Fresnel

[705] Fresnel (spr. Fränell), 1) Augustin Jean, geb. 1788 in Broglie bei Bernay in der Normandie, wurde als Ingenieur in der Vendée angestellt u. erhielt nach Napoleons Rückkehr von Elba, da er sich zur königlichen Südarmee begeben hatte, seine Entlassung. Seitdem lebte er mit optischen u. physikalischen Studien beschäftigt in Paris u. erwarb sich durch seine Entdeckungen u. Erfindungen in der Optik um diese Wissenschaft unsterbliche Verdienste. Von großer praktischer Bedeutung waren namentlich die von ihm construirten Linsen für die Einrichtung der Leuchtthürme; er st. am 18. Juli 1827. Von ihm genannt ist die Fresnelsche Linse od. Fresnels Parallelepipedum, ein schiefes Parallelepipedum von Glas, dessen eine Seite gegen die Grundfläche um 54°, mithin die andere um 126° geneigt ist. Tritt in dasselbe rechtwinklig zur Grundfläche ein linear polarisirter Lichtstrahl ein, so wird er an der einen gegenüberstehenden Fläche durch totale Reflexion zurückgeworfen, gelangt zur zweiten Seitenfläche, wird hier abermals reflectirt u. tritt rechtwinklig zur andern Grundfläche aus. Bildet nun dabei die Polarisationsebene mit der Reflexionsebene einen Winkel von 45°, so ist der austretende Strahl in Folge der zweimaligen Spiegelung eirenkar polarisirt. 2) Fulgence, Bruder des Vorigen, geb. 1796 in Paris, studirte Anfangs Chemie, dann Morgenländische Sprachen, bes. die arabische, erst in Paris. später in Rom u. zuletzt in Kairo, wo er 11 Jahre lang lebte; nachdem er durch den Fall eines Handelshauses zu Alexandria sein Vermögen verloren hatte, wurde er Consularagent u. später Consul in Dschidda, wo er sich bes. der Pilger von Algier nach Mekka u. anderer von den türkischen Behörden Bedrückter annahm, sich aber auch wissenschaftlich beschäftigte, namentlich die von Arnaud copirten Sabäischen Inschriften zu erklären versuchte, u. eine Handelsverbindung zwischen Algier u. Borgu durch die Wüste Sahara herzustellen bemüht war. 1851 ging er mit Oppert u. Thomas nach Mesopotamien u. beschäftigte sich in den Ruinen Babylons mit der Sammlung von Keil- u. spätern griechischen Inschriften u. der Untersuchung der alten Kanal- u. Mauerüberreste. Nach einjährigem Aufenthalt dort ging er nach Bagdad u. st. hier am 30. Nov. 1855; er schr.: Lettres sur les Arabes, 1837–39; u. begann auch eine Übersetzung der Werke von Berzelius u. eines chinesischen Romans (1823).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 6. Altenburg 1858, S. 705.
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