Korbmacher

[718] Korbmacher, zünftige Handwerker, welche 4–6 Jahr lernen, 3 Jahr wandern, auf der Wanderschaft Geschenk erhalten, zum Meisterstück eine achteckige Wiege, einen vierkantigen Korb etc. liefern müssen u. allerlei Körbe aus ungeschälten, geschälten u. gespaltenen zähen Ruthen, auch das Geflechte zu Korbwagen, Fensterjalousien, ferner das Flechtwerk zu den Rohrstühlen u. dgl. verfertigen; die in dem Hütten- u. Bergbaue gebräuchlichen Körbe, so wie auch die Körbe von Holzschienen, verfertigen unzünftige Personen, die jedoch auch K. heißen. Als Material braucht der K. vorwiegend Weidenruthen von 2–7 Fuß Länge, die im April od. Mai abgeschnitten werden; nur zu den gröbsten Arbeiten werden die Ruthen ungeschält verarbeitet, sonst werden sie durch eine Zange mit eisernen od. hölzernen Schenkeln (Klemme) gezogen, wodurch die Rinde aufspringt, mit den Fingern geschält u. in der Sonne getrocknet. Zu seinen Sachen werden die Ruthen mit dem Reißer in gleich starke Schienen gerissen (Abschließen); dies messingene Instrument ist 1 Zoll hoch, 3 Zoll lang u. läuft auf der einen Seite in einen kugelförmigen Knopf, auf dem obern, dünnern Ende aber in 3–4 keilförmige, strahlenförmig[718] um einen Mittelpunkt stehende Schneiden aus, welche in eben so viel mit dem Messer geschnittene Spalten eingesetzt werden, worauf man den Reißer durch die Ruthe stößt. Jede Schiene hat vom Reißen einen dreiseitigen Querschnitt; zwei Seitenflächen sind die ebenen Spaltflächen, die dritte ist convex u. ein Theil der Ruthenoberfläche. Wo die Spaltflächen zusammenstoßen, ist das Mark; dieses wird durch den Hobel weggeschnitten, wodurch an Stelle der Kante eine glatte Fläche tritt. Die nöthige Breite gibt man den Schienen durch den Schmaler, indem man sie zwischen den zwei Messern desselben hindurchzieht. Vor dem Flechten werden die Ruthen durch Einweichen in Wasser erst wieder geschmeidig gemacht. Beim Flechten eines Korbs mit viereckigem Boden werden zuerst die einige Zoll starken Bodenstöcke von dem K. in die reihenweise in das Werkbret gebohrten Löcher gesteckt (Aufstaben), für große Körbe zwei, für kleine einen Finger breit auseinander. Die Ruthen werden nun um diese senkrechten Stöcke schlangenartig herumgewunden u. das Klopfeisen angewandt; dies ist ein 10–12 Zoll langes Stück Eisen od. Messing, die eine Hälfte ist vierkantig, die andere läuft spitzig zu; mit der starken Seite werden die geflochtenen Ruthen dicht zusammengeklopft, mit dem spitzigen Ende Löcher in das fertige Flechtwerk gemacht, um Ruthen hineinzustecken. Hat der Boden seine Länge, so wird ein Stöpsel eingesetzt, d.h. eine hölzerne, an einem Stiele befestigte Scheibe, auf welcher man den Boden mit Nägeln anheftet, dann werden in die vier Ecken Stäbe gesteckt u. die Seiten geflochten. Zum Schluß flicht der K. den Rand (Zuschlag), die Weiden dazu heißen Besetzweiden. Ovale u. runde Körbe erhalten zu dem Boden ein Kreuz aus 3–4 Stücken, die in der Mitte gespalten werden, um Querstöcke hindurch zu stecken. Eckige u. geschweifte Körbe werden über hölzernen Formen geflochten. Die fertigen Körbe werden rein gewaschen, feinere geschwefelt u. die aus gefärbten Schienen geflochtenen lackirt, auch wohl bronzirt u. vergoldet. Auch verfertigt der K. das Flechtwerk an den Rohrstühlen aus dem Stuhlrohr, spanischem Rohr od. Rohrtang; das Rohr wird dazu in 8 bis 12 Schienen gerissen, mit dem Rohrhobel verdünnt u. dann nach verschiedenen Mustern in die in den Rand des Sitzes gebohrten Löcher eingeflochten. Demeter soll das Korbflechten dem König Keleos zu Eleusis u. dieser es den Griechen gelehrt haben.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 718-719.
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