Isfahan

[81] Isfahan (Ispahan, Spahan), 1) Beglerbegschaft, den größten Theil der persischen Provinz Irak einnehmend; 2) Hauptstadt darin, einst auch des ganzen Reichs, am östlichen Abfall des Zagrosgebirges, am Zendernd; hatte sonst 5 Meilen im Umfang, war groß u. prächtig, hatte über 700,000 Ew., 137 königliche Paläste, 1802 Karavanserais, 273 Bäder, über 1200 größere Moscheen u. mehre Vorstädte; jetzt hat dieselbe noch ungefähr 4 Stunden im Umfang, ist mit Lehmmauern umgeben, hat zahlreiche Ruinen ehemaliger Paläste, schlechte, enge, ungepflasterte Straßen u. elende, zerfallene Gebäude, welche meist nach der Straße ohne Fenster sind; königliche Paläste der Tschehelsuinn, der Talaritawile u. der Ainechane (Spiegelpalast), Seadetabad (für fremde Gesandtschaften), 100 Moscheen (große königliche Moschee, die von Lutsallah), Kloster u. Grabmal des Derwisch Neir Abul Kasan u. das Grab des Iman Sade Ismail u. angebliches des Jesaias, mehre vortreffliche Schulen (Medresses), große Bazars, Platz Meidan mit einer 3200 Schritt langen Allee. Vorstädte: Abbas Abad für die Perser, jetzt ganz verschwunden; Dschulfa für die Armenier; Jahnheka (Jahudia) für Juden. Man fertigt seidene u. halbseidene Zeuge, Sammt, Waffen, Glas, Zucker, Leder, Irdenwaaren u. treibt ansehnlichen Handel. Der Verfall J-s ist durch Erdbeben, Bürgerkriege u. die Verlegung der Residenz nach Teheran verursacht, doch scheint sich jetzt die Stadt wieder zu heben; die Einwohnerzahl wird schwankend zwischen 160,000 u. 200,000 angegeben. Die Umgegend ist gut angebaut u. sehr fruchtbar. In der Nähe das Sommerschloß Ferhabad etc. – J., das Aspadana od. Uspada der alten Geographen, wurde, nach persischen Schriftstellern, von Juden, die von Nebukadnezar in die Gefangenschaft geführt waren, gegründet u. von Alexander dem Großen verschönert nach Andern ward es von Huschent od. Tahenurat von der Dynastie der Pischdadier gegründet. Feridun schenkte J. dem von da gebürtigen Gao, der Persien von Zohack befreit hatte. Unter den Seldschucken verlegte Dschelal Eddin Malek Schah die Residenz von Khorassan nach J., später nach Schiras. Timur eroberte J. 1392 u. ließ die Einwohner niederhauen; Abbas der Große wählte J. wieder zur Hauptstadt u. that viel zu ihrer Verschönerung. 1722 ward es in bürgerlichen Unruhen u. nach achtmonatlicher Belagerung von den Afghanen erobert u. theilweis verwüstet. Zu Ende des 18. Jahrh. ward die Residenz nochmals nach Tebo ran verlegt. 11. Juli 1853 wurde J. durch ein Erdbeben verwüstet.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 81.
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