Chassé

[879] Chassé (spr. Schasseh), David Heinrich, Baron von Ch., geb. 1765 zu Thiel in Geldern, wohin seine Vorfahren nach Aufhebung des Edicts von Nantes gezogen waren; kam 1775 als Cadet in holländische Dienste, wurde 1781 Lieutenant u. 1787 Hauptmann; er schloß sich in der Revolution den Patrioten an, verließ dann Holland u. trat in französische Dienste, wurde 1793 Oberstlieutenant, focht meist in Holland u. Deutschland u. wurde 1808 Brigadegeneral. Als solcher ging er nach Spanien u. focht in mehreren Schlachten so tapfer, daß er in einigen den Sieg entschied, von seinen Soldaten General Bayonnet genannt u. nach der Schlacht bei Ocaña 1809 vom König Ludwig Napoleon zum Baron ernannt wurde. 1811 verließ er die französischen Dienste als Divisionsgeneral, trat aber 1813 wieder ein u. wurde bei Bar-sur-Aube verwundet. 1814 ging er als Generallieutenant in holländische Dienste zurück. Bei Waterloo unterstützte er durch einen Bayonnetangriff einiger holländischer u. belgischer Bataillone gegen die französische Garde eine Bewegung der Engländer mit Erfolg; 1816 erhielt Ch. den Befehl über das vierte Militärcommando in Antwerpen; dort wurde er 1830 von den belgischen Insurgenten aus der Stadt vertrieben, zog sich in die Citadelle zurück,[879] schoß die Entrepots u. das Arsenal in Brand u. vertheidigte die Citadelle bis 1832 gegen das französische Corps des Generals Gerard, s. Antwerpen u. Belgien (Gesch.). Ch. wurde nach der Capitulation mit der Garnison als Geisel nach St. Omer in französische Gefangenschaft geführt, aus welcher er erst im Juli 1833 nach Holland zurückkehrte. Der König ernannte ihn zum General der Infanterie u. Gouverneur von Breda; seit 1840 in Ruhestand versetzt, lebte er in Breda, wo er am 2. Mai 1849 starb.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 879-880.
Lizenz:
Faksimiles:
879 | 880
Kategorien: