Sapiēha

[884] Sapiēha, fürstliches Geschlecht, von Narimund, dem zweiten Sohne des Herzogs Gedymin von Lithauen (st. 1328), gestiftet; dessen ältester Sohn Punigaylo blieb bei dem Heidenthum, er, od. erst sein Sohn Sunigal, in der Taufe Simeon genannt u. 1420 gest., erhielt den Beinamen S. Von seinen fünf Söhnen pflanzten zwei das Geschlecht fort u. stifteten zwei Linien, deren polnisch-lithauische Fürstenwürde 1700 vom deutschen Kaiser anerkannt wurde. A) Die ältere od. Kodensche, j. S.-Kodenski, wurde gestiftet von Iwan S. u. ist seit 1831 in Galizien ansässig, erhielt 1840 die Anerkennung ihrer Fürstenwürde vom Kaiser von Österreich u. hat ihre Residenz in Krasinczyn bei Przemysl. B) Die jüngere od. severische Linie, j. S,-Rozinski, siedelte sich mit ihrem Stifter Bogdan, Iwans Bruder, in Severien an, wo sie blieb, bis sie nach langer Zeit nach Lithauen zurückkehrte. Merkwürdig sind: 1) Jan S., geb. 1430, Wojwode in Podlachien, Großkanzler von Lithauen; ging als Gesandter nach Rom u. 15mal nach Moskau; st. 1519. 2) Leo S., geb. 1557, Urenkel des Vor.; war als Student in Leipzig Protestant geworden (trat jedoch später zur Katholischen Kirche zurück), focht mit König Stephan Bathori 1579 gegen die Russen, schloß 1582 mit Czar Fedor den Waffenstillstand von Moskau u. betrieb nach Bathoris Tode die Wahl Sigismunds III. von Schweden als König von Polen; als Großkanzler von Lithauen stiftete er dort ein Obergericht u. machte sich um die Gesetzgebung des Landes hochverdient. Als 1609 der Krieg mit Rußland wieder begann u. Smolensk u. andere Theile von Rußland erobert wurden, protestirte er gegen die Vereinigung der eroberten Länder mit Polen, weil dieselben zu Lithauen gehörten. 1625 wurde er zum Großfeldherrn von Lithauen ernannt u. führte den Oberbefehl des polnischen Heeres gegen Gustav Adolf von Schweden, welchem er nach dem Siege bei Liwen Dünaburg, Kreuzburg u. mehre feste Plätze in Kurland wegnahm. S. st. 1633. 3) Jan Piotr S., Starost von Uswiate, geb. 1569, machte unter Hetman Chodkiewicz den Feldzug gegen Schweden mit, wo er sich bes. bei Kirchholm auszeichnete, u. zog dann dem falschen Demetrius mit den Polen gegen Rußland zu Hülfe, wo er durch seine wilde Tapferkeit in Rußland gefürchtet wurde; er st. 1611 in Moskau. 4) Fürst Kazimierz, geb. 1750 in Warschau, ward in Frankreich militärisch gebildet, proclamirte mit Malachowski die Constitution von 1791, protestirte gegen die Targowiczer Conföderation, commandirte 1792 die polnische Artillerie, diente 1793 u. 1794 unter Kosciuszko, verpflanzte den Aufstand nach Lithauen, verließ Polen erst, nachdem alle Hoffnung hin war, u. st. in Wien 1797. 5) Alexander, geb. 1770 in Paris, erhielt seine Bildung in Polen, widmete sich bes. den Naturwissenschaften, bereiste dann die slawischen Länder Österreichs, welche Reise er 1811 herausgab, u. st. 1812. Jetziger Chef der Linie S.-Kodenski ist 6) Fürst Leo, Sohn des Vor., geb. 18. Sept. 1802; war 1848 Mitglied des Slawencongresses in Prag u. Abgeordneter beim Reichstage in Kremsier u. ist österreichischer erblicher Reichsrath[884] u. Landmarschall für Galizien; seit 1825 vermählt mit Hedwig geb. Gräfin Zamoyska; sein Sohn Prinz Adam ist 1828 geboren.

Quelle:
Pierer's Universal-Lexikon, Band 14. Altenburg 1862, S. 884-885.
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