Castiglione [2]

[749] Castiglione (spr. Kastiljoue, Castillionēus), 1) Godofredus, früherer Name des Papstes Cölestin IV. 2) Cristofero, geb. 1345 in Mailand, studirte in Pavia unter Baldus die Rechte u. wurde bald dessen Nebenbuhler als Rechtslehrer; er lehrte sodann in Siena, Parma, Turin u. kehrte endlich nach Pavia zurück, wo er Rath des Herzogs Johann Galeazzo von Mailand wurde u. 1425 starb. Er wird unter die Neurer im Recht gezählt u. erhielt seiner Zeit die Namen der zweite Scävola u. Princeps subtilitatum. Zu seinen Schülern gehören Fulgosi, Rafael di Como etc. Er schr. De duello; Repetitiones; Consilia; 3) Baldassare, geb. 1478 in Casatico im Mantuanischen; war Anfangs Soldat, diente dann dem Herzog von Urbino 1505 als Gesandter in England u. 1507 als Gesandter in Frankreich, 1513 u. 1523 in Rom; als solcher wurde er von dem Papst beschuldigt, durch Nachlässigkeit die Einnahme von Rom durch Kaiser Karl V. herbeigeführt zu haben. Karl V. naturalisirte ihn als Spanier u. überhäufte ihn mit Gnaden; er st. 1529 in Toledo. Er schr.: Cortegiano (über das Ideal eines Hofmannes), Vened. 1528 u.ö., u. in mehrere Sprachen übersetzt; eine castrirte Ausgabe erschien Vened. 1593, Padua 1733; Lettere, ebd. 1769, 2 Bde. (darin auch seine lateinischen u. italienischen Gedichte); Giulio Romano errichtete ihm ein Monument in Mantua. 4) Giovanni Benedetto, genannt Benedette, auch il Grechetto, geb. 1616 in Genua; studirte Anfangs, wurde dann Maler u. Kupferätzer u. lernte bei Paggi, Ferrari u. van Dyk; er malte bes. Schäferstücke, Märkte u. Thiere, z.B. die Schöpfung der Thiere, ihr Einzug in die Arche, Orpheus unter den Thieren, Circe u. die Gefährten des Odysseus etc. Später bereiste er, um sich für die Historienmalerei auszubilden, die größeren Städte Italiens u. trat in die Dienste des Herzogs Karl I. von Mantua. Seiner Vaterstadt schenkte er mehrere Kirchengemälde u. schuf eine Menge von Bildern, von denen sich in allen bedeutenden Gallerien eine Anzahl vorfinden. Im Radiren ahmte er Rembrandt nach. Er st. 1670 in Mantua. 5) Giuseppe, geb. 1698, Jesuit; nach Peking in China als Missionär gesandt, fertigte er zugleich mit Attiret Gemälde für den Hof. Der Kaiser Kien-Long schätzte ihn sehr hoch, u. er benutzte dies, um die 1736 gegen die Christen ausgebrochene Verfolgung zu dämpfen; er st. in Peking 1768. 6) Carlo Ottavio, Graf von C., geb. um 1790 in Mailand, bekannt durch die Mitentdeckung der gothischen Übersetzung der Paulinischen Briefe u. der Fragmente des A. T., die er auch seit 1819–39 in 5 Heften herausgab (s.u. Gothische Sprache). Er schr. auch: Monete cufiche dell' Museo di Milano, Mail. 1819; Mémoire géographique et numismatique sur la partie orientale de la Barberie appelée Afrikiah, 1826. 7) s. Castaglione.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 749.
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