Kümmel

[888] Kümmel, 1) Pflanzengattung Carum (s.d.); 2) bes. der gemeine K. (C. carvi); 3) (Kümmelsamen, Semen carvi), länglich-eiförmige, gestreifte, etwas gekrümmte, spitzige, grünlichbraune Theilfrüchtchen von gedachter Pflanze, 2 Linien lang, länglich, nach beiden Enden verdünnt, einwärts gekrümmt, ganz ohne Härchen u. auf der Rückenfläche mit drei erhabenen Rippen, am Rande mit einer Rippe, kräftiger u. größer von der in Gärten, als Gartenkümmel, od. auch auf Feldern cultivirten Pflanze, als von der auf Wiesen wild wachsenden (Wiesenkümmel); er hat einen eigenthümlich gewürzhaften, erwärmenden Geschmack, einen starken, balsamischen, angenehmen Geruch u. ist als beliebtes Küchengewürz für Suppen u. Brühen bekannt, auch zu Kuchen, Backwerk (Kümmelbrezeln, Kümmelbrödchen, Kümmelbrod), zu Käse, Brat- u. Knackwurst, auch ärztlich als blähungstreibendes, magenstärkendes Mittel, in Pulverform, Theeaufguß u. geistigem Auszug benutzt, am verbreitetsten durch Destillation von Branntwein über K. (Kümmelbranntwein), od. auch als Zusatz zu Aquaviten etc.; ferner auch zu Kümmelöl (s.d.), aus gemeinem K. destillirtes, weißes, stark wie K. riechendes u. schmeckendes ätherisches Öl, theils mit Zucker abgerieben, theils in Naphtha od. Arak aufgelöst, bei Blähungsbeschwerden, Magenkrampf, Magenschwäche im Gebrauch; auch äußerlich zum Einreiben. Der K. liebt einen lehmigen od. sandiglehmigen, humosen Boden. Er wächst häufig auf Wiesen, wird aber auch cultivirt. Man säet am liebsten frischen Samen im April od. August breitwürfig allein, od. unter Lein, Mohn, Möhren u. Gerste, nachdem der Acker vorher gut bearbeitet u. mit kurzem Mist gedüngt worden ist. Die Pflanzen müssen von Unkraut rein gehalten werden u. 5–6 Zoll von einander stehen. Sie tragen erst im zweiten Jahr Samen, der zu Johanni reist. Man kann auch den Samen auf ein Beet säen u. die Pflanzen im Juni in Reihen versetzen, nachdem man vorher Wurzeln u. Blätter verstutzt hat. Im ersten Jahr wird der K. im Juni u. August, im zweiten Jahr im März u. April behackt. Die Samenreife erkennt man an dem Braunwerden der Körner u. des Strohes. Man zieht die Pflanzen des Morgens od. Abends aus, bindet sie in Bunde u. setzt sie in Haufen. Trocken geworden drischt man sie gleich auf dem Felde aus, bringt den Samen auf lustige Böden u. wendet ihn öfters um. Ganz trocken, läßt er sich in Säcken u. Tonnen lange aufbewahren. Einen großen Feind hat der K. an der Kümmelmotte (s.d.). 4) Auch Samen anderer Pflanzen, die im Geschmack diesen gleichen od. ähnlich sind, dann mit Zusätzen wie: a) Kreuz od. Kron- (Mutter-) kümmel, von Cuminum cyminum, aus Ägypten u. Griechenland stammend u. in die Familie der Umbelliferae-Cumineae gezählt; b) Schwarzkümmel, Nigella sativa, aus der Familie der Ranunculaceae-Helleboreae, hat größere u. dickere Samenköpfe als der gemeine, die aber weniger Samenkörner u. von weniger starkem Geruch geben. Er verlangt einen mittelmäßigen, nicht gedüngten Boden. Die Samenreife erfolgt im August, was man erkennt, wenn sich die Samenkapseln aufthun wollen u. die Körner schwarz sehen. Man schneidet ihn kurz über der Wurzel ab, bindet die Pflanze in [888] Büschel u. legt sie auf einen lustigen Boden, sind sie dürr geworden, so drischt man sie ab; c) Welscher K., von Lavandula stoechas; d) Wilder K., von Sison ammi; e) Hasenkümmel, von Lagoecia cuminoides; f) Römischer K., von Cuminum cyminum.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 888-889.
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