Mümpelgart

[524] Mümpelgart (Mömpelgard, fr. Monbeliard, spr. Mongbäljahr), 1) Arrondissement im französischen Departement Doubs; 22,3 QM., 62,000 Ew.; 2) Hauptstadt darin, am Einfluß des Rigole in die Aleine, am Rhônekanal u. an der Eisenbahn von Mülhausen nach Dijon, hat 3 lutherische Kirchen, Hospital, Fabriken in Wolle, Leinwand, Baumwolle, Strümpfen, Uhren, Leder etc., Denkmal Cuvier's; 4600 Ew.; 3) ehemalige gefürstete Grafschaft Deutschlands, keinem Kreise angehörig; 15,000 Ew. – Die Grafschaft M. kommt schon seit dem 11. Jahrh. vor. Ein Graf Ludwig von Monson u. M. führte für Kaiser Heinrich III. Krieg gegen den Grafen René von Burgund u. nahm denselben gefangen. Theoderich II. vererbte die Grafschaft M. an den Grafen René von Burgund, dessen Gemahlin aus dem Hause M. stammte. Eine Tochter René's, Agnes, brachte hierauf M. ihrem Gemahl, Heinrich von Montfaucon, zu. Dieser st. 1365, u. da sein Sohn Stephan bei seinem Tode 1394 keinen Sohn hinterließ, so kam M. durch seine Enkelin Henriette, die Gemahlin des Grafen Eberhard des Jüngern von Württemberg, an Württemberg. M. wurde hierauf zu verschiedenen Malen württembergischen Prinzen als abgetheiltes Erbe überlassen, s. Württemberg (Gesch.). 1535 ließ hier Herzog Georg die Reformation einführen, welche manchmal nach dem lutherischen Typus angeordnet wurde. Als später viele Calvinisten aus Frankreich sich hierher wendeten u. diese von den Lutheranern in keine Abendmahlsgemeinschaft gelassen wurden, so suchten sie eine Vereinigung über die Controverspunkte beider Kirchen, wozu das Mümpelgarter Colloquium dienen sollte. Es wurde vom 21.–26. März 1586 abgehalten, von lutherischer Seite stand Andreä, von reformirter aber Beza an der Spitze. Zu der von den Reformirten gewünschten Annäherung führte das Colloquium nicht. 1748 wurde M. in Folge eines Spruchs des Reichshofraths von 1729, welcher die bisherigen Besitzer, uneheliche Kinder des letzten Grafen von M., Herzogs Eberhard von Württemberg, die Freiherrn u. Freünnen de l'Espérance für unbenbürtig erklärte, angenommen u. dem Herzog [524] Karl Eugen eingeräumt. 1792 wurde M., das bisher der Hauptlinie Württemberg-Stuttgart angehört hatte, von Frankreich gleich andern in Elsaß enclavirten Gebietstheilenzu Frankreich geschlagen, im Lüneviller Frieden 1801 aber völlig abgetreten.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 524-525.
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