Obstruction

[196] Obstruction (Obstructio alvi, Stuhlverhaltung, Stuhlverstopfung), mangelnde od. wenigstens gehemmte Ausleerung des Darmkothes. Die O. findet in sehr verschiedenem Grade statt u. wird durch verschiedene Ursachen bedingt, so durch entzündliche Zustände des Darmes u. seines Zubehörs, durch Blutanhäufung in den Schleimhäuten des Darmkanals (sogenannte Venöse Abdominalplethora); durch Trockenheit im Darmkanal, bes. mangelnde Absonderung der Galle, des pankreatischen Saftes u. der Darmsäfte selbst, od. durch zu schnelle Wegsaugung derselben bei vermehrter Ausscheidung der Haut u. der Nieren, wodurch im gelindesten Grade der Darmkoth trocken u. fest wird (Hartleibigkeit, Alvus sicca); ferner durch Erschlaffung der Darmmuskeln bis zu lähmungsartigen Zuständen, durch Krampf wie bei Kolik u. endlich durch mechanische Hindernisse im Darmrohr u. seinen Mündungen, wie Darmverschlingung, Ineinanderschiebung derselben, Verengerungen u. Verwachsungen im Darmkanal od. im Bauchfell, innere u. äußere Einklemmung der Därme (Hernien), Verzerrung u. Verstauchung der Därme, Verstopfung der Darmhöhle durch verhärtete Kothmassen, fremde Körper, Würmer u. Darmsteine. Zuweilen ist die O. gar nicht als krankhafte Erscheinung zu betrachten, indem es Personen giebt, die nur alle zwei, drei u. mehr Tage einmal Ausleerung haben u. sich beim Gegentheil weniger wohl befinden. Außerdem hängt die Häufigkeit der Ausleerung von der Menge u. Beschaffenheit der Nahrung ab. In Folge der O. u. der dabei stattfindenden gewaltsamen Anstrengung kommt es zu Blutcongestionen nach dem Kopfe, zu Kopfschmerz, zuweilen auch zu Brustbeklemmungen nicht allein durch Blutandrang, sondern auch durch Heraufdrängen des Zwerchfells durch die aufgeblähten Därme. Oft sich wiederholende O. erzeugt Stockungen des Blutes im Verdauungsapparat (Abdominatplethora, gastrische Zufälle) Venenerweiterungen des Mastdarms (Varices), fahle Gesichtsfarbe, Verstimmung des Gemüthes, übelriechende Hautausdünstung u. Ausschläge od. Kolik, Erbrechen u. gar Darmentzündung od. endlich Kothbrechen (Miserere, Ileus). Die Heilmittel sind je nach der Ursache sehr verschieden. Oft reicht man mit Abänderung der Lebensweise aus, Vermeidung von Nahrungsmitteln, welche die O. befördern, u. Genuß solcher Dinge, die wie Obst, Kaffee mit Mitch od. Butter den Abgang begünstigen. Die mildesten Mittel sind Klystiere u. Ricinusöl; ferner werden noch gebraucht Seunesblätter (Wiener Tränkchen, St. Germainthee), Tamarindenmuß, Glauber- u. Bittersalz, sowie Bitterwasser; Volksmittel sind die K. K. Blutpillen, Morison'sche Pillen etc.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 196.
Lizenz:
Faksimiles:
Kategorien:
Ähnliche Einträge in anderen Lexika