Mekka [1]

[98] Mekka, Hauptstadt von Arabien u. der Landschaft Hedschas, Sitz eines Scherifs; liegt uneben in einem Thale, hat regelmäßige, mit Sand bestreute Hauptstraßen, steinerne Häuser mit flachen Dächern, Palast des Scherifs (durch die Wechabiten zerstört), ist stark befestigt, vorzüglich durch die Citadelle (Schebel Schad) u. hat gegen 50,000 Ew., die zur Zeit der Ankunft der Wallfahrt sich auf das Drei- od. Vierfache steigern. Geburtsort Muhammeds, ist sie die heiligste Stadt der Bekenner des Islam. Die heiligen Gegenstände sind: der große Tempel el Hamram (s. Kaaba 1), dessen Thor Pforte des Heils heißt u. in welchem die Kaaba (s.d.) steht, die Stätte Abrahams, der heilige Brunnen Zemzem (angeblich gegen alle Krankheiten gut), die heiligen Beine. Außerdem gibt es noch mehre Moscheen, Schulen, keine Industrie, außer Verfertigung von Rosenkränzen, irdenen Waaren u. von einigen Getränken. Die Einkehr der Karavanen, bes. der von Damask, u. die Pilger machen den Handel sehr lebhaft. Jeder Muhammedaner muß gesetzlich wenigstens einmal in seinem Leben entweder persönlich. od. durch Stellvertreter hierher wallfahrten u. 5 Stück baumwollenes Zeug (à 10 Ellen) für sich u. seine an der Reise verhinderten Familienglieder kaufen, weßhalb immer große Niederlagen dieser Waaren hier sind. Die Männer, welche die Pilger begleiten u. ihnen die Merkwürdigkeiten zeigen, heißen Delyls. Da nur verheirathete Weiber die Pilgerfahrt machen sollen, so haben die Delyls das Geschäft, die unverheiratheten od. Wittwen zu Dschidda zu erwarten u. sich hier der Form nach mit ihnen zu verehelichen, sie begleiten sie dann nach M., machen sich aber verbindlich, wenn sie zurückkehren, ihnen den Scheidebrief zu geben. M. prangt mit Medina in dem Titel des Sultans, welcher Garnison hier hält. Kein Christ u. kein Jude darf M. näher als 9 Meilen kommen, u. nur wenigen Europäern ist es gelungen in muselmännischer Verkleidung (neuestens Burton) die Stadt zu besuchen. M. hatte zur Zeit seiner Blüthe mehr als 100,000 Ew. Der Hafenplatz für M. ist Dschidda am Rothen Meere. – M. ist eine der ältesten Städte, u. die Kaaba soll schon von Abraham u. Ismael aufgeführt worden sein. M. stand unter der Herrschaft der Khosaiten, dann der Koreischiten. Muhammed, ein Sprößling des letztern Stamms, war in M. geboren, mußte von da 622 nach Medina flüchten, kehrte aber 627 zurück u. eroberte M. Diese Stadt, wegen der Kaaba schon längst das Ziel arabischer Pilger, wurde durch sie zum Heiligthume für alle Muhammedaner u. die Regierung desselben einem Scherif übergeben, der aus dem Hause Muhammeds stammte. 1803 wurde M. von den Wechabiten erobert, aber bald wieder von denselben befreit. Vgl. Wüstenfeld, Die Chroniken der Stadt M., Lpz. 1858 ff.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 98.
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