Ferrāri

[206] Ferrāri, 1) Gaudenzio, geb. 1484 in Valdugla im Kreise Novara; Historienmaler, bildete sich in Mailand, vorzüglich nach Leonardo da Vinci. Darauf war er in der Werkstätte Peruginos seit 1502 beschäftigt, schloß enge Freundschaft mit Rafael, den er nach Florenz u. später 1508 nach Rom begleitete. Von Rom begab er sich nach Varallo, wo er schon 1504 in der Wallfahrtskapelle ein großes eigenthümliches Gemälde ausgeführt u. die Wände mit Fresken geschmückt hatte. Er war dort mehrere Jahre beschäftigt, namentlich in der Kapelle S. Margherita. wo er die Geschichte Christi in 21 Bildern dar stellte; dann folgte er der Aufforderung Rafaels, ihm bei der Ausmalung der Villa Farnesina u. des Vaticans zu unterstützen, u. vollendete mit Giulio Romano u. Pierino del Vaga die dort angefangenen Werke Rafaels. Seit 1524 nahm er seinen bleibenden Aufenthalt in Varallo, wo er eine ungemein fruchtbare Thätigkeit entfaltete u. eine Schule gründete, aus welcherbedeutende Künstler, wie Cesare Luini, Andrea Solari u. A., hervorgegangen sind. Von 1532–35 arbeitete er an den Fresken in der Kirche S. Cristofero in Vercelli, seit 1542 an denen der Kirche Sta. Maria delle gracie in Mailand (Geißelung u. Kreuzigung Christi); hier starb er 1549. F. war ein Eklektiker, welcher mit Leichtigkeit sich die Manier seiner Vorbilder aneignete, ausgezeichnet in der Behandlung der Farbe, correct in der Zeichnung u. meisterhaft in der Wiedergabe der Leidenschaft. Das Streben nach Originellem verführte ihn aber mitunter zu Übertreibungen u. Ungereimtheiten. Werke, außer den schon genannten, im Berliner Museum die Anbetung des Christusknaben, in der Brera in Mailand das Martyrium der heiligen Catharina, Kreuzabnahme Christi u.a. 2) Bartolommeo, geb. 1497 in Mailand, 1542 Mitstifter u. erster Generalsuperior der Barnabiten (s.d. 1); er st. 1554. 3) Franc. Bernardin, geb. 1576 (77) in Mailand; ging im Auftrag Fr. Borromeos nach Spanien, um Bücher für die Ambrosiana in Mailand zu kaufen, wurde 1642 Oberbibliothekar an dieser Bibliothek u. st. 1669; er schr.: De antiquo epistolarum ecclesiast. genere, Mail. 1612, Ven. 1615; De ritu sacrarum ecclesiae catholicae concionum, ebd. 1618 u. 20, u. ö.; De veterum acclamationibus et applausu, ebd. 1627. 4) Giovanni Battista, geb. 1584, Jesuit, st. 1653; gab mit Guido Reni u. P. Beretti das Blumenwerk Flora, Rom 1633, auch Amsterd. 1646 u. 1664 heraus, schr. auch Hesperides, Rom 1646, Fol. (Orangeriegewächse enthaltend). 5) Ottavio, Neffe von F. 3), geb. 1607 in Mailand; war Anfangs Lehrer der Beredtsamkeit am Ambrosianischen Collegium, seit 1634 Professor der Politik u. Griechischen Sprache in Padua u. st. dort 1682. Er schr.: De re vestiaria, (2. Ausg.) Padua 1654, dazu Analecta de re vestiaria, ebd. 1670; Electa, ebd. 1679 u. ö.; Origines linguae italicae, ebd. 1676, Fol.; Opera varia, Wolfenb. 1711, 2 Bde., von I. A. Fabricius herausgegeben. 6) Guido, geb. 1717 in Novara; Jesuit, lehrte in mehreren Collegien in Italien Humaniora, nach Auflösung des Ordens trieb er vorzugsweise Geschichte u. st. 1791; er schr.: Opera historica, Mail. 1791, 6 Bde. (darin De bello pannonico; De bello italico; De bello belgico; Res bello gestae auspiciis M. Theresiae usque ad ann. 1763; Vita V imperatorum [Brown, Daun, Nadasdy, Serbelloni u. Laudon] germanorum u.a.); Caroli Emanuelis Sardiniae regis vitae et principatus forma, Lugano 1780; De origine, antiquitate, monumentis Insubrum etc., Mail. 1765, 3 Bde.; Opusculorum collectio, Lugano 1777. 7) Antonio, s. Antonius 36). 8) Giovanbattista, geb. 1732 in Tresto bei Este, studirte in Padua im Seminar, wurde daselbst Lehrer, 1771 Studienpräfect u. st. 1806. Er hat sich als Dichter u. Schriftsteller durch seine klassische Latinität ausgezeichnet u. schr. u.a.: Vita Jacobi Facciolati, Padua 1799; Vitae illustrium virorum seminarii Patavini, ebd 1799; Vita Pii VI., ebd. 1802; Dialogus de dei existentia, ebd. 1817; De natura animorum, ebd. 1817. 9) Jac. Gottfr., geb. 1759 in Roveredo, erlernte erst die Kaufmannschaft, ging aber um sich der Musik zu widmen nach Neapel u. Rom u. von dort nach Paris, wo er 1791 Accompagnateur am Théâtre Feydeau wurde. Nach Ausbruch des Revolutionskrieges wandte er sich als Claviervirtuos nach den Niederlanden u. von dort nach London, wo er sich dauernd niederließ u. sich mit Compositionen fürs Theater befaßte; er starb gegen Mitte des 19. Jahrh. u. schr. ein Buch über das Studium der Musik u. eine Art Selbstbiographie, Lond. 1830, 2 Bde.; componirte mehrere Opern, darunter: I due Svizzeri, Le Villanella rapita, L'Eroina di Raab. 10) Bartolommeo, Bildhauer, geb. 1780 in Venedig, erhielt seine Ausbildung von seinem Oheim Giovanni Ferrari-Toretti, später von Canova, u. starb 8. Febr. 1844. Er restaurirte den bronzenen Löwen auf der Piazzetta in Venedig u. fertigte die Statue der Pietà für den von Canova zu Possagno erbauten Tempel. 11) Luigi, Sohn des Vor., geb. 1810 in Venedig, widmete sich unter Anleitung seines Vaters der Bildhauerkunst u. war auf Canovas Atelier thätig. Werke: Marmorstatue einer Lotos pflückenden Nymphe, David dankend für den Sieg über Goliath, marmorne Gruppe des Laokoon für Venedig. Ein Theil der Arbeiten an dem Denkmal Canovas in Sta. Maria gloriosa de Frari in Venedig rührt von seiner Hand her.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 206.
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