Saint-Priest

[768] Saint-Priest (spr. Säng Prih), 1) François Emanuel Guignard Comte de St. P., geb. 1735 in Grenoble, trat 1750 in die Armee, machte 1753 als Malteser einen Kreuzzug mit, focht 1760 als Generalquartiermeister des Herzogs von Broglio in Deutschland u. 1762 in Portugal mit u. war 1763–1767 französischer Gesandter in Lissabon u. dann bis 1785 in Constantinopel u. 1787 Gesandter im Haag; er trat 1788 in den Staatsrath u. wurde 1789 Minister des Innern; allein bald der Nationalversammlung verdächtig, nahm er 1790 seine Entlassung u. des Hochverraths angeklagt, entfloh er; 1795 war er zu Verona als Minister Ludwigs XVIII. u. begleitete den König nach Blankenburg u. Mietau. Er blieb bis 1814 in Rußland, worauf er nach Frankreich zurückkehrte u. 1815 Pair wurde; er st. als Generallieutenant 26. Febr. 1821 u. schr.: Examen des assemblées provinciales 1787; seine hinterlassenen Memoiren blieben ungedruckt. 2) L. A. Emanuel de St. P., ältester Sohn des Vorigen; ging beim Beginn der Revolution nach Rußland, nahm dort Dienste u. machte als russischer Generalmajor die Feldzüge 1812, 1813 u. 1814 mit, befehligte nach dem Waffenstillstand das in den Schlesisch-böhmischen Gebirgen aufgestellte Corps von 8000 M., welches später zu Langeron stieß, zeichnete sich bes. in letzterem Kriege durch Thätigkeit aus u. fiel den 7. März 1814 bei dem Angriffe der Franzosen auf Reims. 3) Armand, Bruder des Vorigen, trat ebenfalls in russische Militärdienste u. wurde Civilgouverneur von Odessa; 4) Alexis, s. Priest; 5) Felix Comte de S.-P. Caraman, Pair von Frankreich, General a. D., vormaliger französischer Gesandter zu Madrid, wurde 1849 vom Departement Hérault in die Nationalversammlung gewählt u. war 1850 legitimistischer Bevollmächtigter am Wiesbadener Congresse.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 768.
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