Krippen [2]

[826] Krippen 1) Aufstellungen, welche Bethlehem, den Stall, worin Jesus geboren wurde, mit der Jungfrau Maria, dem Christkinde, Joseph, den Hirten u. ihren Heerden, den Engeln etc. darstellen. Solche Aufstellungen geschehen zur Weihnachtszeit in Häusern u. hier u. da auch in Kirchen, werden des Abends prächtig erleuchtet u. sollen die Geburt Jesu versinnlichen. Sie sind jetzt bes. noch in katholischen Ländern gebräuchlich, früher auch in protestantischen; 2) (franz. Crèches), Anstalten, in denen man Kinder vom zartesten Alter bis zu 2 u. 3 Jahren aufnimmt u. den Tag über wartet u. pflegt, genannt von der Krippe, worin Jesus als Kind lag. Sie entstanden in Frankreich, wo in [826] Paris eine Société des crèches ist (u. wo es im Jahre 1850 im Seinedepartement bereits 23 K. gab); von da gingen sie auch nach Deutschland über u. es gibt deren in Wien, Dresden etc., vgl. Kinderbewahranstalten. In den größeren u. reicheren Stiftungen, welche 60 u. mehr Kinder beherbergen, finden sich zunächst mehre Wiegensäle (Salles de berceaux). Die Aufseherinnen nehmen die Kinder auf u. führen die allgemeinste Aufsicht über dieselben; die besonderen Aufseherinnen sind die Wiegenfrauen, es sind deren 1 auf 6 nicht entwöhnte, 1 auf 12 entwöhnte, 1 auf 20 Kinder, welche allein essen u. gehen können, gerechnet; die Wärterinnen verrichten alle groben Arbeiten, bestellen die Küche u. machen die Gänge außer dem Haus. Die Bedingungen der Aufnahme sind, daß die Mutter arm ist, sich gut aufführt u. ihre Arbeit außer dem Hause hat. Die Mütter müssen ihre Kinder in reinem Zustande in die K. bringen, das Leinenzeug u. die Wäsche für den Tag schaffen, ungefähr 20 Centimes täglich für ein Kind bezahlen u. zweimal des Tages ihnen die Brust reichen. Vgl. K. Halm, Die Krippe in Breitenfeld bei Wien, Lpz. 1852.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 826-827.
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