Hochdruck

[421] Hochdruck, 1) (Hochätzkunst, Hochlithographie, Typolithographie), die Kunst, in Stein so zu ätzen, daß die Zeichnung erhaben hervortritt, die Abgüsse von diesen werden dann zum Abdruck mit der Buchdruckerpresse gebraucht. Man zeichnet mit chemischer Dinte, wie beim Steindruck, auf einen reinen u. abgeschliffenen lithographischen Stein, macht dann mit Wachs einen Wall um die Zeichnung, gießt Scheidewasser in den umschlossenen Raum u. läßt dasselbe einige Stunden stehen, worauf, wenn man das Wasser abgießt, die mit chemischer Dinte überzogenen Stellen um 1/10 bis 1/5 Linien erhaben erscheinen. Auch überzieht man Stellen, welche dunkel bleiben sollen, mit Ätzgrund, nimmt die Stellen, die weiß bleiben sollen, mit der Radirnadel weg u. ätzt mit Scheidewasser wie oben. Durch Stereotypiren des Steins schafft man sich eine Platte aus Schriftzeug, hilft dieser durch Graviren nach u. druckt sie dann wie eine Stereotypenplatte ab. Man kann auch jeden Kupferstich, jeden alten Druck auf die Steinplatte bringen, indem man den Kupferstich etc. auf die Platte überdruckt (vgl. Homöographie). Die Fettigkeit der Schwärze gibt den damit bedeckten Stellen dieselbe Eigenschaft, wie den mit chemischer Dinte[421] überzogenen. A. Sennefelder erfand den H. noch vor der eigentlichen Lithographie um 1802 u. machte ihn in seinem Werke über Steindruck bekannt; später benutzten Duplat u. Susemühl, beide in Paris, um 1812 dies Verfahren, u. auch Eberhard in Darmstadt (um 1822) vervollkommnete die Erfindung; Letzter machte sie in einer Anweisung, Metallabgüsse von erhabenen u. tief geätzten Steinzeichnungen zu machen in der Anwendung des Zinks statt der Stein- u. Kupferplatten, Darmst. 1822, bekannt; F. Didot u. Motte lösten 1827 ein Patent auf dieses Verfahren, 1830 gaben Genoux u. Giradet ein noch mehr vervollkommtes Verfahren an, 1832 kam Bauerkeller in Wertheim u. 1834 auch Baumgärtner in Leipzig auf dasselbe Verfahren. Ganz ähnlich ist die Metallektypographie (Ektypographie), nur daß bei ihr Metallplatten statt des Steins u. anstatt der chemischen Tinte ein angemessener Ätzgrund genommen werden. Carré in Toul u. Danbour in Metz waren um 1825 u. 1834 Erfinder derselben; Pfnorr in Darmstadt hat es mit Glück nachgebildet, doch soll Susemühl in Paris dies Verfahren schon weit früher gekannt haben. Auch durch Galvanoplastik kann man erhabene Zeichnungen zum directen Abdruck erzeugen. 2) (Buchdr.), die durch die Presse erhaben hergestellten Zeilen u. Verzierungen, der Druck für Blinde zum Betasten; vgl. Freisauff v. Neudegg, Beschreibung der Ektypographie für Blinde, Wien 1837. 3) (Hochdruckdampf), in der Maschinenkunde der Dampfdruck, welcher mit mehr als einer Atmosphäre (14 Pfund auf 1 QZoll) wirkt, s.u. Dampfmaschine I. B) b).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 421-422.
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