Gerstenkorn

[253] Gerstenkorn, 1) der Same der Gerste; 2) wird oft als Bestimmung eines Gewichts =1 Gran, als Größe – 1 Linie. 3) (Hordeolum), Entzündung einer Talg- od. Haarzwiebeldrüse u. des sie umgebenden Zellgewebes, anfangs eine geröthete Anschwellung am Lidrande bildend, dann eine kleine, längliche, umschriebene Geschwulst von der Größe eines Hirse od. Gerstenkorns werdend. Nach einigen Tagen bildet das harte Knötchen unter zunehmenden Schmerzen eine gelbe Spitze, welche endlich aufbricht u. einen dicken, mit Zellgewebsflocken vermengten Eiter entleert; die Absonderung der sogen. Maibomschen Drüsen (Schleimdrüsen) ist vermehrt u. darum die Augenlider Morgens verklebt, u. oft ist auch die Bindehaut des Lides u. Auges blutgeröthet. Bei skrophulösen Kranken sind Rückfälle gewöhnlich. Der Verlauf des G-s ist meist ein rascher; selten nur zieht er sich in die Länge u. geht das G. in Verhärtung über u. heißt dann Hagelkorn (Chalazion), verschwindet entweder nach längerem Bestehen od. hat bleibende Dauer. Als Ursachen nennt man vor Allem Skrophulose u. Gicht, außerdem Verdauungsstörungen u. Reizungen des Augenlides. Zur Heilung suchte man innerlich durch Ableitung auf den Darmkanal, äußerlich durch Anwendung der Kälte od. Grauer Salbe zu wirken. Tritt Eiterung ein, dann macht man warme Umschläge; tritt Verhärtung ein, so setzt man den warmen Umschlägen Safran bei, doch ist bei veralteten Fällen die Operation nöthig, indem die Haut eingeschnitten, die linsenförmige Verhärtung herausgeschält u. nachträglich der etwa zurückbleibende Theil durch Höllenstein zerstört wird.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 7. Altenburg 1859, S. 253.
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