Kaĭro

[223] Kaĭro, 1) (Masrel Kahira, d.h. die siegreiche Hauptstadt, von den Arabern auch El Masrod. Misr, die Hauptstadt, genannt), Hauptstadt von Ägypten, größte Stadt Afrika's, 1 Stunde lang u. eben so breit, am Gebirg Mokatam, 1/4 Stunde östlich vom Nil, besteht aus den drei Städten Neu-K (K.), Alt-K. od. Fostat u. Bulak, u. hat etwa 300,000 Ew., mehrere Paläste, 36 öffentliche Plätze u. 300 öffentliche Cisternen, 30 Kirchen u. Kapellen verschiedener christlicher Bekenntnisse, 10 Synagogen u. 400 Moscheen, unter denen die prächtige, 1354 erbaute Hassan-Moschee, die im 9. Jahrh. nach dem Muster der zu Mekka erbauten Moschee Taylun, dann die Moschee El Ashar, die größte von allen mit einer Hochschule für 1200 Studirende, ferner eine Blindenanstalt, ein Irrenhaus, mehrere Krankenhäuser, 11 Bazars, 1200 Kaffeehäuser, 70 öffentliche Bäder, Gewehr-, Kamelot-, Tapeten- u. zahlreiche andere Fabriken. K. hat beträchtlichen Handel u. ist der Centralpunkt des Verkehrs mit Nubien, dem Sudan, den im Westen gelegenen Ländern des Innern u. selbst mit Arabien u. Indien. a) Neu-K. (Kairo), von Hügeln umgeben; von einem Nilkanal, Kalidsch el Emir el Mumenin, durchzogen, mit mehrstockigen Häusern in den Hauptstraßen Der Vicekönig hat in der Citadelle, auf einem Felsen des Mokatam, seine Residenz; diese enthält den Josephspalast, wo Tuch gefertigt wird, Münze, Bibliothek Stückgießerei, Maschinen- u. Waffenfabrik u. den Josephsbrunnen (276 Fuß tief in Felsen). Die Franken wohnen in einem eigenen Quartier am Kanal; zwei lateinische Klöster (eins unter französischem, eins unter österreichischem Schutz); b) Alt-K. (Fostat, Fostat Masr), am östlichen Nil, 3/4 Stunden von Neu-K., hat große, steinerne Häuser, enge, ungepflasterte Straßen, mehrere Klöster, darunter ein koptisches; 4000 Ew. u. ist Sitz des griechischen Patriarchen; in der Nähe die Insel Rodda (Raudda) mit vielen Gärten u. dem Nilmesser; c) Bulak, hart am Nil gelegen od. vielmehr auf einer Insel, bildet den Hafen von K., hat Bazar, Zollamt, 1840 angelegte Sternwarte, arabische, persische u. türkische Buchdruckerei, Polytechnische Schule, Seiden- u. Baumwollenfabriken u. 18,000 Ew – K. entstand, als der arabische Feldherr Amru im Jahr 640 n.Chr. die römische Feste Babylon, Memphis gegenüber, belagerte; dort nistete eine Taube auf seinem Zelte, u. an der Statt dieses Zeltes, das nicht abgebrochen wurde, entstand eine Stadt, welche Fostat (d.i. Zelt) genannt wurde u. unter diesem Namen mehrere Jahrhunderte hindurch der Sitz der Statthalter der Khalifen war. 1167 wurde es wegen einer zu befürchtenden Belagerung von den Einwohnern verbrannt, welche darauf nach Neu-K. zogen. Erst viel später wurde Alt-K. zum Theil wieder aufgebaut. Unter den Fatimiten war K. der Sitz der Secte der Ismaeliten, welcher der Alte vom Berge angehörte. Befestigt wurde K. von Saladin, der auch die Citadelle bauen ließ. In K. herrschten zwei Mamlukendynastien, unter denen daselbst Wissenschaft u. Handel blühten. Am 22. Juli 1798 wurde K. von den Franzosen besetzt, u. von den Einwohnern am 22. Oct. d. J. ein Aufruhr gegen die Franzosen gemacht, s. Französischer Revolutionskrieg IV. Am 1. März 1811 ließ Mehemed Ali hier 470 Mamlukenbeys von den Albanesen niedersäbeln, s.u. Ägypten (Gesch.) IX. Im Juli 1815 machten die Albanesen hier einen Aufstand, wobei die Stadt geplündert u. Mehemed Ali in der Citadelle eingeschlossen wurde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 223.
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