Üchtritz [1]

[120] Üchtritz, ein altadeliges, ursprünglich aus Böhmen herstammendes Rittergeschlecht, welches zur Zeit der slawischen Invasionen in diesem Lande sich den Eroberern anschloß u. bei diesen bald zu Macht u. Ansehen stieg. Zu Ende des 8. Jahrh. wurden die Ritter von Ü. von den böhmischen Herzögen in den südlichen Queiskreis in der Oberlausitz versetzt, wo ihnen die Obhut des Götzenbildes Flynz (welches sie noch in ihrem Wappen führen) u. der Schutz der Grenzen anvertraut wurde u. ihnen zugleich die Herrschaft über den südlichen Queiskreis vom Queis bis zum Iserkamme zufiel, in welchem sie die noch jetzt in Ruinen vorhandene Burg Schwerta bauten. Ob die in der Oberlausitz, Schlesien. Thüringen (wo ihr Sitz in der Nähe von Neukirchen liegt) vorkommenden Geschlechter Ü. zu demselben Stamme gehört haben od. ob dieselben verschiedenen Ursprungs gewesen seien, ist noch streitig. Das Geschlecht nannte sich bis zu Ende des 15. Jahrh. Nuchterwz; war auch dem weiland reichsritterschaftlichen Canton am Kocher einverleibt, wurde 1818 unter die württembergische Freiherrenklasse aufgenommen u. besitzt die von Christine, Gemahlin des 1693 verstorbenen, Christoph II. von Ü. gestiftete Fideicommißherrschaft Gebhardsdorf am Queis in der Oberlausitz, welche seit länger als 1000 Jahren ununterbrochen in den Händen der Familie geblieben ist. 1) Freiherr Emil, geb. 17. Febr. 1783 zu Treben im Herzogthum Altenburg, wurde 1804 bei der sächsischen Gesandtschaft am Reichstage angeheilt, 1807 königlich sächsischer Gesandter in Stuttgart u. 1812 zugleich Gesandter beim Großherzog von Frankfurt. Vergeblich versuchte er Ende 1813 für die Befreiung des Königs von Sachsen zu wirken, doch erlangte er wenigstens einige finanzielle Vortheile für denselben; 1815 wurde Ü. Gesandter am französischen Hofe u. schloß 1818 den Vertrag wegen Privatreclamationen an Frankreich ab; 1827 von Paris abberufen, wurde er zum Oberkammer Herrn, später zum wirklichen Geheimen Rath ernannt; 1830 wurde er Gesandter in Turin, dann in Wien u. st. 9. Febr. 1841 in Wien. Jetziger Chef ist: 2) Freiherr Emil, Sohn des Bor., geb. 1808 in Stuttgart, Senioratsherr auf Gebhardsdorf, Scheibe etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 120.
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