Frankenthal

[478] Frankenthal, 1) Landcommissariat im baierischen Kreise Pfalz, 51/4 QM.; 44,000 Ew.; 2) Canton hier, 21/2 QM.; 20,000 Ew.; 3) Hauptstadt darin, am Anfang eines Rheinkanals, welcher durch den Fuchsbach u. die Isenach sein Wasser erhält, u. an der Ludwigsbahn; hat Lateinische Schule, Lager-, Armen- u. Strafarbeitshaus; Fabriken in Tuch, Baumwolle, Gold- u. Silberdraht, Feilen, Siegellack, Tabak etc., Glockengießerei: Handel mit Holz; Freimaurerloge zur Freimüthigkeit am Rhein; 5500 Ew. – F. war früher ein 1119 vom Freiherrn Erkenbart von Dalberg gestiftetes Kloster; Kurfürst Friedrich III. von der Pfalz gab dem nach u. nach zu einem Flecken erwachsenen u. von ihm erworbenen F. Stadtgerechtigkeit u. begründete 1562 durch Aufnahme ausgewanderter Niederländer den Wohlstand des Orts. veranstaltete auch hier 1571 ein Religionsgespräch; durch Friedrich IV. wurde F. befestigt, 1623 von den Spaniern vergebens belagert, 1632 von den Schweden u. 1635 von den Kaiserlichen erobert, 1648 dem Kurfürsten zurückgegeben, 1688 von den Franzosen genommen u. zerstört, darauf wieder aufgebaut u. im Französischen Revolutionskriege 14. Juni 1796 von den Franzosen genommen; 4) Pfarrdorf im Gerichtsamt Bischofswerda des königlich sächsischen Kreises Bautzen (Oberlausitz), Schloß, Lein- u. Bandweberei, Granit- u. Wetzsteinbrüche; 1230 Ew.; 5) deutsche Colonie in der brasilianischen Provinz Rio-Grande (Südamerika), 1830 vom Major Schäffer, ehemaligem Commandanten des deutsch-brasilianischen Fremdencorps, gegründet. Vgl. Brasilien (Gesch.) III. A).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 478.
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