Oléron

[271] Oléron, 1) so v.w. Oloron; 2) Insel an der Westküste von Frankreich, am Ausflusse der Charente u. Seudre in den Biscayischen Meerbusen (Atlantischer Ocean), gehört zum Departement Charenteinférieure, hat 41/2 QM., ist von der Insel Ré durch die Meerenge Pertuis d'Antioche u. vom Festlande durch die Pertuis de Maumasson getrennt, westlich felsig, östlich mit Sandbänken umgeben; bringt Getreide, Branntwein, Seesalz; 17,200 Ew., meist reformirt, Fischer; hat 2 Städte (S. Pierre d'O. u. Château d'O.), 4 Flecken u. mehre Dörfer mit Börse, Handelsgericht, Hafen; 3000 Ew.; Hauptstadt: Château d'O., festes Schloß; 2400 Ew.; für die hier Handel treibenden Einheimischen u. Fremden gab König Eduard I. von England das Oleronische Recht (La ley Olyroun, Rôles, Jugements od. Lois d'Oléron), durch Richard I. verbessert u. vermehrt. – Die Insel O. hieß im Alterthume Uliarus, gehörte früher zu Aquitanien u. kam dann an England. Hier wurde 1287 Friede zwischen König Jakob von Sicilien u. Karl II. von Neapel unter englischer Vermittelung geschlossen. Im 16. Jahrh. nahmen die Rocheller die Insel, 1623 aber nahm sie ihnen Ludwig XIII. ab, u. sie wurde zu Ende des 18. Jahrh. nebst der Insel Ré als Punkt u. zur Deckung des Ausflusses der Charente befestigt, wo Montalembert zuerst seine Ideen in Ausführung brachte. In der Französischen Revolution wurde sie durch Decret am 9. Octbr. 1709 Verbannungsort.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 271.
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