallen, über alle Meister hinweg sähe, dennoch die Achtung niemals erwerben wird, die er verdient: dazu will es gewisse Jahre haben, und so lange man unter zwanzig Jahren ist, wissen die Neider, Feinde und Verfolger den Stoff ihres Tadels und ihrer zu machenden Ausstellungen aus der Jugend, den wenigen Jahren, zu wenigem Ansehen und Erfahrenheit heraus zu ziehen. Und zweifelst Du etwa, daß dergleichen dem Churfürsten wegen Unterweisung der Kinder beigebracht worden? – Ferner bin ich so wenig vom Kriechen ein Liebhaber als Du, und Du wirst Dich erinnern, daß ich Dir wegen München geschrieben, Du solltest Dich nicht hinwerfen; und alle diese Bemühung, durch eine Versammlung von zehn Personen es dahin zu bringen, um allda bleiben zu können, war mir zu kriechend. Allein Du warst durch das Zureden gutherziger und wohlmeinender Freunde dazu bewogen; das sind [316] Strohfeuer, die geschwind aufbrennen – und sich mit einem Rauch enden. Daß ich Dir jetzt einen Platz gewünscht hätte, hat seine Richtigkeit, aber nur einen solchen Platz, wie München oder Mannheim, oder auch einen andern, NB. wo Du zu Zeiten eine Reise zu machen nicht gehindert wärest; auch meinethalben keinen Platz per Decretum auf lebenslang. Hättest Du einen solchen Platz auch nur auf ein paar Jahre, so würden Dir die Reisen nach Frankreich und Italien nicht ausbleiben. Man kömmt durch die Jahre und durch den Titel, den man als ein Compositeur eines Churfürsten etc. hat, in mehr Ansehen und Respekt etc., das weißt Du selbst. Das ist nun auch mein Gedanken wegen München: so bald man nur auf eine Zeit einen Platz sucht, so ist es gewiß nicht kriechend, weil man nur dadurch Gelegenheit sucht, das, das man kann und versteht, zeigen zu können, da bei allen Höfen Leute sind, die es zu verhindern suchen, da, um sich recht zu zeigen, Zeit und Gelegenheit erfordert wird. – Dem Wolfgang hat Niemand mehr entgegen gearbeitet, als der Herr Vogler. Das sagte ich immer voraus zum Herrn Bullinger und Nannerl. –


Mannheim, den 17. Januar 1778.


Künftigen Mittwoch werde ich auf etliche Tage nach Kirchheim-Poland zu der Prinzessin von Oranien gehen; man hat mir hier so viel gutes von ihr gesprochen, daß ich mich endlich entschlossen habe. Ein holländischer Offizier, der mein guter Freund ist, ist von ihr entsetzlich ausgescholten worden, daß er mich, als er hinüber kam, ihr das Neujahr anzuwünschen, nicht mitgebracht habe. Auf das Wenigste bekomme ich doch 8 Louisd'or; [317] denn weil sie eine außerordentliche Liebhaberin vom Singen, ist, so habe ich ihr vier Arien abschreiben lassen, und eine Symphonie werde ich ihr auch geben, denn sie hat ein ganz niedliches Orchester und gibt alle Tage Akademie. Die Copiatur von den Arien wird mich auch nicht viel kosten, denn die hat mir ein gewisser Herr Weber, welcher mit mir hinüber gehen wird, abgeschrieben. Dieser hat eine Tochter, die vortrefflich singt und eine schöne reine Stimme hat, und erst 15 Jahre alt ist. Es geht ihr nichts als die Action ab, dann kann sie auf jedem Theater die Prima donna machen. Ihr Vater ist ein grundehrlicher deutscher Mann, der seine Kinder gut erzieht, und dieß ist eben die Ursache, warum das Mädel hier verfolgt wird. Er hat 6 Kinder, 5 Mädel und einen Sohn. Er hat sich mit Frau und Kindern 14 Jahre mit 200 fl. begnügen müssen, und weil er seinem Dienste allezeit gut vorgestanden und dem Churfürsten eine sehr geschickte Sängerin gestellt hat, so hat er nun – ganze 400 fl. Meine Arie von der De Amicis mit den entsetzlichen Passagen singt sie vortrefflich; sie wird diese auch zu Kirchheim-Poland singen. –

Nun etwas Anderes. Vergangenen Mittwoch war in unserem Hause ein großes Tractament, und da war ich auch dazu eingeladen. Es waren 15 Gäste, und die Madslle. vom Hause sollte aus den Abend das Concert, welches ich sie gelehrt, spielen. Um 11 Uhr Vormittags kam der Herr Kammerrath mit dem Herrn Vogler zu mir herein. Der Herr Vogler hat absolument mit mir recht bekannt werden wollen, indem er mich schon so oft geplagt hatte, zu ihm zu kommen, so hat er endlich doch seinen Hochmuth besiegt, und hat mir die erste Visite gemacht. Ueberhaupt sagen mir die Leute, daß er jetzt ganz anders sei, weil er dermalen nicht mehr so bewundert wird; denn die Leute haben [318] ihn anfangs zu einem Abgott gemacht. Ich ging also mit ihm gleich hinauf, da kamen so nach und nach die Gäste, und wurde nichts als geschwatzt. Nach Tische aber ließ er zwei Claviere von ihm holen, welche zusammen stimmen, und auch seine gestochenen langweiligen Sonaten. Ich mußte sie spielen und er accompagnirte mir auf dem andern Claviere dazu. Ich mußte auf sein so dringendes Bitten auch meine Sonaten holen lassen. NB. Vor dem Tische hat er mein Concert (welches die Mademoiselle vom Hause spielt und das von der Litzau ist) prima vista – herabgehudelt. Das erste Stück ging prestissimo, das Andante allegro und das Rondo wahrlichprestissimo. Den Baß spielte er meistens anders als es stand, und bisweilen machte er eine ganz andere Harmonie und auch Melodie. Es ist auch nicht anders möglich in der Geschwindigkeit; die Augen können es nicht sehen und die Hände nicht greifen. Ja, was ist denn das? – so ein Prima vista spielen, und – ist bei mir einerlei. Die Zuhörer (ich meine diejenigen, die würdig sind, so genannt zu werden) können nichts sagen, als daß sie Musik und Clavierspielen – gesehen haben. Sie hören, denken und – empfinden so wenig dabei – als er. Sie können sich leicht vorstellen, daß es nicht zum Ausstehen war, weil ich es nicht gerathen konnte, ihm zu sagen: Viel zu ge schwind. Uebrigens ist es auch viel leichter, eine Sache geschwind, als langsam zu spielen; man kann in Passagen etliche Noten im Stiche lassen, ohne daß es Jemand merkt; ist es aber schön? – Man kann in der Geschwindigkeit mit der rechten und linken Hand verändern, ohne daß es Jemand sieht und hört; ist es aber schön? – Und in was besteht die Kunst, prima vista zu lesen? In diesem: das Stück im rechten Tempo, wie es sein soll, zu spielen, alle Noten, Vorschläge etc. mit der gehörigen Expression und Gusto, wie es steht, [319] auszudrücken, so daß man glaubt, derjenige hätte es selbst componirt, der es spielt. Seine Applicatur ist auch miserabel: der linke Daumen ist wie beim seligen Adlgasser, und alle Läufe herab mit der rechten Hand macht er mit dem ersten Finger und Daumen. –

[Wolfgang Mozart.]


Leopold Mozart an Pater Martini.


Salzburg, den 22. December 1777.


Tandem aliquando! Es ist ein Jahr, daß mein Sohn Ihnen auf Ihr geneigtes Schreiben vom 18. December v.J. die Antwort schuldig ist, in welchem Sie die Güte hatten, der Motette zu vier realen Stimmen Ihren Beifall zu schenken; indem Sie zugleich den Wunsch äußerten, mein und meines Sohnes Porträt zu erhalten. Ich zögerte bis jetzt, aus Mangel eines geschickten Malers, Ihnen damit aufzuwarten. Es fehlt nämlich ein solcher in unserer Stadt, und ich hoffte immer, es möchte ein geschickter Künstler hierher kommen, wie das manchmal geschieht. Somit zauderte ich von Zeit zu Zeit. Endlich aber war ich gezwungen, mich zu entschließen, das Porträt von einem hiesigen Maler verfertigen zu lassen. – Hören Sie nun unsere Geschichte! Es sind bereits fünf Jahre, daß mein Sohn unserm Fürsten für ein Spottgeld von 12 fl. 30 kr. (R.W.) in der Hoffnung dient, daß nach und nach seine Bemühungen und wenige Geschicklichkeit, vereint mit dem größten Fleiße und ununterbrochenen Studien, würden beherzigt werden: allein wir fanden uns betrogen. Ich unterlasse es, eine lange Beschreibung der Denkungs- und Handlungsweise unseres Fürsten zu machen: genug, er schämte sich [320] nicht, zu sagen, daß mein Sohn nichts wisse, daß er nach Neapel in ein Musik-Conservatorium gehen solle, um Musik zu lernen – – und alles dieses, warum? Um zu verstehen zu geben, ein solcher junger Mensch solle nicht so albern sein, sich selbst zu überzeugen, er verdiene etwas mehr Besoldung, nachdem diese bestimmten Worte aus dem Munde eines Fürsten hervorgegangen. Das Uebrige wird man nach und nach in Italien erfahren; ja, ich zweifle, ob es nicht schon bekannt ist. Dieß hat mich denn bewogen, meinem Sohne zu erlauben, seinen Dienst zu verlassen; er ist also am 23. September von Salzburg abgereis't, und nachdem er sich einige Zeit an dem Churfürstlichen Hofe zu München aufgehalten, ist er nach Mannheim gegangen, wo er sich sehr wohl befindet, und sich Ihnen ergebenst empfiehlt. Sein Aufenthalt in Mannheim wird bis Anfang Märzes, nämlich bis Ende des Faschings dauern, und in der folgenden Fasten, wenn Gott will, wieder zu Paris sein. Dieß ist denn auch die Ursache meines Entschlusses, vor seiner Abreise noch sein verlangtes Porträt verfertigen zu lassen, und unserem lieben Herrn Pater damit zu dienen. Wenn es Ihrer Güte gefällig wäre, Sr. Durchlaucht dem Churfürsten eine gute Idee und vortheilhafte Schilderung von meinem Sohne beizubringen, so würden Sie etwas wahrhaft Gutes thun; zwei Worte von Ihnen haben mehr Gewicht, als die Empfehlung manches Fürsten. Ich schmeichle mir, daß dieses vielleicht bei Anlaß des neuen Jahres möglich wäre. Aber im Fall dieses Gemälde noch nicht in Ihren Händen ist, werden Sie fragen: Wo ist es denn? Ich habe es dem Hause Siegmand Haffner, dem Großhändler zu Salzburg, eingehändigt, der es mit sich auf die Messe St. Andrea nach Botzen genommen hat, von wo aus er es Ihnen zu übermachen suchen wird. Vielleicht ist es an Herrn Prinsechi in Bologna adressirt. [321] Die Malerei hat wenig Werth, aber was die Aehnlichkeit betrifft, so versichere ich Sie, daß es ihm ganz und gar ähnlich sieht. Hinter dem Gemälde habe ich seinen Namen und sein Alter verzeichnet, und hege noch eine andere Idee, nämlich Ihnen die ersten seiner Kompositionen zu senden; ich meine seine Claviersonaten für die Mad. Victoire, im Alter von sieben Jahren componirt, und in Paris gestochen; jene für die Königin von England, geschrieben im Alter vom acht Jahren, und gestochen zu London; jene für die Herzogin von Nassau-Weilburg, componirt im Alter von neun Jahren, und gestochen zu Haag in Holland, und dergleichen mehr. Diesen werde ich dann eine kleine Uebersicht seiner merkwürdigsten Reisen beifügen. In Rücksicht meines Porträts glaube ich nicht, daß mein Gesicht verdient, zu Männern von Talent gesellt zu werden; doch wenn Sie es verlangen, so werde ich trachten, Ihnen Genüge zu leisten, aber ohne daß ich mir ein anderes Verdienst beimäße, als daß ich meine Pflicht erfüllet, das Talent zu bilden, das der gütige Gott meinem Sohne gegeben hat. Erhalten Sie uns Ihre Gewogenheit und Ihren Schutz, und sorgen Sie für die Erhaltung Ihrer Gesundheit etc.

Zum neuen Jahre wünsche ich Ihnen gute Gesundheit: anderes Glück haben Sie nicht nöthig; und bitte Gott, daß er sage: Amen!

[Leopold Mozart m.p.]


Von dem Churfürsten abgewiesen, blieb Mozart nichts übrig, als seine Reise weiter fortzusetzen. Seine Freunde machten ihn auf die Jahreszeit aufmerksam (man befand sich mitten im Winter), was ihn aber wahrscheinlicher Weise nicht zurückgehalten hätte, wenn man nicht gewichtigere Gründe, als das schlechte Wetter [322] und die verdorbenen Wege in die Wagschale gelegt hätte. Cannabich versprach ihm Schüler und zwar recht viele zu verschaffen; ein Anderer bot ihm freien Tisch, ein Dritter Wohnung an, ein reicher Holländer endlich, der ein großer Musikfreund war, bot ihm 200 Gulden für drei kurze und leichte Clavier-Conzerte und zwei Compositionen für die Flöte an. Auch suchte man ihn, zu veranlassen, einige Duette für Clavier und Flöte zu schreiben, die auf Subscription herausgegeben werden sollten. Das gab Arbeit für wenigstens zwei Monate, und da die Anerbietungen ihm annehmbar zu sein schienen, so entschloß er sich zu bleiben.

Kurze Zeit nachher machte er einen Ausflug nach Kirchheim-Boland, wo die Prinzessin von Weilburg-Oranien wohnte, welche eine große Freundin der Musik war. Er brachte acht Tage daselbst zu, die, wie man sich leicht vorstellen kann, in voller Thätigkeit verflossen. Er spielte zwölfmal bei der Fürstin, und einmal auf Verlangen in der lutherischen Kirche auf der Orgel. Er überreichte der Fürstin vier Symphonien von seinen Compositionen, und erhielt bei seiner Abreise ein Geschenk von sieben Louisd'or.

Aber trotz der angenehmen Verbindungen, die er in Mannheim angeknüpft hatte, und trotz noch viel anziehenderer Gründe, die ihn hätten zurückhalten können, drängte es ihn doch nach Paris. In einem Briefe aus Mannheim vom 7. Febr. 1778 über seine baldige Abreise nach Paris, äußerte er seine Abneigung, sich mit Scholaren abzugeben, mit den Worten: »Ich bin ein Componist und bin zum Capellmeister geboren, und kann mein Talent im Componiren, welches mir der gütige Gott so reichlich gegeben hat (ich darf ohne Hochmuth so sagen, denn ich fühle es nun mehr als jemals), nicht so vergraben, und das würde durch die vielen Scholaren. Das Opernschreiben steckt mir stark im [323] Kopfe, französisch lieber als deutsch, und italienisch lieber als französisch und deutsch. Beim Wendling sind sie Alle der Meinung, daß meine Compositionen außerordentlich in Paris gefallen würden, denn ich kann so ziemlich, wie Sie wissen, alle Arten und Styl von Compositionen annehmen und nachahmen. Ich habe der Madslle. Gustl [der Tochter] gleich nach meiner Ankunft ein französisches Lied, wozu sie mir den Text gegeben hat, gemacht, welches sie unvergleichlich singt. Hier habe ich die Ehre, damit aufzuwarten. Bei Wend ling wird's alle Tage gesungen, sie sind völlig Narren darauf.«

Auf diesen Brief antwortete der Vater Folgendes:


Salzburg, den 16. Februar 1778.


Euer Schreiben vom 7. Februar sammt der beigefügten französischen Arie habe ich richtig erhalten. Die beigeschlossene Arie machte mich wieder etwas leichter schnauben, da ich wieder etwas von meinem lieben Wolfgang sah, und so was Vortreffliches. – – Jedermann hat Recht, daß Deine Composition in Paris sehr gefallen wird; und Du selbst (wie ich) bist überzeugt, daß Du alle Compositions-Arten nachzuahmen im Stande bist. Wegen des Lektion geben in Paris hast Du Dich nichts zu bekümmern. Erstlich wird Niemand sogleich seinen Meister abdanken und Dich rufen; zweitens würde es Niemand wagen, und Du Niemand nehmen, als etwa eine Dame, die schon gut spielt, um von Dir einen Gusto zu lernen, und würde das so eine Arbeit für gute Bezahlung sein, da dann solche Damen sich oben darein alle Mühe geben, für Deine Composition Subscribenten zu sammeln. Die Damen machen Alles in Paris, – und sind große Liebhaberinnen für's Clavier, und es gibt viele, die trefflich spielen. – Diese sind Deine Leute, und die Composition; [324] da Du mit Herausgeben von Claviersachen, Violin-Quartetten, Symphonien, und dann auch einer Sammlung guter französischer Arien mit dem Claviere, wie Du mir geschickt, und endlich mit Opern Geld und Ruhm machen kannst. – Was findest Du für einen Anstand? – – Bei Dir soll Alles den Augenblick schon geschehen sein, bevor man Dich einmal gesehen, oder Etwas von Dir gehört hat. Lies das große Verzeichniß unserer damaligen Bekanntschaften in Paris, – es sind Alle – oder doch die Meisten, die größten Leute dieser Stadt. Alle werden Dich jetzt mit Begierde wieder sehen; und sind nur sechs Personen darunter (ja, eine einzige der Großen ist genug) die sich Deiner annehmen, so machst Du, was Du willst. Hier schließe ich zwei offene Präsentations-Schreiben ein, die Ihr wohl verwahren, und dann in Paris dem Herrn Joseph Felix Arbaur, dem großen Galanteriehändler präsentiren müsset. Mr. Mayer ist des Erstern Commissionär, wo Graf Wolfegg seine Wohnung hatte. Heute geht der rechte Brief schon nach Paris, wo Alles umständlich wegen der Wohnung etc. darin ist. Diese Briefe sind nur, damit man weiß, daß Ihr diejenigen seid, für die man die Anstalten gemacht hat. Da allem Vermuthen nach dieser der letzte Brief sein kann, den Du gewiß noch von mir in Mannheim erhalten wirst, so ist er an Dich allein gerichtet. Wie schwer es mir fällt, daß ich nun weiß, daß Du Dich noch weiter von mir entfernest, kannst Du zwar Dir zum Theil vorstellen, aber mit derjenigen Empfindlichkeit nicht fühlen, mit der es mir auf dem Herzen liegt. Wenn Du Dir Mühe nehmen willst, bedächtlich nachzudenken, was ich mit Euch zwei Kindern in Eurer zarten Jugend unternommen habe, so wirst Du mich keiner Zaghaftigkeit beschuldigen, sondern mir mit allen Andern das Recht wiederfahren lassen, daß ich ein Mann bin und allezeit war, der [325] das Herz hatte, Alles zu wagen. Nur that ich Alles mit der menschenmöglichsten Vorsichtigkeit und Nachdenken: – wider die Zufälle kann man dann nicht; denn nur Gott sieht die Zukunft voraus. Wir waren freilich bis anhero weder glücklich, noch unglücklich, es war so, Gott sei es gedankt, so mitten durch. Wir haben Alles versucht, um Dich, und auch uns durch Dich glücklicher zu machen, und wenigstens Deine Bestimmung auf einen festen Fuß zu setzen; allein das Schicksal wollte, daß wir nicht zum Zwecke kamen. Ich bin aber durch unsern letzten Schritt tief hinein gesunken. Du siehst also sonnenklar ein, daß Deiner alten Eltern, und gewiß guten, Dich von ganzem Herzen liebenden Schwester zukünftiges Schicksal lediglich in Deinen Händen ist. Ich habe seit Eurer Geburt, und auch schon früher, seitdem ich verheirathet bin, mir es gewiß sauer genug werden lassen, um nach und nach einer Frau und sieben Kindern, zwei Ehehalten, und der Mama Mutter mit 25 fl. monatlich gewissem Einkommen Unterhalt zu verschaffen, Kindbetten, Todesfälle und Krankheiten auszuhalten, welche Unkosten, wenn Du sie überlegst, Dich überzeugen werden, daß ich nicht nur allein nicht einen Kreuzer auch nur zu meinem mindesten Vergnügen angewendet, sondern ohne sonderbare Gnade Gottes, bei aller meiner Spekulation und saurer Mühe es niemals hätte dahin bringen können, ohne Schulden zu leben: und dennoch war ich niemals in Schulden als jetzt. Ich habe dann alle meine Stunden Euch Zweien aufgeopfert, in der Hoffnung, es sicher dahin zu bringen, nicht nur, daß Ihr Beide seiner Zeit auf Eure Versorgung Rechnung machen könntet, sondern auch mir ein ruhiges Alter zu verschaffen, Gott für die Erziehung meiner Kinder Rechenschaft geben zu können, ohne fernere Sorge nur für mein Seelenheil sorgen, und mit Ruhe meinem Tode entgegen sehen zu können. Allein die Fügung und der [326] Wille Gottes hat es so geordnet, daß ich mich nun erst von Neuem der gewiß sauern Arbeit, Lektion zu geben, unterziehen muß, und zwar an einem Orte, wo diese schwere Bemühung so schlecht bezahlt wird, daß man doch alle Monate seinen und der Seinigen Unterhalt nicht heraus bringt; und dennoch muß man noch froh sein, und sich eine Brustkrankheit an den Hals reden, um wenigstens doch Etwas einzunehmen. Ich habe nun in Dich, mein lieber Wolfgang, nicht nur allein kein, auch nur das geringste Mißtrauen, sondern ich setze an Deine kindliche Liebe alles Vertrauen und alle Hoffnung. Es kommt nur auf Deine gesunde Vernunft, die Du gewiß hast, wenn Du sie hören willst, und auf glückliche Umstände an; das Letzte läßt sich nicht zwingen, Deine Vernunft aber wirst Du immer zu Rathe ziehen, das hoffe ich, und das bitte ich Dich. Du kommst nun in eine andere Welt: und Du mußt nicht glauben, daß ich aus Vorurtheil Paris für einen so gefährlichen Ort halte,au contraire, ich habe aus meiner eigenen Erfahrung gar keine Ursache, Paris für gar so gefährlich anzusehen. Allein meine damaligen und Deine dermaligen Umstände sind himmelweit unterschieden. Wir waren in dem Hause eines Gesandten, und das zweite Mal in einer geschlossenen Wohnung; ich war ein gestandener Mann, und Ihr waret Kinder; ich vermied alle Bekanntschaft, und NB. sonderheitlich mit Leuten von unserer Profession flohe ich alle Familiarität; denke nach, ob ich nicht das Nämliche in Italien that. Ich machte nur Bekanntschaft und suchte nur die Freundschaft mit Personen von höherem Stande, – und auch unter diesen nur mit gestandenen Leuten und nicht mit jungen Burschen, und wären sie auch vom ersten Range. Ich lud Niemand ein, mich in meiner Wohnung öfters zu besuchen, um in meiner Freiheit zu bleiben, und hielt es immer für vernünftiger, [327] Andere, wenn's mir gelegen, zu besuchen. Denn, gefällt mir der Mann nicht, oder ich habe Arbeit oder Verrichtungen, so kann ich wegbleiben; – im Gegentheile, kommen die Leute zu mir, und sind von schlechter Aufführung, so weiß ich nicht, wie ich sie los werde; und oft eine mir sonst nicht unangenehme Person hindert mich an meiner notwendigen Arbeit. Du bist ein junger Mensch von 22 Jahren; hier ist also keine Ernsthaftigkeit des Alters, die einen jungen Burschen, wessen Standes er auch immer sein mag, – einen Aventurier, einen Schwänkemacher, einen Betrüger, – er mag alt oder jung sein, abhalten könnte, Deine Freundschaft und Bekanntschaft zu suchen, um Dich in seine Gesellschaft und dann nach und nach in seine Absichten zu ziehen. Man kommt so ganz unvermerkt hinein, und weiß alsdann nicht mehr zurück. Von Frauenzimmern will ich gar nicht einmal sprechen, denn da braucht es die größte Zurückhaltung und alle Vernunft, da die Natur selbst unser Feind ist, und wer da zur nöthigen Zurückhaltung nicht alle seine Vernunft aufbietet, wird sie alsdann umsonst anstrengen, sich aus dem Labyrinth heraus zu helfen: ein Unglück, das sich meistens erst mit dem Tode endet. Wie blind man aber oft durch ganz unbedeutende Scherze, Schmeicheleien, Spässe etc. anlaufen kann, darüber sich die nach der Hand erwachende Vernunft schämt, magst Du vielleicht selbst schon ein wenig erfahren haben; ich will Dir keinen Vorwurf machen. Ich weiß, daß Du mich nicht allein als Deinen Vater, sondern auch als Deinen gewissesten und sichersten Freund liebst; daß Du weißt und einsiehst, daß unser Glück und Unglück, ja mein längeres Leben oder auch mein baldiger Tod, nächst Gott, so zu sagen, in Deinen Händen ist. Wenn ich Dich kenne, so habe ich nichts als Vergnügen zu hoffen, welches mich in Deiner Abwesenheit, da ich der väterlichen Freude, Dich zu hören, Dich zu sehen und[328] zu umarmen, beraubt bin, allein noch trösten muß. Lebe als ein guter katholischer Christ, liebe und fürchte Gott, bete mit Andacht und Vertrauen zu ihm mit voller Inbrunst, und führe einen so christlichen Lebenswandel, daß wenn ich Dich nicht mehr sehen sollte, meine Todesstunde nicht angstvoll sein möge. Ich gebe Dir von Herzen den väterlichen Segen, und bin bis in den Tod Dein getreuer Vater und sicherster Freund.

[Leopold Mozart.]


Folgendes ist der letzte Brief, den Wolfgang von Mannheim aus an seinen Vater schrieb.


Mannheim, den 28. Februar 1778.


Gestern war ich beim Raff und brachte ihm eine Aria, die ich diese Tage für ihn geschrieben habe. Die Worte sind: Se al labro mio non credi, bella nemica mia etc. Ich glaube nicht, daß der Text von Metastasio ist. Die Aria hat ihm überaus gefallen. Mit so einem Manne muß man besonders umgehen. Ich habe mit Fleiß diesen Text gewählt, weil ich gewußt habe, daß er schon eine Aria auf diese Worte hat, mithin wird er sie leichter und lieber singen. Ich habe ihm gesagt, er soll mir's aufrichtig sagen, wenn sie ihm nicht taugt oder nicht gefällt, ich will ihm die Aria ändern, wie er will, oder auch eine andere machen. Behüte Gott! sagte er, die Aria muß bleiben, denn sie ist sehr schön, nur ein wenig, bitte ich, kürzen Sie mir's ab, denn ich bin jetzt nimmer so im Stande zu souteniren. Ich erwiederte: Von Herzen gern, so viel Sie wollen. Ich habe sie mit Fleiß etwas länger gemacht, [329] denn wegschneiden kann man allezeit, aber dazusetzen nicht so leicht. Nachdem er den andern Theil gesungen hatte, so that er seine Brille herab, sah mich groß an und sagte: Schön, schön! das ist eine schöneseconda Parte, und sang es drei Mal. Als ich weg ging, so bedankte er sich höflich bei mir, und ich versicherte ihn im Gegentheil, daß ich ihm die Aria so arrangiren werde, daß er sie gewiß gern singen wird. Denn ich liebe, daß die Aria einem Sänger so accurat angemessen sei, wie ein gut gemachtes Kleid. Ich habe auch zu einer Uebung die Aria (Non so d'onde viene etc.), die so schön von Bach componirt ist, gemacht, aus der Ursache, weil ich die von Bach so gut kenne, weil sie mir so gefällt und immer in Ohren ist; denn ich habe versuchen wollen, ob ich nicht ungeachtet diesem Allen im Stande bin, eine Aria zu machen, die derselben von Bach gar nicht gleicht? – Sie sieht ihr auch gar nicht gleich. Diese Arie habe ich anfangs dem Raff zugedacht, aber der Anfang gleich schien mir für den Raff zu hoch, und um ihn zu ändern, gefiel er mir zu sehr, und wegen Setzung der Instrumente schien er mir auch für einen Sopran besser. Mithin schrieb ich sie und nahm mir vor, sie accurat für die Weber zu machen. Es ist ein Andante sostenuto (vorher ein kleines Recitativ), in der Mitte der andere Theil, nel seno a destarmi, dann wieder das Sostenuto. Ich freue mich auf nichts, als auf das Concert spirituel zu Paris, denn da werde ich vermuthlich Etwas componiren müssen. Das Orchester sei so gut und stark, und meine Hauptfavorit-Composition kann man dort gut aufführen, nämlich Chöre; und da bin ich recht froh, daß die Franzosen viel darauf halten. Das ist auch das Einzige, was man in Piccini seiner neuen Oper Rolland ausgestellt hat, daß nämlich die Chöre zu nackt und schwach seien, und überhaupt die Musik ein wenig zu einförmig; [330] sonst aber hat sie allen Beifall gefunden. Zu Paris war man jetzt die Chöre von Gluck gewöhnt. Verlassen Sie sich nur auf mich, ich werde mich nach allen Kräften bemühen, dem Namen Mozart Ehre zu machen; ich habe auch gar nicht Sorge darauf.

[Wolfgang Mozart.]

Fußnoten

1 Alle diese Einzelnheiten sind authentisch, Herr v. Nissen hat sämmtliche Musikstücke, die L. Mozart seinen Sohn lernen ließ, sowie die, welche später der Schüler seinem Meister dictirte, chronologisch aufgezeichnet.


2 Diesen Brief, der von allen früheren Biographen dem Inhalt nach benutzt worden ist, hat Otto Jahn zum erstenmal nach dem Original wörtlich mitgetheilt (I. p. 29).

(G.)


3 Dies Wort erklärt Otto Jahn durch »Krämpfe«. Es ist aber ein viel stärkerer Ausdruck, er bedeutet »die fallende Sucht«.

(G.)


4 Der Engländer, Edward Holmes, gibt in seinem schätzenswerthen Werke »The Life of Mozart« auf S. 10 ein Beispiel von einem Musikstücke, das Mozart ohne allen Zweifel in seinem vierten Jahre componirt habe. Dieses Stück befindet sich aber bei Nissen (Beilage zu S. 15) blos unter den Piècen, die er in seinem vierten Jahre gelernt hatte.

(G.)


5 Erchtag zusammengezogen von Erichtag, Name für Dienstag.

(G.)


6 Er war früher Musiklehrer der Kaiserin Maria Theresia.


7 Dieses Wunder von einem gelehrten Kinde, welches ganz Deutschland von sich reden gemacht, und in seinem sechsten Jahre viele Sprachen und Wissenschaften in seiner Gewalt hatte, starb nach etlichen Jahren, und bewies leider mit seinem Beispiele den Grundsatz: fructus esse idem diuturnus ac praecox esse nequit.

Puffendorf.


8 Herr Holmes bemerkt bei dieser Anekdote Folgendes: »v. Nissen und andere Biographen Mozart's behaupten, er habe dieses Instrument zu Ende des Jahres 1762 von Wien mitgebracht, und habe sich zuerst heimlicher Weise darauf eingeübt. So unwahrscheinlich diese Angabe an und für sich ist, so wird sie überdieß ganz deutlich durch einen Brief von L. Mozart, der auf der Reise nach Wien geschrieben wurde, widerlegt, in welchem er erzählt: daß der Knabe einen Zollbeamten durch ein Menuet erweicht habe.« Diese Stelle widerlegt die Anekdote völlig, wir müssen also, um sie nicht ganz fallen zu lassen, die Wahrheit in der Mitte suchen, die wohl darin zu finden sein dürfte, daß der Vater seinen Sohn, der bereits auf dem Claviere sich einen Ruf erworben hatte, vor einem Dritten nicht als Stümper auf einem Instrumente erscheinen lassen wollte, das er jedenfalls noch nicht lange genug spielte, als daß er hätte erwarten können, ihn etwas völlig Neues, ohne Fehler vom Blatte spielen zu sehen. Seine Rührung und Freude waren deßhalb doch ganz ungekünstelt, als er zu seiner Verwunderung sehen mußte, daß er sich geirrt und auch dießmal sein Sohn seine Erwartung weit hinter sich gelassen habe. (Schr.) Dieser Ansicht stimmt auch O. Jahn bei, welcher sagt: Es kann kein Zweifel sein, daß er sich schon früher auf der Geige versucht habe, wobei ihm die ersten Handgriffe gezeigt werden mußten; hier handelt es sich aber von regelmäßiger Ueberweisung und regelrechtem Spiel.

(G.)


9 O. Jahn bemerkt I. pag. 43: »Ob sie in Cannstadt sich vor dem Herzog von Württemberg haben hören lassen, oder ob die Schwierigkeiten, welche man ihnen trotz ihrer guten Empfehlungen machte, sie abgeschreckt haben, ist nicht bestimmt angegeben.« Diese Bemerkung erheischt eine Berichtigung. Von einem Concert in Cannstadt kann nie die Rede gewesen sein, da nicht nur der Hof nie dort verweilte, sondern der Ort selbst damals ein höchst bescheidenes Landstädtchen war. Auch geht aus dem im Text mitgetheilten Briefe des Vaters deutlich hervor, daß der Besuch in Ludwigsburg ganz fehlschlug.

(G.)


10 Holmes bemerkt zu dieser Stelle: Diese Schilderung von Jomelli's Charakter scheint das Resultat eines übereilten und unbegründeten Verdachtes zu sein. Metastasio beschreibt ihn in einem Briefe an Farinelli, vom November 1749, als einen Mann von sanfter Gemüthsart, mit einnehmenden Gesichtszügen, angenehmen Manieren und strenger Sittlichkeit. O. Jahn sagt hierzu, daß dieß noch nicht viel beweise. Soviel man jedoch den bei uns in Stuttgart noch vorhandenen mündlichen Ueberlieferungen entnehmen kann, konnte Jomelli nie ein Künstlerneid, Intriguirung oder eine italienische antitedeske Gesinnung vorgeworfen werden. Im Gegentheil, so wie er selbst sich den deutschen breiteren und reicheren Harmoniestyl in seinem Instrumentalsatze anzueignen sich bemühte, so suchte er auch seine Kapelle mit den besten deutschen Virtuosen zu besetzen, und wir finden als Deutsche: die Concertmeister Böhm und Pirker; des letzteren unglückliche Gattin Marianne, als Primadonna; neben Nardini und dem »musikalischen Luftspringer« Lolli, die ausgezeichneten Violinisten Greier, Stierlen, Glanz, den berühmten Fagotisten Schwarz, den Waldhornisten Nisle, einen der größten Meister auf seinem Instrumente, u.a.m. Was endlich die glänzende Stellung Jomelli's betrifft, die Leopold Mozart mit so neidischen Augen ansieht, so betrug Jomelli's Gehalt nicht 4000 fl., noch weniger 10,000 fl., wie O. Jahn dem so häufig unzuverlässigen Schilling'schen Universal-Lexikon nacherzählt, sondern blos 3000 fl. (s. die von dem kön. statistisch-topographischen Bureau herausgegebene Beschreibung von Stuttgart pag. 421). Leopold Mozart scheint auch selbst seine Ansicht von Jomelli später geändert zu haben, indem er in Neapel 1770, wo er mit Jomelli wieder zusammentraf, seine Artigkeit nicht genug rühmen kann. Nimmt man noch hinzu, daß die kalte Aufnahme seiner für italienische Ohren allzu reich instrumentirten Opern von Seiten der Neapolitaner ihm das Herz brach, so glauben wir zur Genüge dargethan zu haben, daß Jomelli durch obige Aeußerungen des Vaters Mozart Unrecht geschehen ist.

(G.)


11 Oulibicheff fertigt die lange Zeit, welche die Familie Mozart auf ihrer Reise nach Paris zugebracht hat, mit bloßer Auszählung der Städte, die sie passirt, ab, indem er meint, daß »außer einer Liste fürstlicher und aristokratischer Namen, und einem Verzeichnisse werthvoller Geschenke, die Briefe Leopolds fast nichts als Einzelnheiten über die finanzielle Lage der Reisenden enthalten, die wohl für Herrn Hagenauer von Interesse sein konnten, uns aber im mindesten nicht ansprechen können.« Wenn wir nun bei dieser neuen Bearbeitung seines Werkes diesen Abschnitt ausführlich, ja fast erschöpfend, behandelt haben, so geschah dieß, nicht blos aus rein biographischen und kulturhistorischen Gründen, sondern hauptsächlich auch, weil obige vielfachen Auszüge aus Leopolds Briefen verdienen, ihrem wörtlichen Inhalte nach anfbewahrt zu werden, und das Buch Nissens, in welchem sie mitgetheilt werden, längst im Buchhandel vergriffen, und an eine neue Ausgabe derselben wohl nicht zu denken ist. O. Jahn hat meistens nur den sachlichen Inhalt derselben gegeben, weßwegen die vielen von uns aufgenommenen Briefstellen gewiß gerechtfertigt erscheinen dürfen.

(G.)


12 Wir entnehmen diesen Passus einem Artikel über Mozart in der Revue Contemporaine vom 30. April 1858, als bezeichnend für die französische Auffassung von dem Einflusse, den der pariser Aufenthalt auf Mozart's ›europäischen Ruf‹ gehabt habe. Was diese allgewichtige Stimme in musikalischen Dingen wenigstens betrifft, so weiß Jedermann, daß sie Vox et praeterea nihil war.

(G.)


13 Ein Dorf bei Salzburg.


14 Der vollständige Bericht des Honorable Daines Barrington, wie er in den Philosophical Transactions Vol. 60 für das Jahr 1770 erschien, ist sowohl in Nissen's Biographie pag. 80 (nebst Uebersetzung) als auch bei O. Jahn, I. Band p. 155 wörtlich abgedruckt.

(G.)


15 Auffallend ist es, daß weder Nissen, noch Oulibicheff, selbst nicht einmal O. Jahn auch nur mit einer Sylbe erwähnen, daß auf dieser Reise L. Mozart auch die Gattin mitnahm. Wenn gleich O. Jahn sie als geistig unbedeutend schildert, so verdient sie doch nicht ganz in den Hintergrund gestellt zu werden.

(G.)


16 Daß er, wie Holmes sagt, während seines Aufenthaltes in Holland, zu einer Feierlichkeit während der Fastenzeit ein Oratorium für zwei Soprani und einen Tenor mit Instrumental-Begleitung geschrieben habe, läßt sich sehr bezweifeln. Zwar befindet sich eine solche Composition mit Leopold Mozart's eigenhändiger Ueberschrift composto nel mese di Marzo 1766 in »Andrés schematischem Verzeichniß von Mozart's Originalhandschriften.« Allein wahrscheinlich ist das Datum durch ein Versehen falsch geschrieben, indem mehrere Gründe dafür sprechen, daß es erst im Jahr 1767 in Salzburg componirt wurde (s. Otto Jahn I. p. 71 Anm. 3.)

(G.)


17 Dieß ist nicht richtig, da Eberlin schon 1763 starb.

(G.)


18 Otto Jahn gibt (Bd. I. p. 66–113) eine ausfürliche Analyse von diesem ersten dramatischen Versuche Mozart's. Sein Urtheil stimmt mit dem Oulibicheff'schen überein, indem er dasselbe in den folgenden Worten niederlegt: »Faßt man das Ganze zusammen, so ergibt sich, daß diese Oper im Allgemeinen den damals auf der Bühne befindlichen vollständig ebenbürtig war, in einzelnen Stücken aber durch Adel und Eigenthümlichkeit der Erfindung und Ausführung sie überragte und vernehmlich auf eine größere Zukunft hinwies. Welch ein außerordentliches Lob schließt ein solches Urtheil in sich, da es dem Werk eines Knaben gilt! Und gerade dieses verrieth sich nirgend; nirgend ein Zug von kindischem Wesen, von knabenhafter Unsicherheit, überall vollkommene Festigkeit und Gewandtheit in der Technik nach allen Seiten hin, sowie klare Einsicht der zu erreichenden Effekte und der wirksamen Mittel, überall Ebenmaß und Gliederung der einzelnen Theile zu einem Ganzen, kurz künstlerische Gestaltung und endlich, was vielleicht das bewunderungswertheste bei einem Knaben ist, überall ein sicheres Gefühl von dem Wesen der Kunstgattung, worauf die Haltung des Ganzen und die Charakteristik des Einzelnen beruhte: im Ganzen und Einzelnen ist die Oper eine echte opera buffa.« Die Oper ist in Mozart's Handschrift noch erhalten, und steht in Hofrath Andrè's thematischem Verzeichnisse von Mozart's Originalhandschriften unter der Numer 31. Zu bemerken ist noch, daß Oulibicheff sich hinsichtlich der Bedeutung des Titels täuscht; er hält finta für das Substantiv undsemplice für das Adjectiv, und übersetzt die einfache List, es ist aber gerade umgekehrt, und bedeutet die »verstellte Einfalt

(G.)


19 Oulibicheff führt die Familie Mesmer mit folgenden Worten ein: »Der berühmte Mesmer, der damals in Wien lebte, gehörte unter die eifrigsten Freunde der Mozart'schen Familie. Ein Wunder, wie er hier eines vor Augen sah, mußte die Sympathie des Vaters oder vielmehr des Erneuerers des Ma gnetismus erwecken. Mesmer liebte die Musik, zuerst um ihrer selbst willen, vielleicht aber auch als Arzt, weil er in ihr häufig ein nützliches Hülfsmittel für seine magnetischen Kuren fand.« Diese ganze Deduction beruht aber auf einem Irrthum. Es ist nicht der schwäbische Magnetiseur hier gemeint, sondern ein Normalschulinspektor der wie O. Jahn in Wien erfahren hat, ein sehr wunderlicher Kauz, aber ein großer Musikfreund war.

(G.)


20 Zu deutsch: Auf ausdrücklichen Befehl seiner Hochfürstlichen Gnaden habe ich E.W. mitzutheilen, daß unser gnädigster Fürst nichts dagegen einwenden will, wenn Herr Mozart nach seinem Vergnügen so lange es ihm gut dünkt, von hier abwesend ist, auch wird ihm noch für diesen Monat März sein Gehalt ausbezahlt werden; aber in Zukunft, wenn er nicht persönlich in Salzburg anwesend ist, wird er zwar wie bisher im Dienste bleiben dürfen, wohl aber würde ihm während seiner Abwesenheit der gewöhnliche Gehalt abgezogen werden.


21 Die heilige Musik, welche jährlich in der Charwoche in Rom in der päbstlichen Capelle gesungen wird.


22 Daß wir weder mittelbar noch unmittelbar in Kirchenbuße verfallen.


23 Dieser war als Tanzmeister am Hofe zu Salzburg.


24 Diesen Orden, durch den er eben sowohl den Namen der Ritter von Mozart als Gluck, den, der Ritter von Gluck erworben hatte, trug er nie, als in der Jugend in Reichsstädten, auf seiner Reise nach Paris nach seines Vaters Vorschrift. Gluck soll den seinigen getragen haben.

(Nissen.)


25 Unter einer Serenada verstanden die Italiener eine Cantate, der ein dramatisches Spiel zu Grunde lag.

(Schr.)


26 Seine schönsten Werke späterer Zeit schrieb er meistens in Augenblicken, in welchen es sehr geräuschvoll um ihn zuging.


27 Als Hasse die Probe von Ascanio hörte, sprach er sich öffentlich dahin aus: »dieser Knabe wird uns alle vergessen machen.«


28 Ein Fräulein, die er gern sah, sollte heirathen.


29 Auch O. Jahn nennt es ein höchst bedeutendes Werk. Die darin befindliche große Fuge ›Pignus futurae gloriae‹ ist zu einem Lieblingsstück der englischen Oratorienvereine geworden, und wird häufig bei den großen Musikfesten zu Birmingham, Norwich und Gloucester von großen Chören aufgeführt. Eine gleiche Berühmtheit hätte sie schon längst auch bei uns erlangen sollen, zumal da sie mit einigen andern Sätzen der Litanei uns als Cantate »Heiliger, sieh' gnädig« längst zugänglich gemacht worden ist. Ueberhaupt möchten wir die Sammlung von Mozarts Kirchencantaten, welche schon vor langer Zeit bei Simrock in Bonn mit deutschem Texte erschien, zum Nutzen und Frommen unserer deutschen Gesangvereine hiemit in's Gedächtniß gerufen haben!

(G.)


30 Diese Krankheit war Verstellung. Er hatte Schritte in Florenz gemacht, um dort angestellt zu werden. ImP.S. dieses Briefes heißt es: oder seinen Sohn dort anstellen zu lassen.

(Nissen.)


31 So z.B. das Motiv des Credo in der Missa brevis in F, die noch in jene Periode fällt (1774), das später zum Motiv der Fuge in die Jupitersinfonie wurde:


10. Kapitel. Reise nach Paris September 1777 - März 1778

32 Wir haben diese Beispiele dem »thematischen Verzeichniß von Originalhandschriften Mozarts,« welche die Antiquariatshandlung von Franz Stage in Berlin zum Verkauf aussetzte, entlehnt. Wir wissen nicht, ob es dieser Firma gelungen ist, bei den etwas hohen Ansätzen (z.B. 30 Friedrichsd'or für den Mitridate, 80 Friedrichs'dor für den Re Pastore, 10–15 Friedrichsd'or für eine Symphonie aus der Jugendzeit) Verkäufer für alle Manuscripte zu finden, weßwegen wir Liebhaber von Autographen oder vielmehr, des kunstgeschichtlichen Interesses halber, Bibliotheken und Musikvereine darauf aufmerksam machen möchten.

(G.)


33 Oulibicheff, welcher gesteht, daß er dieFinta Giardiniera weder in der Partitur noch im Clavierauszuge kenne, erlaubt sich kein eigenes Urtheil darüber. Er stellt daher nur die Urtheile zusammen, welche er bei Nissen gefunden hat, und welche wir im obigen Texte einstweilen belassen, bis wir später, bei der Analyse der Mozart'schen Opern, diese Oper näher beleuchten und zu beweisen versuchen werden, daß sie unverdienterweise in Vergessenheit gerathen ist, und daß er nur einer vernünftigen Bearbeitung des Textes bedarf, um einer so beweglichen, zarten und heitern Musik Geltung als komische Operette zu verschaffen. So wie der Text, selbst in seiner deutschen Bearbeitung, lautet, ist er freilich für unsern Geschmack ungenießbar.

(G.)


34 Und doch ist der Clavierauszug, der bei Heckel in Mannheim erschien, Jedem zugänglich.

(G.)


35 Was den Punkt hinsichtlich des Auftrages von Seiten Josephs II. betrifft, so klärt sich dieser einfach dadurch auf, daß diese Oper nicht ursprünglich für ihn von Mozart componirt war, sondern daß Anfossis Oper 1775 in Wien aufgeführt wurde, und also nur vom Text die Rede sein kann.

(G.)


36 Dieses Datum ist sonderbarer Weise in Nissens Briefsammlung obiger Nachschrift beigegeben. O. Jahn erklärt, daß dieß ihm unverständlich sei. Wäre es aber nicht möglich, daß Wolfgang hier blos Scherz treibt, oder an irgend ein Mailänder Ereigniß dieses Datums erinnern will?

(G.)


37 Herr Holmes bemerkt, daß L. Mozart diesen Empfehlungsbrief, den der Pater Martini seinem Sohne geschrieben hatte, höher als die Diplome der Akademieen in Bologna und Verona anschlug.

(Schr.)


38 Auch über dieses Werk verweisen wir auf die später folgenden Analysen.

(G.)


39 Obgleich es für den Leser ermüdend sein könnte, die Briefstellen, welche Oulibicheff seiner Erzählung einverleibt, später in der beigefügten Correspondenz noch einmal vor die Augen zu bekommen, haben wir uns doch nicht entschließen können, die betreffenden Briefe lückenhaft mitzutheilen. Wohl aber haben wir, schon des Raumes halber, nicht die sämmtlichen auf dieser Reise geschriebenen Briefe aufgenommen, sondern bloß die wichtigeren.

(G.)


40 Wahrscheinlich ein Schneider in Salzburg.


41 Worte des Erzbischofs selbst, die L. Mozart dem Pater Martini in einem Briefe mittheilte.


42 Auf der Orgel! Das konnte wohl einen Zuhörer wie Mozart vertreiben.


43 Das heißt im entsprechenden Tempo.


44 Dieser Bach ist Johann Christian, der vierte unter den berühmt gewordenen Söhnen Johann Sebastian Bach's. Seine Instrumentalmusik, die damals in Ansehen stand, weil sie leicht auszuführen war, ist nun vergessen. – Holme's Leben Mozart's.


45 Mozart versteht unter dem Worte hier, Salzburg und dessen Hof.


46 Welche bei Begräbnissen die Leiche begleiten.


47 D.h. zur selbigen Zeit.


48 Von dieser Sonate schrieb der Vater in einem Briefe an den Sohn vom 11. December 1777 folgendes Urtheil: »Die Sonate ist sonderbar! Sie hat Etwas vom vermanierirten Mannheimer Goût darinne, doch nur so wenig, daß Deine gute Art nicht dadurch verdorben wird.« – –


Quelle:
Alexander Ulibischeff: Mozart's Leben und Werke. Stuttgart 2[1859], S. 331.
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