Cosel

[474] Cosel, Gräfin von C., geb. von Brockdorf, geb. 1680 in Holstein; war Ehrendame bei der Prinzessin Johanna von Braunschweig-Wolfenbüttel u. heirathete den sächsischen Cabinetsminister von Hoymb, welcher sie, um sie vor der Verführung des Hofes zu hüten, auf seinen Gütern wohnen ließ. Als er aber einst im Weinrausch ihre Reize rühmte, bewog ihn der König, sie nach Dresden kommen zu lassen, worauf sie sich von Hoymb scheiden ließ u. 9 Jahre lang, erst als Madamede Cosel u. später vom Kaiser zur Reichsgräfin erhoben, Augusts des Starken Gunst genoß; für sie wurde das Coselsche Palais (s. u. Dresden) erbaut, dessen Einrichtung an 200,000 Thlr. kostete. Nachdem sie aus Herrschsucht den Grafen von Beichling gestürzt hatte u. dem Fürsten Egon von Fürstenberg u. dem Feldmarschall Grafen von Flemming ein gleiches Schicksal bereiten wollte, wußte es der Letztere dahin zu bringen, daß ihr der König seine Gunst entzog. Sie lebte seit 1716 als Gefangene auf der Festung Stolpen. Als man ihr nach Augusts Tode 1733 die Freiheit anbot, zog sie vor, in Stolpen zu bleiben. Da ihr König Friedrich II. von Preußen während der Occupation Sachsens ihre Pension in lauter Ephraimiten (s.d.) auszahlen ließ, so benagelte sie damit die Wände ihres Zimmers. Sie st. 1765 u. hinterließ 1 Sohn (Friedrich August, geb. 1711, General der Infanterie u. Commandant der Garde, gest. 1770) u. 2 Töchter.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 474.
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