Zelt

[570] Zelt, 1) das leinene Hans der Soldaten, welches in der neueren Zeit jedoch fast nie mehr im Feld zur Anwendung kommt. Man hat Z-e aus zwei stehenden u. einer Firststange (Zeltstange), wodurch das Z. einem gewöhnlichen Dache ähnlich wird; u. pyramidale, wo eine Stange in der Mitte steht u. das Z. einen zugespitzten Kegel bildet. Von dieser Art waren die englischen u. die preußischen. In ersteren liegen gewöhnlich 5 Mann, in letzteren aber 9 bis 15 Mann um die Stange mit den Füßen nach außen umher. Die Offizierzelte waren auf gleiche Art gebildet. Die einzelnen Leinwandstücken eines Z-es werden mit Haken u. Ösen (Zelthaken) zusammen gehängt. Jedes Z. hat eine Thürklappe, welche durch Haken geschlossen wird. Der untere Theil der Zeltleinwand in der Länge von 1–11/2 Fuß wird beim Aufschlagen des Z-es nicht ausgespannt, sondern fällt senkrecht zur Erde u. wird durch aufgeworfene Erde festgehalten. Am oberen Ende dieses, das Knie genannten Theiles sind die Zeltleinen befestigt, durch diese, sowie durch die in einiger Entfernung in die Erde geschlagenen Zeltpflöcke od. Häringe wird das Z. aufgespannt. An der Zeltstange befindet sich im Innern des Z-es ein Kreuz zum Aufhängen des Lederzeuges od. besondere Vorrichtungen zum Aufbewahren des Sattelzeuges. Zur Verzierung u. Unterscheidung dienen kleine Fahnen u. Besetzungen von bunter Leinwand. Die Franzosen bedienen sich in neuerer Zeit der vom Marschall Bugeaud aufgebrachten Schutzzelte; es werden zwei Lagersäcke zusammengeknöpft u. durch einen Stab gestützt. Sie gewähren zwei Mann Schutz, sind leicht aufzuschlagen u. haben den Vortheil, daß sie, ohne das Gepäck sehr zu erschweren, von den Leuten stets mitgeführt werden. Mit Lazarethzelten von wasserdichter Leinwand sind in neuester Zeit günstige Versuche angestellt worden, bes. bei Typhuskranken ist das Ergebniß ein vortheilhaftes. – Z-e waren schon die Wohnungen der ältesten Nomadenstämme in Arabien u. Palästina, welche sie im Winter in den Niederungen, im Sommer auf den Höhen, möglichst in der Nähe von Quellen od. Cisternen aufschlugen, worin sie mit Weib u. Kindern, Knechten u. Mägden wohnten u. auch Fremde gastlich aufnahmen, wie noch jetzt die Beduinen in der Arabischen Wüste. Die Z-e der hebräischen Patriarchen (Ohel, Baith, Mischchau) waren wo möglich unter schattigen Bäumen aufgeschlagen u. mit Thierhäuten, später mit Decken aus Ziegen- od. Kameelhaaren (Jerioth) bedeckt, welche mit Stricken (Methar), die an eingerammten Pflöcken (Jathed) befestigt waren, über eine od. mehre Stangen aufgespannt waren. Das Innere war in drei Räume getheilt, deren vorderster für das zarte Vieh u. die Dienerschaft, der mittlere für die Männer, der hintere (Hheter, Kübbah) für die Frauen als Aufenthalt diente; Vornehme hatten für das Gesinde u. die Frauen eigene Z-e. Mehre solche neben einander errichtete Z-e bildeten ein Zeltdorf (Tirah, gr. Skenä). So ist's noch jetzt bei den Beduinen; ihre Z-e sind schwarz, diejenigen der ihnen im Handelsinteresse nachziehenden Fremden aber weiß od. bunt, worin diese ihre Waaren auslegen. Außerdem hatte man später dort auch Kriegs- u. Reisezelte, letztere für den Fall, daß man nicht einen Khan od. einen Gastfreund zum Übernachten erreichen konnte. In der späteren Zeit gab es besondere Gewerbsleute, welche die Zelttücher verfertigten, sie hießen griechisch Skenopöen, u. der Apostel Paulus war ursprünglich ein solcher. Z-e (gr. Skenä, lat. Tentoria u. Tabernacula)[570] hatten auch Griechen u. Römer bei ihren Heeren, s.u. Lager S. 21. 2) (Reitk.), so v.w. Paß 1); 3) (Her.), so v.w. Thronzelt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 19. Altenburg 1865, S. 570-571.
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