Mehemed

[83] Mehemed, 1) so v.w. Muhammed; bes. 2) M. Ali (gewöhnlicher Mehmed Ali), Vicekönig von Ägypten, geb. 1769 zu Kavala in Rumelien, Sohn eines Polizeioffiziers, machte sehr jung mehre Züge gegen Empörer mit, widmete sich aber dem Tabakshandel u. folgte 1798, bei der Invasion der Franzosen in Ägypten, dem Ali Aga. Als dieser in die Heimath zurückkehrte, blieb M. als Bimbaschi in Ägypten zurück u. erhielt wegen Auszeichnung bei Ramanieh eine höhere Stelle. Er stieg zum Kaimakan, mordete die Mamluckenbeis hinterlistig u. arbeitete sich zum Pascha u. Vicekönig empor, entzog sich der Unterthänigkeit gegen die Pforte fast, besiegte die Wechabiten, sendete ein Corps gegen die Griechen, welches die Franzosen unter Maison Morea zu räumen zwang, ja bekriegte sie zuletzt offen, bis das Dazwischentreten der Großmächte 1840 den Frieden erzwang, s.u. Ägypten (Gesch.) IX. Da er altersschwach u. geisteskrank wurde, so ernannte die Pforte im Juli 1848 seinen ältesten Sohn Ibrahim Pascha (s.d. 7), u. da dieser am 10. Nov. 1848 bereits starb, seinen Enkel Abbas Pascha zu seinem Nachfolger. M. A. selbst starb gänzlich stumpfsinnig geworden 2. Aug. 1849. Sein dritter Sohn Said Pascha wurde 1854 Vicekönig von Ägypten; sein jüngster Sohn Ismael Pascha wurde 1822 auf einem Zuge gegen Sennaar ermordet. 3) M. Pascha Kibrizli (der Cypriot), geb. um 1810 auf Cypern, kam als Knabe nach Constantinopel, wo ihm der Sultan eine wissenschaftliche Bildung geben ließ. Nach Beendigung seiner Studien trat M. P. in die Garde ein u. studirte sodann die Kriegswissenschaften in Frankreich. Von da zurückgekehrt u. zum Bimbaschi ernannt, bereiste er nun auch Deutschland u. England, hielt sich nochmals längere Zeit in Frankreich auf u. wurde unter der Beförderung zum Pascha mit der Errichtung einer Militärschule beauftragt. In dem Kriege gegen Mehemed Ali bediente sich der Sultan seiner zur Organisation der Redifs in Syrien, übertrug ihm später die Statthalterschaft der Provinz St. Jean d'Acre u. hierauf die von Jerusalem u. gab ihm 1848, als in Folge der Ungarischen Revolution die Serben unruhig zu werden begannen, den Befehl in Belgrad. Von da wurde er als Gesandter nach London geschickt, um in den Verwickelungen mit Österreich u. Rußland wegen der politischen Flüchtlinge die Unterstützung Englands nachzusuchen, u. wurde bei seiner Rückkehrzum Muschir ernannt. 1850 wurde er zur Unterdrückung des Aufstandes nach Aleppo gesendet, beim Erscheinen des Fürsten Mentschikow zu den Berathungen des Divans herangezogen u. darauf zum Statthalter von Adrianopel ernannt. Nach der Seeschlacht von Sinope erhielt er das Ministerium der Marine übertragen u. wurde im Sommer 1854 an Mustapha Paschas Stelle Großvezier, welche Stelle er jedoch schon im Nov. d.i. an Reschid Pascha wieder abtrat. 1855 wurde er abermals Marineminister u. Präsident des Tansimatcollegiums; im Juni 1856 zum Gesandten für Petersburg ernnant, ging er als Krönungsbotschafter der Pforte nach Moskau, verließ aber im Nov. dieses Jahres Petersburg wieder, übernahm Ende 1857 den Vorsitz im Tansimatrathe aufs Neue, wurde 1858 Kapudan-Pascha (Großadmiral) u. Marineminister, gab jedoch im November dieses Jahres dies Departement an Mehemed Ali Pascha ab, blieb aber Cabinetsmitglied ohne ein Portefeuille zu haben. 4) M. Ali Pascha, geb. um 1810, diente zuerst als Cadet auf der türkischen Marine; kam 1829 in das Serail u. wurde als Page des Sultan Mahmud verwendet. Bald zu dem Range eines zweiten Kämmerers befördert, wurde er nach dem Tode Mahmuds mit dem Range eines Pascha in die Armee eingereiht. Er verwaltete darauf nach einander mehre höhere Stellen, wurde Chef u. Director der Artillerie, Marineminister, Kriegsminister u. gegen Ende von 1852, nach dem Sturze Ali Paschas, Großvezier. Als solcher fungirte er noch während des Ausbruchs des Kriegs an der Donau, wurde aber schon 1854 von Reschid Pascha verdrängt u. im April 1855 sogar aus Constantinopel verwiesen, doch durch den Einfluß seiner Gemahlin, Adile Sultane, der jüngsten Schwester des Sultans, mit der er seit 1845 vermählt ist, wurde ihm schon nach wenig Wochen die Rückkehr gestattet; 1858 wurde er an der Stelle von Mehemed Pascha Kibrizli Kapudan Pascha. 5) M. Fuad, s. Fuad Pascha.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 83.
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