Parry [1]

[711] Parry (spr. Pärri), William Eduard, geb. 19. Dec. 1790 in Bath, Sohn des als Schriftsteller bekannten Arztes Caleb Hillier P.; diente seit 1803 als Midshipman auf dem englischen Schiffe Stadt Paris, befehligte später im Belt ein Kanonenboot, drang 1811 zum Schutze des Wallfischfangs bis zum 76° nördlicher Breite, machte auch Regeln zur Bestimmung der Polhöhe, mittelst Beobachtung der Fixsterne, bekannt. 1818 erhielt er bei der Aufsuchung der nordwestlichen Durchfahrt des Capitän Roß die Führung des zweiten Entdeckungsschiffes [711] Alexander; 1819 unternahm er eine zweite Expedition, drang durch den vorher unbekannten Lancastersund u. die Barrowstraße in den Melvillesund bis jenseits des 110° der westlichen Länge von Greenwich vor, überwinterte im Winter in Harbour u. erhielt bei seiner Rückkehr im Novbr. 1620 den von der Regierung ausgesetzten Preis von 5000 Pfd. Sterl., welche auf das Erreichen des 110. Längengrades gesetzt war. 1821–24 unternahm er nebst dem Capitän Lyon eine dritte Nordwestpolfahrt u. kehrte im Novbr. 1824 zurück, 1824 bis Octbr. 1825 aber eine vierte Fahrt, auf welcher er eines seiner beiden Schiffe, die Furie, in der Prinzregenteinfahrt verlor. 1827 ging P. mit dem Schiffe Hekla zu einer neuen Expedition ab, kehrte jedoch bereits im October desselben Jahres zurück. 1829 wurde er vom König Wilhelm IV. in den Ritterstand erhoben, war 1829 bis 1834 Commissär der Ackerbaugesellschaft in Australien, erhielt 1837 den Auftrag, den an die Admiralität übertragenen Packetpostdienst zu organisiren, wurde dann Comptroller of Steam Machinery u. Generalinspector des Haslarhospitals, 1852 Contreadmiral der Blauen Flagge, 1853 Gouverneur des Marinehospitals zu Greenwich u. st. am 8. Juli 1855 im Bade Ems. Er schr.: Journal of a second voyage for the discovery of the Northwest passage, performed in the years 1821–1823, Lond. 1824; dazu Appendix containing the natural history etc.; Journal of a third voyage 1824, Lond. 1826; deutsch Vier Reisen nach dem Nordpol, ebd. 1833, 5 Thle; Narrative of an attempt to reach the North Pole. Lond. 1828 u. Four voyages to the North Pole, ebd. 1833, 5 Bde. Vgl. Memoir of Sir W. E. P. Lond. 1857. Nach seinem Namen sind in neuerer Zeit die zahlreichen Inseln des Nordpolarmeeres zwischen Nord-Devon u. der Prinz Patrickinsel Archipel der Parryinseln, die südlich von Nord-Devon u. westlich von der Baffinsbai u. der Davisstraße gelegenen Gruppe der Bassin-Parry-Archipel (s.d.) u. die nördlichste Gruppe der Bonininseln im Stillen Ocean zwischen Japan u. dem Marianenarchipel (Nordwestliches Polynesien) Parrygruppe genannt worden.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 12. Altenburg 1861, S. 711-712.
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