Keos

[432] Keos (Cea, Zea), 1) Insel des Ägäischen Meeres, zur Nomarchie der Cykladen gehörig, östlich vom Vorgebirge Sunium, 3 QM., niedrige Küsten, im Innern hohe Berge, der höchste St. Elias; man findet Bleierze u. baut Wein; die Insel ist ziemlich bewaldet, bes. mit Eichen u. die Kapseln der großen Eicheln sind als vorzüglicher Gerbestoff ein gesuchter Handelsartikel; 2) Hauptort daselbst auf den Ruinen der alten Stadt Julis, Hafen, Friedensgericht, 2 Elementar- u. 2 hellenische Schulen; 4000 Ew. – K. hieß bei den Griechen Anfangs Hydrussa, später aber Kea od. Kos. K. soll in den ältesten Zeiten einen Theil von Euböa ausgemacht haben, später aber durch das Meer davon getrennt worden sein, noch später rissen die Fluthen wieder sehr beträchtliche Theile davon u. namentlich die Städte Karessos u. Poëssa ab, so daß nur Julis u. Karthäa übrig blieben. Im 14. Jahrh. v. Chr. sollen Pelasger aus Thessalien, Knidos u. Halikarnassos hier eingewandert sein. Bewohner der Insel nahmen auch Theil am Trojanischen Kriege. Als die Dorier aus dem Peloponnes vertrieben wurden, ließen sich deren in K. nieder, daher war ihre frühere Regierungsform monarchisch, u. erst durch den Einfluß der Athener wurde eine republikanische Verfassung eingeführt. Bei einer Belagerung von K. durch die Athener soll das Gesetz gegeben worden sein, daß jeder Bürger, der über 60 Jahr alt sei, sich selbst tödten müsse (od. dürfe). In diesem Falle rief ein Bürger seine Verwandten zusammen, hielt mit Blumen umkränzt ein festliches Gastmahl u. trank dann den mit Schierlingssaft gefüllten Becher. 411 wurde die Stadt K. von dem Lakedämonier Astyochos besetzt u. 410 von Alkibiades befestigt. Zur Zeit, da Rhodos die Übermacht zur See hatte, war K. gewöhnlich mit dieser Insel verbündet. Später kam K. mit dem übrigen Griechenland unter die Herrschaft der Römer, dann nach der Theilung des Reichs unter die Byzantinischen Kaiser u. im 13. Jahrh, an das Herzogthum Naxia. Die Venetianer eroberten es 1553, gaben es aber den Herzögen von Naxia wieder; als die Türken dieses Herzogthum 1566 zerstörten, fiel K. in ihre Hände. Arundel fand in den Ruinen von Julis die Parische Chronik. Aus K. waren dte Dichter Simonides u. der berühmte Arzt Hippokrates. Vgl. Bröndsted, Reisen u. Untersuchungen in Griechenland, Stuttgart 1826.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 432.
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