Murillo

[563] Murillo (spr. Murijo), 1) Don Bartolome Estévan M., nach Andern Piloes, geb. 1618 in Sevilla, einer der größten spanischen Maler. Den ersten Unterricht erhielt er von Ivan de Castillo, dem er nach Cadix folgte, wo er Bilder für den Kauf auf dem Markt malte. 1643 ging er nach Madrid, wo sich Velasques seiner annahm u. er Erlaubniß erhielt, die im Escurial befindlichen Gemälde zu copiren, u. sie benutzte, sich aus Tizians, Rubens' u. van Dyks Manieren eine eigne zu bilden. Nach Sevilla 1645 zurückgekehrt, gelangte er rasch zu großem Ruhm (1670–80). Er war seit 1660 Präsident der von ihm gestifteten Akademie in Madrid. In Cadix, wohin er zur Ausführung eines großen Altarblattes für die Kapuziner gegangen war, fiel er vom Gerüst u. starb in Folge davon in Sevilla 1682. Er malte heilige u. profane Gegenstände, bes. Gruppen aus dem gemeinen Leben u. letztere mit der sprechendsten Wahrheit. Auch seinen Heiligenbildern gab er große, fast unbegrenzte Natürlichkeit, Meisterschaft in der Harmonie; ein markirtes Colorit, ein zarter, angenehmer Pinsel, eine große Kenntniß von Schatten u. Licht, so wie viel Reiz u. Natürlichkeit machen, daß seine Gemälde in Frankreich, England u. Italien stark gesucht u. theuer bezahlt werden. Werke: Das Museum in Madrid hat 46 große Ölgemälde, heilige Familie (la sagra fami lia del perito), die Sta. Elisabeth von Ungarn il Piojoso, einen Straßenjungen, welcher sich von Ungeziefer säubert; 8 große Gemälde, die Werke der Barmherzigkeit darstellend, für die Kirche des Hospitals San Jorge de la Caridad gemalt; die Madonna mit der Windel (Viergo à la alfaja). Das Museum im Louvre in Paris hat über 20 Bilder von ihm; im Museum in Berlin St. Antonius aus dem Alcazar zu Sevilla; mehre andere Gemälde von ihm in Wien, Dresden, München u. in Amerika etc. 2) M., Graf von Cartagena, s. Morillo 2). 3) Bravo-M., s. Bravo 4).

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 563.
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