Homolŏgie

[512] Homolŏgie (v. gr.), 1) Bei-, Zu-, Übereinstimmung; 2) bei den Stoikern Übereinstimmung mit der Natur; 3) in der Griechisch-katholischen Kirche so v.w. Confessio, Symbol od. kirchliche Bekenntnißschrift; das Hauptsymbol ist die von Petrus Mogilas 1640 ausgegangene u. 1643 von der ganzen Orientalischen Kirche mit kirchlicher Sanction versehene Ὀρϑόδοξος ὁμολογία τῆς πίστεως τῆς καϑολικῆς καὶ ἀποστολικῆς ἐκκλησίας τῆς ἀνατολικῆς, gedruckt Amst. 1662, herausgeg. von Normann, Lpz. 1695, von Hofmann, Bresl. 1751, deutsch von L. Frisch, Frkf. 1727; blos den Charakter eines Privatbekenntnisses hat die Ὁμολογία ῥηϑεῖσα περὶ τῆς ὄρϑῆς καὶ ἀμωμήτου πίστεως τῶν Χριστιανῶν von Gennadios (Georg Scholarios), 1453; die Ἀνατολικὴ ὁμολογία τῆς χριστιανικῆς πίστεως von Cyrillus Lukaris, lat. Genf 1629, griech. ebd. 1633 u.ö. (welche wegen ihres reformirten Geistes von mehreren morgenländischen Synoden seit 1638 als ketzerisch verdammt wurde), die Ὁμολογία des Metrophanes Kritopulos, herausgeg. von Hornejus, Helmst. 1661; 4) (Chem.), nach Laurent u. Gerhardt die bei dem Studium der Zersetzungsproducte organischer Körper sich oft zwischen einer großen Anzahl von Stoffen zeigende Analogie in ihrer Zusammensetzung, die aus der directen Analyse nicht errathen werden kann. Gerhardt nennt homologe Körper alle solche, die sich nur durch n (C2B2) von einander unterscheiden; er stellte den Satz auf: wenn 2 Körper eine solche Zusammensetzung haben, daß die des einen durch die des andern + n (C2H2) ausgedrückt werden[512] kann, haben beide auch analoge Eigenschaften. Die Aufstellung des Gesetzes der H. ist eins der größten Ereignisse in der Geschichte der neueren Chemie. Beispiele homologer Körper sind: a) Ameisensäure C2H2O4, Essigsäure C4H4O4, Propionsäure C6H6O4, Buttersäure C8H8O4, Valeriansäure C10H10O4, Capronsäure C12H12O4 etc., d.h. die Zusammensetzung der Essigsäure wird ausgedrückt durch die der Ameisensäure + C2H2, die der Propionsäure durch die der Ameisensäure + 2C2H2 etc.; b) Wasser HO, Methyloxyd C2H3O, Äthyloxyd C4H5O, Amyloxyd C10H11O etc.; c) Bernsteinsäure C8H6O8, Lipinsäure C10H8O8, Adipinsäure C12H10O8, Pimelinsäure C14H12O8, Korksäure C16H14O8, Fettsäure C20H18O8; d) Benzoësäure C14H6O4, Toluylsäure C16H8O4; e) Ammoniak NH3, Methylamin NC2H5, Äthylamin NC4H7, Amylamin NC10H13; f) Morphin C34H19NO6, Codeïn C31H26N O6; g) Glycocoll C4H5N O4, Alanin C6H7NO4, Leucin C12H13N O4. Das von Gerhardt aufgestellte Gesetz der Homologen läßt sich auf die meisten der bis jetzt genauer untersuchten organischen Verbindungen anwenden. Schon hat es für die theoretische Chemie reichliche Früchte getragen u. ist eine Quelle der wichtigsten u. interessantesten Verbindungen geworden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 8. Altenburg 1859, S. 512-513.
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