Mornay

[462] Mornay (spr. Mornä), 1) Philipp von M., Seigneur de Plessis-Marly, Baron de la Forest sur Sèvre, geb. 1549 zu Buhy in der Normandie, Hugenott, suchte nach der Pariser Bluthochzeit die Königin Elisabeth von England zur Unterstützung seiner Glaubensbrüder zu bewegen, diente Heinrich IV. von Frankreich u. war dessen Gesandter bei Elisabeth, zog sich, als Heinrich katholisch wurde, vom Hofe zurück u. war das Haupt der protestantischen Partei. Zum königlichen Rath u. Gouverneur von Saumur ernannt, stiftete er dort die protestantische Universität u. brachte 1598 den Frieden von Vervins zu Stande, auf welchen das Edict von Nantes folgte. Später rieth M. dem König Ludwig XIII. von seinen Maßregeln gegen die Hugenotten ab, verlor aber dabei 1621 sein Gouvernement u. st. 1633 auf Laforêt-sur-Sevre in Poitou. Er schr.: De l'eucharistie, 1604, Fol.; Vérité de la religion chrétienne, 1580; Mystére d'iniquité, 1607; De la vie et de la mort, Genf 1575; De l'église, ebd. 1577; Mémoires et correspondance pour servir à l'histoire de la réformation en France, Par. 1624, 12 Bde., u.a. ebd. 1824. 2) Jules, Marquis de M., geb. 1798, wurde 1813 Soldat u. nahm als Unterlieutenant in einem reitenden Jägerregimente Theil an der Schlacht von Waterloo, wurde nach der Restauration der Bourbonen Capitän in der königlichen Garde, 1830 Adjutant des Marschalls Soult, mit dessen Tochter er sich 1832, nachdem er seinen Abschied genommen hatte, vermählte. 1830 war er Generalrath im Departement der Oise u. Kamerdeputirter geworden, wo er zur Linken gehörte. In den Februartagen 1848 war er Retter u. Beschützer des Herzogs von Chartres; er brachte das Kind, welches die Herzogin von Orleans bei ihrem Ausgange aus der Deputirtenkammer am 24. Februar im Gedränge verloren hatte, am 28. seiner Mutter nach dem Schlosse Ligny zurück. In die Constituirende gewählt, ward er Vorsitzender im Comité für die auswärtigen Angelegenheiten. 1849 zog er sich vom politischen Leben zurück u. starb den 3. Juni 1852 in Paris. 3) Charles, Comte de M., war unter der Regierung Ludwig Philipps mehre Jahre französischer Gesandter in Stockholm u. wurde im März 1848 abberufen.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 462.
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