Kulm

[885] Kulm, 1) (böhm. Chlumec), Dorf im Bezirk Karbitz des böhmischen Kreises Leippa, 800 Ew.; Schloß mit Park. Hier 1040 Niederlage des Kaisers Heinrich II. durch Bretislaw u. 1126 des Kaisers Lothar durch Herzog Sobieslaw; am 29. u. 30. Aug. 1813 Schlacht zwischen den Franzosen unter Vandamme u. den Verbündeten; s. Russisch-preußischer Krieg von 1812–15. Bei Arbisau drei Denkmäler, ein preußisches, russisches (für Ostermann) u. ein österreichisches (für Colloredo-Mansfeld) zur Erinnerung jenes Sieges. 2) (poln. Chelmo), Kreis des preußischen Regierungsbezirks Marienwerder, 161/4 QM., 45,400 Ew., eben. 3) Kreisstadt darin, unweit der Weichsel; Bischofsitz, katholisches Gymnasium, 2 höhere Bürgerschulen, Cadettenhaus, 2 Klöster, Missionärconvent, Priesterseminar, Krankenhaus, Kathedrale u. 7440 Ew.; Handel, Tuch- u. Strumpfweberei u. Gerbereien. Einst Hansastadt; von ihr hat das älteste Bisthum Westpreußens den Namen, dessen Domcapitel sich aber in Kulmsee befand. K. wurde von dem Deutschen Orden angelegt u. gegen die Preußen befestigt. Viele Deutsche wanderten hier ein, denen der Landmeister Hermann Balk durch die Kulmsche Handfeste (s.u. Kulmsches Recht) vom 26. December 1233 große Freiheiten gewährte. Die Städter hatten bald Krieg mit Herzog Svantepolk v. Pomerellen, dessen Belagerung 1244 durch die tapfere Vertheidigung der Weiber abgeschlagen wurde, weshalb den Weibern in dem Kulmschen Rechte große Freiheiten zugestanden waren. K., von dem Orden abgefallen, kam 1457 wieder unter dessen Botmäßigkeit, wurde aber 1466 durch den Frieden zu K. wieder an Polen abgetreten. 1772 kam es an Preußen. 4) (Maria-K.), Marktflecken im Bezirk Falkenau des böhmischen Kreises Eger, 800 Ew.; sehr schöne Kirche, zahlreich besuchter Wallfahrtsort; 5) Schloß in Steyermark, s.u. Kulmer; 6) Bezirk im schweizerischen Kanton Aargau, grenzt gegen Osten an den Bezirk Lenzburg u. den Canton Luzern, gegen Westen an den Bezirk Zofingen, gegen Süden an den Canton Luzern, gegen Norden an den Bezirk Aargau u. Lenzburg, 22,300 Ew.; 7) die Dörfer Ober-K. (1780 Ew.), u. Unter-K. (1740 Ew.); Baumwollenspinnerei, seit 1756 wurden daselbst römische Alterthümer ausgegraben; 8) (Rigi-Kulm), Berg in der Schweiz, s. Rigi; 9) so v.w. Culm.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 9. Altenburg 1860, S. 885.
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