Aspremont-Linden

[829] Aspremont-Linden (spr. Asp'rmong), gräfliche, in Belgien begüterte u. der Katholischen Confession folgende Familie, leitet ihren Ursprung von Siegfried von Este, der zur Zeit Karl Martels nach Frankreich kam u. die Grafschaft A. in den Niederlanden erhielt, ab; die A-s wurden 1203 Grafen v. Linden, 1323 Fürsten von Amblise, 1354 souveräne Grafen von A. u. 1357 Pfalzgrafen. Sie theilten sich nachher in 2 Linien: A) die Ältere Linie, deren Glieder seit 1562 Vicomten von Dormale, seit 1583 Reichsfreiherren u. seit 1676 Reichsgrafen sind: 1) Vicomte d'Orthe, Gouverneur von Bayonne zur Zeit der Bartholomäusnacht; antwortete Karl IX. auf die Aufforderung, auch in seiner Provinz die Calvinisten tödten zu lassen, daß er unter der Besatzung u. den Einwohnern von Bayonne zwar treae Unterthanen, aber keine Henker zu finden wisse. 2) François de la Mothe-Villebert, Vicomte d'A., diente seit 1650 im französischen Heere; nahm 1653 Bordeaux, Bourg u. Libourne, dann Stenai, Landrecy, Condé, St. Guislain, wohnte der Schlacht in den Dünen, 1667 der Belagerung von Dünkirchen, Tournai, Douai u. Ath bei, leitete 1672 die von Orsay, Rheinsberg u. Nimwegen, u. nahm die Insel Bommel; 1677 ging er als Maréchal de Camp nach Spanien, befehligte den linken Flügel bei Espouillés u. st. 1678 vor Toulon. Er war nach Vauban einer der geschicktesten französischen Ingenieurs. Jetziger Chef: 3) Graf Joseph, geb. 1784, vermählt seit 1812 mit Charlotte geb. van der Straten, sein ältester Sohn Franz ist geb. 1813. B) Die Jüngere Linie, auch Grafen von Reckheim (Reyekheim), 1583 Reichsgrafen u. 1623 ins Westfälische Grafencollegium aufgenommen: 4) Ferdinand Gobert, Graf d'A., geb. in Westfalen; jung in baierische Dienste gekommen, stieg er bald zum General, befehligte als kaiserlicher Feldmarschalllieutenant die Baiern 1686 beim Sturm auf Ofen, ward 1687 Commandant von Essegk, blockirte 1689 Großwardein u. befehligte dann in u. bei Belgrad, ward von dem Großvezier Mustapha Kiuperli dort belagert, u. da 4 Pulverwagen in die Luft flogen, 1690 zur Capitulation genöthigt; er wurde deshalb gefangen gesetzt u. später auf Wien beschränkt; er entführte hier die Schwester Rakoczys aus einem Kloster, heirathete sie ohne kaiserliche Bewilligung, kehrte auf sein Schloß Reckheim in Westfalen zurück u. st. 1708. 5) Ferdinand Karl Graf d'A., geb. 1689, machte in der österreichischen Armee die Feldzüge 1734 u. 1735 am Rhein u. 1743 in Italien, dann den Siebenjährigen Krieg mit, u. st. als Feldmarschall 1772 zu Wien. Diese Linie starb im Mannsstamm mit 6) Johann Gobert am 19. Decbr. 1829 aus.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 1. Altenburg 1857, S. 829.
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