Daendels

[641] Daendels (spr Dahndels), Hermann Wilhelm, geb. 1762 zu Hattem in Geldern, nahm an dem Aufstand der holländischen Patrioten gegen den Statthalter 1787 Theil, mußte daher 1788 nach Frankreich auswandern u. trieb in Dünkirchen Handel, wurde beim Ausbruch der Französischen Revolution 1793 als Oberst angestellt, begleitete 1794 das französische gegen Holland bestimmte Heer unter Dumouriez als Brigadegeneral, erregte die holländischen Patrioten durch Proclamationen zu der Revolution, die, durch die Franzosen unterstützt, die Verjagung des Erbstatthalters herbeiführte; trat 1795 als Divisionsgeneral in batavische Dienste, begünstigte 1797 die Veränderungen, welche die Errichtung des batavischen Directoriums zur Folge hatten, wurde 1798 von der republikanischen Partei als Aristokrat bezeichnet, u. sollte vom Directorium arretirt werden. Er begab sich nach Paris, erhielt dort vom französischen Directorium Vollmacht, eine neue Revolution einzuleiten, kehrte heimlich nach dem Haag zurück u. ließ die Mitglieder des batavischen Directoriums durch eine Compagnie Grenadiere verhaften. 1799 befehligte er eine der beiden Divisionen der batavischen Armee, welche, als die Engländer u. Russen in Holland landeten, diese zur Wiedereinschiffung nöthigten. Angeseindet nahm er 1803 seine Entlassung; 1806 erhielt er aber seine frühere Stelle wieder u. commandirte eine Division, welche die preußischen Provinzen in Westfalen besetzte. Nach Ludwig Bonapartes Thronbesteigung wurde er 1806 General der holländischen Cavallerie, 1807 holländischer Marschall u. 1808. Generalgouverneur von Batavia, machte sich dort durch Verbesserungen in der Finanzverwaltung, Einführung des Kaffeebaues, Vertheidigungsanstalten etc. sehr verdient, kehrte 1811 nach Europazurück u. befehligte 1812 eine Division in Rußland, vertheidigte Modlin u. wurde 1814 vom Könige Wilhelm I. zum Generalgouverneur der holländischen Besitzungen an der Goldküste ernannt, wo er 1818 st. Er schr.: Über meine Verwaltung in Java von 1807–11, 4 Bde., Fol.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 4. Altenburg 1858, S. 641.
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