Charente

[867] Charente (spr. Scharangt), 1) Fluß in Frankreich, entspringt im Departement Haute-Vienne bei Cheronac, fließt nordwestlich ins Departement Vienne, dann südwestlich ins Departement Ch., nimmt da die Tardoire mit Bandiat, Argent, Antoine u. Né auf u. wird bei Montignac schiffbar, fließt darauf wieder nordwestlich ins Departement Ch. inférieure, nimmt da die Boutonne u. Seugne auf u. fällt bei Soubise, der Insel Oléron gegenüber, in den Atlantischen Ocean; ist 46 Meilen lang, wovon 24 Meilen schiffbar, sehr fischreich u. führt Perlen. Nach ihm sind benannt: 2) das Departementder Ch.; besteht aus dem ehemaligen Angoumois u. aus Theilen von Saintonge u. Limousin; grenzt an die Departements Deux-Sèvres, Vienne, Haute-Vienne, Dordogne u. Ch. inférieure; hügeliges (Ausläufer der Berge von Limousin), zum Theil haidiges Land mit Kalkboden, durchflossen von der Ch., Vienne, Nizonne, Dronne. Angeira; viele Teiche, Weiher, Sümpfe, Grotten u. Höhlen (bemerkenswerth namentlich die von Rancogne u. La Rochefoucauld); Klima mild, nur an den Sümpfen ungesund, häufige Stürme, reine klare Luft; bringt Blei, Eisen, Spießglanz, Kalk, schöne Waldungen, sehr viele eßbare Kastanien (theilweis das Brod ersetzend, auch als Viehfutter benutzt), weniger Obst, Trüffeln, allerhand vierfüßiges Wild u. wildes Geflügel; Beschäftigung: einiger Getreide-, Hanf-, bes. Leinbau, Viehzucht, viel Weinbau, Cognacbereitung, Fabrikation von Papier, groben Tüchern, Fayance, Leder, Leinwand etc.; zerfällt in die 5 Arrondissements: Angoulème, Ruffec, Cognac, Confolens u. Barbezieux, mit 29 Cantonen, 107,04 QM. u. (nach der Volkszählung von 1856) 378,721 Einw.; die Eisenbahn von Tours nach Bordeaux durchschneidet dieses Departement; Hauptstadt: Angoulème; u. 3) das Departement Nieder-Ch. (Ch. inférieure), aus den ehemaligen Aunis u. Saintonge (zum Theil) gebildet, grenztan die Departements Vendée, Deux-Sèvres, Charente, Dordogne, Gironde u. den Atlantischen Ocean; schwachhügeliges, an den Küsten sandiges u. felsiges, selbst morastiges, aber im Allgemeinen sehr fruchtbares Land; Flüsse: Ch. (mit der Seugne u. Boutonne), Gironde, Sèvre, Niortaise, Seudre u. v. a.; hat einige Kanäle zur Entsumpfung der Moräste, mildes, gesundes, nur an den Morästen ungesundes Klima; bringt Getreide (wegen vernachlässigten Ackerbaues nicht hinreichend), viel Wein (bes. rothen, viel zu Branntwein verwendet; über 20 QM. Weinberge), Obst (gute Kastanien, Nüsse, Pflaumen), Safran, Rindvieh-, Pferde- u. Schafzucht, Wild, Fische, Austern (von Marennes), wenig Mineralien (durchsichtige Kiesel), Seesalz, Mineralwasser; hat wenig Industrie: einige Fabriken in Webereien, Porzellan, Glas, doch ausgebreiteten Handel, namentlich in Wein (jährlich über 20 Millionen Francs); zerfällt in die 6 Arrondissements: La Rochelle, Marennes, St. Jean d'Angely, Jonsac, Rochefort u. Saintes; mit 40 Cantonen 130,32 QM. u. (nach der Volkszählung von 1856) 474,828 Ew.; Hauptstadt: La Rochelle.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 3. Altenburg 1857, S. 867.
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