Mohn [1]

[350] Mohn 1) (Papaver somniferum), Ölgewächs, im Orient heimisch, welches zur Erzeugung des Opiums, bei uns des Samens wegen häufig cultivirt wird, hat aufrechten, blätterigen, vielblumigen Stengel, große, umfassende, eingeschnittene, glatte, blaugrünliche Blätter, große, in mehren Farben variirende, oft zum Theil gefüllte Blumen, weswegen sie auch in Gärten als Zierpflanze angebaut wird, große, runde, mit schildförmiger Narbe gekrönte, vielsamige Kapseln. Es gibt mehre Spielarten des M-s: Bläulichblühender, mit kleinen, aber sehr samenreichen offenen Köpfen u. blauem Samen; blaublühender großer, mit geschlossenen Köpfen u. blauem Samen; großerweißblühender persischer, mit geschlossenen Köpfen u. weißem Samen. Letztere Abart ist die am wenigsten ertragreiche, liefert aber das beste Öl. Vorzüglich kommt es bei den Mohnsorten darauf an, ob sie offene od. geschlossene Köpfe haben, jener heißt Schuttmohn, dieser dagegen Kegelmohn. Jener begnügt sich mit geringem Boden, ist ertragreicher u. die Samen verderben nicht so leicht. Der M. liebt ein warmes, nicht zu feuchtes, windstilles Klima u. einen lockern, sehr klar bearbeiteten, düngerkrästigen Boden, welcher aber keine thonige Unterlage haben darf. Er gedeiht am besten nach gedüngten Hackfrüchten. Die Aussaat geschieht dünn, im März, u. entweder breitwürfig od. in Reihen. Sind die Pflanzen zwei Zoll hoch, so werden sie gejätet od. hackt u. verdünnt, so daß jede Pflanze eine Spanne weit von einander steht. Zu Samen wählt man während der Ernte die großen runden, etwas gedrückten, pomeranzenförmigen Köpfe, trocknet sie an einem schattigen Orte, reiht sie an Fäden u. hängt sie an einem trockenen Orte auf; kurz vor der Aussaat werden sie an die Ofenwärme gebracht u. dann des Samens entledigt. Die Ernte des offenen M-s muß man beginnen, sobald sich die ersten Mohnköpfe öffnen; man zieht die Pflanzen aus, bindet sie unter den Köpfen in Bunde zusammen u. schüttelt den Samen in ein Gesäß. Nach acht Tagen wird das Ausschütteln wiederholt u. nach acht Tagen zum letzten Mal. Den Samen reinigt man sogleich, schüttet ihn 2–3 Zoll hoch auf den Boden u. wendet ihn täglich um. Der M. mit geschlossenen Köpfen wird erst geerntet, wenn die Köpfe recht dürr u. hart sind u. der Samen inwendig klappert. Man schneidet die Köpfe oben am Stängel kurz ab, thut sie in Säcke u. schüttet sie auf einen lustigen Boden. Wenn sie ganz trocken sind, werden sie entweder gedroschen od. mit Messern aufgeschnitten, od. auf die Mohnschälmühle gebracht. Die getrockneten Stängel u. Kapseln können zur Feuerung benutzt werden, die Asche enthält sehr viel Kali. Der M. wird auch als Gemüsepflanze angebaut. Man säet den Samen in Furchen u. verpflanzt die Sämlinge ins freie Land. Man benutzt theils die ganzen jungen Pflanzen, theils die derben Blätter in der Küche. Über die Mohnmilch u. das Mohnöl s. b. Die Alten bauten viel M. für Bienen, der Blumen u. anderer Zwecke wegen. Den Samen vom Weißen M. gab man geröstet mit Honig zum Nachtisch; auch die Landleute streuten ihn, als gut für die Verdauung, auf die obere, mit einem Ei bestrichene Rinde des Brotes; auch wurde zeitig, wie noch jetzt im Orient, aus dem milchenden, an der Luft verhärteten Saft der aufgeritzten u. eingeschnittenen Stängel u. Köpfe Opium bereitet. Der M. war Attribut der Ceres als Sinnbild der Fruchtbarkeit u. weil er ihren Schmerz über den Raub der Tochter gelindert hatte, als sie ihn in Mekone (Sikyon) fand. Der Mohnstängel ist auch Attribut des Schlafes. 2) Die ganze Pflanzengattung Papaver.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 350.
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