Nothomb

[138] Nothomb (spr. Nothong), 1) Jean Baptist Baron N., geb. 3. Juli 1805 in Messancy im Luxemburgischen; studirte die Rechte in Lüttich u. ließ sich dann als Advocat in Brüssel nieder. Die durch die Septemberereignisse 1830 in Brüssel entstandene preußische Regierung wählte ihn zum Mitglied des Verfassungscomités, wo er die republikan. Elemente bekämpfte. Bei dem im November d.J. in Brüssel zusammengetretenen Nationalcongreß war er einer der vorzüglichsten Stimmführer, welche für ein erblich-monarchisch-constitutionelles Regierungssystem wirkten. Nach Auflösung der provisorischen Regierung wurde er Generalsecretär für die Unterhandlungen mit der in London zusammengetretenen Conferenz der Großmächte über die Ausgleichung der in den Niederlanden ausgebrochenen Wirren. Besondern Antheil nahm er an der Aufstellung der achtzehn Artikel, die Constituirung des Königreichs Belgiens (s.d., Gesch. VI.) betreffend, so wie er auch die Wahl des Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zum König von Belgien lebhaft betrieb. Nach Einführung der neuen Verfassung 1831 wurde er Deputirter für Arlon u. behielt in allen Ministerkrisen bis 1837 seine Stelle als Generalsecretär im Cabinet, worauf er Vorstand des neuerrichteten Ministeriums für öffentliche Bauten, der Marine, der Miliz u. der Posten wurde, welches Portefeuille er bis 1840 verwaltete u. hierauf zum Gesandten am Deutschen Bundestage zu Frankfurt ernannt wurde; 1842 wurde er zum Baron erhoben u., mit dem Ministerium des Innern betraut, an die Spitze des Cabinets gestellt; 1844 trat er aus dem Ministerium u. wurde im Juni 1845 Gesandter in Berlin, was er jetzt (Ende 1860) noch ist. Er schr.: Essai historique et politique sur la révolution belge, Brüssel 1834; Péage des routes, ebd. 1838; Travaux publics en Belgique 1830–1839, ebd. 1840. 2) Alphonse, Bruder des Vor., geb. 1815, war 1853–55 Generalprocurator am Appellhof zu Brüssel u. vom 30. März 1855 bis 9. Nov. 1857 Justizminister, als welcher er streng die katholische Partei vertrat.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 138.
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