Leuchtthurm

[315] Leuchtthurm, ein an einem Hafen od. an der Mündung eines Flusses od. an einem Felsen angelegter hoher Thurm, in dessen oberem Stockwerk des Nachts Feuer od. ein Licht aus concentrisch zusammengestellten Öl- od. Gasflammen, od. elektrisches Licht unterhalten wird, um den Schiffenden gewisse Punkte schon von weitem bemerkbar zu machen u. sie vor gefährlichen Stellen im Fahrwasser zu warnen. Meist ist jetzt eine Laterne mit Glasfenstern über einen solchen L., auch hat man, wo auf kurzen Strecken mehrere Leuchtthürme befindlich sind u. die Schiffer dieselben also verwechseln u. dadurch Schiffbruch leiden können, jetzt Leuchtthürme, wo das Licht von Spiegeln reflectirt wird, welche durch ein Uhrwerk um ihre Achse gedreht werden (Revolving Light), so daß in gewissen festen Zeiträumen (etwa alle halbe od. Viertelminuten) ein Lichtblick, der zuweilen abwechselnd durch die Folie des Spiegels ein farbiger ist, auf alle Punkte des vorliegenden Meeres geworfen wird; eine andere Methode ist die, daß ein von der Uhr getriebener Schirm die Flamme abwechselnd deckt, ferner das Blitzlicht (Flashing Light), welches nur momentan sichtbar wird u. sofort wieder verschwindet, das Aussetzende Licht (Intermitting Light), welches auf einem Riemen ohne Ende im innern Thurme von unten auf langsam durch die einzelnen Gallerien in die Höhe steigt (also in verschiedener Höhe sichtbar wird) auf der Höhe verschwindet u. nach einem Umlaufe wiederkehrt. Schon Lesches baute 656 v. Chr. einen L. am Vorgebirge Sigeion; ähnliche, sehr einfache, waren beim Hafen Piräeus zu Athen u. bei andern Häfen Griechenlands angebracht. Die berühmtesten Leuchtthürme des Alterthums baute aber Sostratos, unter Ptolemäos Philadelphos, etwa 300 v. Chr., auf der Insel Pharos, vor dem Hafen von Alexandria (s.d. 1), fast ebenso berühmt ist der zugleich als L. benutzte Koloß (s.d.) von Rhodus. Auch die Römer hatten Leuchtthürme, z.B. zu Ravenna, Puteoli auf Capreä, an der Mündung des Chrysorrhoas in Syrien; der bei Boulogne, welcher 1643 ins Meer sank, war wahrscheinlich der von Caligula an der gallischen Küste gebaute L. Unter den neueren Leuchtthürmen zeichnen sich der des Hafens von Genua u. der zu Cordouan am Ausfluß der Garonne aus; unter den britischen Leuchtthürmen ist der von Eddystone u. der von Bellrock (s. b.) merkwürdig. Vgl. Graff, Die Leuchtthürme, Feuerbaken u. Feuerschiffe der ganzen Erde, Stett. 1859; Stevenson, Lighthouse Illumination, Lond. 1859.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 315.
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