Baumgartner

[428] Baumgartner, 1) Andreas, Freiherr von B., geb. 1793 zu Friedberg in Böhmen, studirte zu Wien bes. die mathematischen Wissenschaften, wurde 1815 Assistent in der philosophischen Facultät daselbst, 1817 Professor der Physik am Lyceum zu Olmütz u. 1823 Professor der Physik an der Universität[428] zu Wien; er gab Kränklichkeit wegen seine Stelle auf u. wurde Regierungsrath u. Director der kaiserlichen Ararial-, Porzellan-, Gußspiegel- u. Smaltefabriken; besorgte seit 1846 die Anlegung der Elektrischen Telegraphen u. wurde 1847 Director des Eisenbahnbaues; 1848 übernahm er im Ministerium Pillersdorf das Portefeuille der öffentlichen Bauten; nach der Niederlegung dieses Amtes dirigirte er eine Abtheilung des Finanzministeriums u. übernahm 1851 wieder das Ministerium für Handel, Gewerbe u. öffentliche Bauten, wurde auch Präsident der Akademie der Wissenschaften; er wurde 1854 in den Freiherrenstand erhoben u. trat im Januar 1855 aus dem Ministerium. Er schr.: Aräometrie, Wien 1820; Mechanik in ihrer Anwendung auf Künste u. Gewerbe, ebd., 2. A., 1823; Naturlehre, ebd. 1823, 3 Bde., 8. A. 1844 f.; Anfangsgründe der Naturlehre, ebd. 1838, 3. A. 1851; Anleitung zum Heizen der Dampfkessel, 1841; begründete die Zeitschrift für Physik u. Mathematik, die er mit A. von Ettinghausen (Wien 1826–32, 10 Bde.), dann allein als: Zeitschrift für Physik u. verwandte Wissenschaft (ebd. 1832–37, 4 Bde.) herausgab. 2) Gallus Jakob, geb. 1797 zu Altstätten in St. Gallen, studirte zu Freiburg in der Schweiz die Rechte, wurde erst Hauslehrer in Ungarn, hier aber 1819 wegen angeblicher Theilnahme an politischen Umtrieben verhaftet u. 1820 aus den österreichischen Staaten verwiesen; er wurde dann Vorsteher des öffentlichen Archivs zu St. Gallen, kam 1825 in den Großen Rath, wurde 1826 erster Staatsschreibern. wirkte sehr thätig auf den Tagsatzungen. B. war eifriger Vertheidiger der Volksrechte u. that 1831 viel für die neue Verfassung von St. Gallen. In den Kleinen Rath gewählt, erwarb er sich in der Leitung der Angelegenheiten seines Cantons entschiedene Verdienste. Seit 1831 erster Gesandter seines Cantons bei der Eidgenössischen Tagsatzung, war er bemüht, eine Revision der Bundesverfassung u. bes. die Trennung des Cantons Basel zu erwirken, u. war auch bei anderen Angelegenheiten sehr thätig. Wie er in der Politik zu den ersten Liberalen gehörte, so widersetzte er sich allen Reactionsversuchen der St. Gallener Ultramontanen, befürwortete das freisinnige System der öffentlichen Erziehung, die Aufhebung des Doppelbisthums etc. Indeß entfernte er sich allmählig von der liberalen Partei u. sprach sich bereits in der Aargauischen Klostersache mit dem größten Theile des St. Gallener Großrathes für die Herstellung aller Klöster aus. Deshalb angefeindet von seinen früheren Meinungsgenossen, trat er 1841 sowohl aus dem Großen als aus dem Kleinen Rathe u. behielt nur noch die Stelle als Gesandter bei der Tagessatzung, die er jedoch auch nachher aufgab. 1842 begann er die Redaction der Neuen Schweizer Zeitung u. schr.: Erlebnisse auf dem Felde der Politik, Schaffh. 1844; Schweizerspiegel, Zür. 1851; Die Schweiz in ihren Kämpfen u. Umgestaltungen 1830–50, Zür. 1853 f., 2 Bde.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 2. Altenburg 1857, S. 428-429.
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