Retinit

[65] Retinit (Bernerde), fossiler harzähnlicher Körper, findet sich gewöhnlich in gelben, zuweilen auch undurchsichtigen, dunkelgefärbten, abgerundeten Stücken von verschiedener Größe; er besitzt meist eine krummschalige Structur, ist spröde u. hat einen muscheligen Bruch; specifisches Gewicht = 1,044 bis 1,069; bei 140 bis 180° wird er durchscheinend u. elastisch wie Kautschuk, bei 250° schmilzt er zu einer ölartigen Flüssigkeit u. gibt bei der trockenen Destillation einen unangenehm riechenden Theer, eine ameisensäurehaltige Flüssigkeit u. gasförmige Producte. Die helleren Stücke fand Schrötter nach der Formel, C12H9O, zusammengesetzt; sie erwiesen sich aber als ein Gemenge u. konnten durch Alkohol, Äther, Terpentinöl u. andere Lösungsmittel in einfache Harze zerlegt werden, die aber nicht näher untersucht worden sind. Johnston untersuchte einen R. aus einem Braunkohlenlager von Bovey, derselbe war braun, selten dicht u. glänzend gewöhnlich mit unorganischen Substanzen, mit Überresten von Coniferennadeln gemengt, wodurch er ein erdiges Ansehen erhält. Er löst sich größtentheils in dunkelbrauner Farbe in Alkohol auf, beim Verdunsten der alkoholischen Lösung blieb ein hellbraunes Harz zurück, Retinsäure, C40H27O6, sie beginnt bei 120° C. zu schmelzen, ist bei 160° flüssig u. wird etwas über 200° zersetzt. Der R. findet sich hauptsächlich in der Braunkohle, so zu Laubach im Vogelsgebirge, bei Halle, Bovey Tracey in Devonshire, Wildshuth in Salzburg zwischen bituminösem Holz, Klobank in Mähren,[65] im Torf von Osnabrück. Dem R. sehr ähnlich, in manchen Eigenschaften aber abweichend, ist der Retinasphalt.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 65-66.
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