Laren [2]

[129] Laren (Lares), 1) in der Etruskischen Mythologie Ehrenbenennung für Götter als Schützer u. Vorstände eines bestimmten Bezirks, daher auch ihre verschiedenen Benennungen sich auf gewisse Gegenden u. Theile der Erde, od. des Hauses u. dgl. bezogen; 2) in der Römischen Mythologie ursprünglich zwei, die Söhne des Mercur u. der Najade Lara, später die aus der Unterwelt befreiten vergötterten Seelen der Verstorbenen, waren die Haus- u. Schutzgötter, ähnlich den Penaten, von denen sie sich aber dadurch unterschieden, daß die Penaten als ursprüngliche göttliche Naturen betrachtet wurden, während die L. geringerer Abstammung waren, in Knabengestalt von Wachs od. aus Stein gebildet u., als Symbol ihrer schützenden Macht, mit einem Hundefell angethan od. einen Hund zur Seite, an Straßen, auf Kreuzwegen, Feldern, am Herd, im Schlafgemach, in Städten etc. aufgestellt wurden. Man hatte daher L. viales, L. compitales, L. vicorum, L. focorum, L. grundules (die unter dem vorspringenden Sims des Hauses standen), L. domestici, L. cubiculi, L. militares, L. rurales, L. coelopotentes, L. permarini, L. civitatium, L. familiares etc.; sie waren erblich u. wurden in kleinen Schränken (Aedes) od. kleinen Kapellen (Lararia) aufbewahrt mit großer Pietät verehrt. Man goß vor ihnen täglich Wein aus, zündete Weihrauch an u. verbrannte einiges Getreide, setzte ihnen von den Speisen auf einer hölzernen Schüssel vor, opferte ihnen die Erstlinge der Früchte, Schweine (weil man glaubte, daß sie bes. die Fruchtbarkeit derselben beförderten), Widder, Kälber, Lämmer, Kuchen, Honig, Öl, Milch, Weinbeeren u. dgl., schmückte sie auch bei Festen mit Blumen; wenn man von einer Reise zurückkam, so bezeugte man ihnen zuerst seine Verehrung. Verschieden von diesen Haus- od. Privatlaren (L. privati) waren die öffentlichen L. (L. publici), wohlthätige od. vornehme Menschen, welche nach ihrem Tode zu L. geweiht worden waren, ähnlich den griechischen Heroen: sie walteten über die Stadt u. den ganzen Staat (L. urbani, L. hostiles, L. praestites); zu ihnen gehörte Romulus, Remus, Tatius, Acca Larentia, auch Cäsar u. Octavianus durch Senatsbeschlüsse. Man feierte ihnen Feste im April bei den Ambarvalien, im October zur Weinlese, den öffentlichen bes. zu Anfang des Mai in Rom. Die Compitalien, welche von Servius, dem Sohn eines etruskischen Lar, eingesetzt waren, wurden ihnen von den Dienenden am 11. Tage vor den Kalenden des Januar, bei guter Witterung auf öffentlichen Plätzen u. Wegen gefeiert. Vgl. I. Müller, De diis rom. Laribus et Penatibus, Kopenh. 1811.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 10. Altenburg 1860, S. 129.
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