Nieswurz

[946] Nieswurz, 1) die Pflanzengattung Helleborus; 2) bes. Schwarze N., deren Art von ihr stammt: A) die Schwarze N. (Radix hellebori nigri), rundlicher, braunschwarzer, mit frisch fleischigen, strohhalmsdicken, getrocknet dünneren, zerbrechlichen, innen gelblichweißen, einige Zoll langen Fasern besetzter Wurzelstock, von scharfem, bitterlichem, ekelhaftem, beim Kauen ein lang anhaltendes Gefühl von Schärfe, u. von eine Art Erstarrung der Zunge hinterlassendem Geschmack, oft mit den Wurzeln von Helleborus viridis, H. foetidus, Adonis vernalis, Aconi tum napellus u.a. verwechselt u. verfälscht, jetzt weniger als sonst, meist nur als Nieswurzelextract (s.d.) im Gebrauch; 3) Veratrum nigrum; 4) Actaea spicata; 5) Weiße N., Veratrum album u. Loelianum, von ihr stammt B) die Weiße N. (Radix hellebori albi), ein walzenförmig-konischer, außen graubrauner, runzlicher, mit den Narben der abgeschnittenen Fasern bezeichneter, innen weißer Wurzelstock ohne Geruch, aber von sehr scharfem, brennendem, bitterem, lange ein Gefühl von Trockenheit im Munde zurücklassendem Geschmack: als Staub in die Nase gezogen sehr heftig u. selbst Gefahr bringend zum Niesen reizend, gekaut heftiges Brennen u. Entzündung der Mundhöhle erregend, verschluckt Angst, Leibschmerzen, häufige blutige Stühle, Blutbrechen, Magenentzündung. Krämpfe, Convulsionen, Schwindel, Ohnmachten, Dilirien u. oft den Tod verursachend, äußerlich aufgelegt Hautentzündung u. Blasen hervorbringend; wurde dessen ungeachtet ehedem gegen Melancholie u. mehre andere Krankheiten, äußerlich gegen die Krätze u. hartnäckige Hantkrankheiten empfohlen, auch in der Thierarzneikunst als Brech- u. Purgirmittel bei Hunden u. Schweinen, auch äußerlich in eine durchstochene Hautfalte geschoben (Nieswurzelstechen) zur Bildung künstlicher Geschwüre gebraucht, auch zur Bereitung eines Pfeilgiftes benutzt. Bei den Alten war sie als gegen den Wahnsinn von Nutzen, u. Jemandem N. empfehlen, hieß, ihn für nicht richtig im Kopf halten. Gegenmittel bei einer durch sie geschehenen Vergiftung sind Milch u. schleimige einhüllende Getränke. Sie enthält ein eigenthümliches Alkaloid (s. Veratrin); 6) Grüne N., Helleborus viridis; 7) Stinkende N., He lleborus foetidus, s.u. Helleborus; 8) Fenchelblätterige N., Adonis vernalis; 9) Gelbe unechte N., Trollius europaeus; 10) N. des Hippokrates (Helleborus orientalis), s.u. Helleborus; 11) Sedum acre.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 11. Altenburg 1860, S. 946.
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